Es war eine Premiere für den neuen Oberbürgermeister. Dieter Reiter lud gestern Abend zum ersten Mal zum Kulturempfang der Stadt ins Münchner Stadtmuseum. Rund 550 Kulturschaffende aus allen Sparten waren zu dem Empfang gekommen.
Der Ort war nicht zufällig gewählt: „Kultur muss für alle Menschen zugänglich sein – ob in den Stadtteilen oder im neu eröffneten Deutschen Theater. Nachdem der Stadtrat jetzt grünes Licht für den zweiten, umfassenden Teil des programmatischen Umbaus für das Stadtmuseum gegeben hat, können wir auch an diesem Ort diesen Anspruch noch stärker heraus arbeiten,“ sagte OB Reiter in seiner Begrüßungsrede im Innenhof des Stadtmuseums. „Es soll in Zukunft zu einem noch lebendigeren Kommunikationsort werden, zu einem Forum für urbane Themen.“ Der Kulturempfang der Stadt findet jedes Jahr an einem anderen Ort statt. 2012 in der damals frisch erneuerten Villa Stuck, letztes Jahr im Garten des neu renovierten Lenbachhauses.
Mehr als 171 Millionen Euro gebe die Stadt allein dieses Jahr für Kultur aus, berichtete Reiter bei dem Empfang. Das sei mehr als in den Jahren zuvor. Die freie Szene und die Stadtteilkultur würden ebenso mit zusätzlichem Geld ausgestattet wie auch die städtischen Sammlungen.
Das Münchner Literaturarchiv Monacensia werde saniert und zu einem Ausstellungsarchiv umgebaut. In Giesing und im Westend richte die Stadt neue Stadtteilbibliotheken ein, die größer und besser ausgestattet seien, sagte Reiter. Das seien aber nur einige der Glanzlichter für die nächsten Monate und Jahre. Dazu gehöre auch die Sanierung des Münchner Gasteig – mit entsprechender Verbesserung der Philharmonie, wie Reiter betonte. „Alles andere macht für mich keinen Sinn.“
Auch das NS-Dokumentationszentrum, das die Stadt gemeinsam mit dem Bund und dem Freistaat Bayern auf dem Gelände des ehemaligen „Braunen Hauses“ errichtet, hob Reiter besonders hervor. Es wird am 30. April 2015, dem 70. Jahrestag der Befreiung Münchens durch die US-Streitkräfte, eröffnet.
„Eine lebendige Kunst- und Kulturstadt ist zugleich auch das Lebenselixier für ein weltoffenes, tolerantes, multikulturelles München, in dem kein Platz ist für Rechtsextremismus, Rassismus und die Ausgrenzung von Minderheiten“, betonte Reiter. Er nannte dabei ausdrücklich auch die Initiative „Kunst und Kultur für Respekt“, zu der sich mehr als 30 Münchner Theater, Orchester, Museen, Bildungseinrichtungen sowie Kunst- und Kulturschaffende zusammengeschlossen haben, um sich gegen rechte Hassprediger zu positionieren.
Unter den Gästen beim Kulturempfang im Innenhof des Münchner Stadtmuseums waren neben der Hausherrin Dr. Isabella Fehle zahlreiche bekannte Kulturschaffende wie Luise Kinseher, Sigi Zimmerschied, Dieter Hanitzsch, Uli Bauer und Amelie Fried. Anwesend waren auch die Münchner Ehrenbürgerin Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle, Altoberbürgermeister Christian Ude und Stadtdekanin Barbara Kittelberger. Aus den Reihen des Stadtrats waren bei dem Empfang vertreten Bürgermeister Josef Schmid, Beatrix Burkhardt, Kristina Frank, Ulrike Grimm, Dr. Evelyne Menges, Marian Offman, Richard Quaas (alle CSU-Fraktion), Alexander Reissl, Klaus-Peter Rupp, Julia Schönfeld-Knor, Dr. Constanze Söllner-Schaar, Christian Vorländer, Beatrix Zurek (alle SPD-Fraktion) und Johann Altmann (Fraktion Bürgerliche Mitte – Freie Wähler/ Bayernpartei) sowie die berufsmäßigen Stadtratsmitglieder Dr. Thomas Böhle, Rosemarie Hingerl, Dr. Hans-Georg Küppers, Axel Markwardt und Professorin Dr. (I) Elisabeth Merk.
(teilweise voraus)
OB Reiter kondoliert zum Tode von Lorin Maazel
Mit einem Schreiben an die Witwe Dietlinde Turban-Maazel kondoliert Oberbürgermeister Dieter Reiter zum Tode von Lorin Maazel: „Mit tiefer Betroffenheit habe ich erfahren, dass Ihr Mann, dem Münchens Musikbegeisterte so viele schöne Stunden zu danken haben, verstorben ist. Zu diesem schmerzlichen Verlust spreche ich Ihnen und allen Angehörigen im Namen des Stadtrates der Landeshauptstadt München und persönlich unser herzliches Mitgefühl aus.
Es war ein Schock für das Orchester, als er erst vor wenigen Wochen seiner fragilen Gesundheit wegen als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker zurückgetreten ist. Alle hofften auf eine baldige Genesung und seine Rückkehr ans Pult – vergebens. War er doch ein von allen bewunderter und respektierter Maestro, einer, der den Musikerinnen und Musikern Sicherheit gab und sie zu ungeahnten künstlerischen Höhen zu führen verstand. Ein Virtuose, der sich auch den Herausforderungen schwierigster Partituren mit Bravour stellte, der die zahlreichen von ihm geleiteten Orchester in aller Welt zu fordern und zu fördern verstand und der Millionen Menschen glückvolle Erlebnisse im Kosmos der Musik schenkte.
Ob als künstlerischer Leiter und Chefdirigent der Deutschen Oper Berlin (1965 - 1971), als Music Director des Cleveland Orchestra (1972 - 1982), als Direktor und Chefdirigent der Wiener Staatsoper (1982 - 1984), als Music Director des Pittsburgh Symphony Orchestra (1988 - 1996) oder als Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks (1993 - 2002), als Musikdirektor des Opernhauses in Valencia, als Maestro der New Yorker Philharmoniker (2002 - 2009) und ab September 2012 als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, es gelang ihm immer, den jeweiligen Klangkörper zu neuen Höhen zu führen. Er verstand sich als Dienstleister am Werk, mit Akkuratesse und Präzision und doch elegant und geschmeidig. Im lebendigen Dialog mit den Orchestermitgliedern entwickelte er eine unvergleichliche Strahlkraft. München, das ihm zur zweiten Heimat geworden war, hat ihm, sei es in seiner Zeit als Chefdirigent des BR-Symphonieorchesters oder zuletzt am Pult der Münchner Philharmoniker, eine Vielzahl musikalischer Sternstunden, die immer in Erinnerung bleiben werden, zu verdanken.
Auch sein begeisterndes Engagement für den musikalischen Nachwuchs, für den er immer ein offenes Ohr hatte, und seine vielfältigen karitativen Leistungen trugen dazu bei, dass er, der sachliche Distanz mit sanftem Humor und Selbstironie zu verknüpfen verstand, eine unvergleichliche Persönlichkeit war, die sowohl als Dirigent wie auch als Komponist Musikgeschichte geschrieben hat.
Es mag Ihnen ein kleiner Trost sein, dass sein umfangreiches Schaffen, sein hohes künstlerisches Vermögen, das er auch durch viele Einspielungen eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat, durch eben diese lebendig und auch für künftige Generationen erfahrbar bleiben wird.
Ich wünsche Ihnen für die kommenden schweren Wochen viel Kraft in dem Wissen, dass das Lebenswerk Ihres Mannes nie vergessen werden wird. Sein Tod ist ein großer Verlust für uns alle. Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.“