Auf den richtigen Zeitpunkt kommt es an: wie trägt die SWM konkret dazu bei, beim bevorstehenden Anschluss des 4. Bauabschnitts der Messestadt Riem an die M-Geothermie die bekannten Probleme mit zu hohen Rücklauftemperaturen zu vermeiden?
Anfrage Stadträte Marian Offman, Hans Podiuk, Manuel Pretzl und
Sebastian Schall (CSU-Fraktion) vom 25.06.2014
Antwort Bürgermeister Josef Schmid, Leiter des Referats für Arbeit und Wirtschaft:
In Ihrer Anfrage vom 25.06.2014 führen Sie als Begründung aus:
„Die CSU-Stadtratsfraktion steht ohne Wenn und Aber hinter der Nutzung des geothermischen Potentials des Münchner Molassebeckens. Um dieses Potential möglichst wirtschaftlich zu heben, bedarf es bei dieser Wärmequelle stärker als bei anderen besonderer technischer Sorgfalt, um die so genannte Rücklauftemperatur so weit wie technisch und hygienisch möglich abzusenken, also eine hohe „Temperaturspreizung“ zwischen Vorund Rücklauf hinzubekommen. Die SWM haben daher nach ihren Angaben in die Anschlussverträge in der Messestadt flächendeckend die Klausel aufgenommen, dass die Rücklauftemperatur 45 Grad C nicht überschritten werden dürfe, was durch Auslegung der Heizanlage bauseits sicherzustellen sei.
Wie auf einem in der Fachwelt vielbeachteten Fachforum des Bauzentrums München am 4.12.2013 /1/ erstmals von der SWM öffentlich dargelegt wurde /2/, liegen die Rücklauftemperaturen in der Messestadt durch die Bank deutlich über dem vorgegebenen Maximalwert von 45 Grad C (siehe Folie /2/ ). Je geringer der Raumwärmebedarf ist, desto stärker tritt die Überschreitung auf.
Wie die SWM hier aufzeigen, sinkt dadurch das Heizleistungspotential der Riemer Geothermie-Quelle von 13,7 MW auf 6,8 MW. Das ist natürlich Verschwendung pur.
Nun ist es aber durchaus so, dass zunehmend technische Lösungen bekannt werden (z.B.
/3,4/), wie das Problem praxisgerecht gelöst werden kann. Auch die SWM beteiligen sich aktiv an einschlägigen, angewandten Forschungsvorhaben, wie z. B. PUNEF /5/ und LowEX /6/. Auch die SWM verweisen immer wieder auf ihre Beratungsangebote.Nun bestünde aber jetzt die letzte Chance, bei der laufenden Bebauung des 4. Bauabschnittes der Messestadt all’ die Erkenntnisse der letzten eineinhalb Jahre über die suboptimale Situation bei der Einführung der Geothermie in ein entsprechendes, auf Fehlervermeidung ausgerichtetes M-Kundenbetreuungsmanagement der SWM einfließen zu lassen.
Aus Sicht der Fragesteller müsste es zumindest aus den Komponenten „Abnahme der Planung der Haus-Übergabestation durch die SWM“ und „Abnahme der Haus-Übergabestation durch die SWM im Praxisbetrieb“ bestehen. Dadurch ließen sich Fehler auf der Kundenseite frühzeitig erkennen und beheben – und zwar noch im Rahmen bestehender Gewährleistungsfristen von Planern und Installateuren. Außerdem hätten die SWM-Kunden anschließend mehr Sicherheit. Und die späteren Wohnungseigentümer wären vor unliebsamen Überraschungen gefeit.“
Quelle
/1/ Fachforum „Heizungsoptimierung“ am 4. Dez. 2013 im Bauzentrum München, Vorträge unter
http://www.muenchner-fachforen.de/downloads/
viewcategory/188-20131204fachforumoptimierteheizung
/2/ Vortrag der SWM auf /1/, verfügbar unter
http://www.muenchner-fachforen.de/jdownloads/2013/2013_12_04_
Fachforum_Optimierte_Heizung/07_teubner_swm.pdf
/3/ „Warmwasserbereitung mit Primär-Rücklauftemperaturauskühlung“ aus /1/
http://www.muenchner-fachforen.de/jdownloads/2013/
2013_12_04_Fachforum_Optimierte_Heizung/03_richter.pdf
/4/ http://www.schneider-schaltung.de/
/5/ Anlagensimulation zu Forschungsprojekt „Entwicklung effizienter Fernwärmübergabestationen PUNEF“
http://www.ib-ludwig-langer.de/
ueber-uns.html
/6/ Projektbeteiligte - LowEx-Systeme - Breitenanwendung von Niedertemperatur-Systemen als Garanten für eine nachhaltige Wärmeversorgung
systemen-als-garanten-fuer-eine-nachhaltige-w/
Vorab bedanke ich mich für die entsprechend meiner Zwischennachricht vom 11.07.2014 gewährte Terminverlängerung.Anhand einer Stellungnahme der SWM können Ihre Fragen wie folgt
beantwortet werden:
Frage 1:
Welche Konsequenzen für den 4. BA ziehen die SWM von sich aus aus den Rücklauftemperaturproblemen in den bisherigen Bauabschnitten der Messestadt?
Antwort der SWM:
Auf Grundlage der Erfahrungen der Vergangenheit wurden die internen Prozesse der SWM zur Qualitätskontrolle der Kundenanlagen immer weiter optimiert. Die Prozesse zur Überprüfung der Rücklauftemperatur werden auf alle neu in Betrieb gehenden Kundenanlagen im gesamten Münchner Fernwärmenetz angewendet. Nach Inbetriebnahme der Kundenanlagen werden im Zeitraum des Heizbetriebes die Rücklauftemperaturen durch die SWM erfasst und die Ergebnisse bei Überschreitung an die Vertragspartner kommuniziert. Fallweise werden den Kundinnen/Kunden von den SWM externe Sachverständige zur Seite gestellt.
Frage 2:
Ist insbesondere geplant, im 4. BA vertraglich eine Freigabe der Planung für die jeweilige M-Wärme-Hausübergabestation durch die SWM ausbedingen zu lassen, um Planungsfehler frühzeitig korrigieren zu können?
Antwort der SWM:
Eine vertraglich fixierte Freigabe der Planung kann aus derzeitiger Sicht der SWM nicht erfolgen. Die Überprüfung sämtlicher Komponenten und Auslegung einer Heizungs- und Trinkwarmwasseranlage eines Gebäudes ist üblicherweise nicht im Aufgabenbereich eines Fernwärmeversorgers. Die SWM führen jedoch Plausibilitätsprüfungen der Planung durch, was über das übliche Maß hinausgeht.
Voraussetzung für eine Einhaltung der geforderten Rücklauftemperaturen ist jedoch auch eine Umsetzung der auf Plausibilität geprüften Pläne. Die Realität zeigt, dass die Ausführung der erstellten Heizungs- und Trinkwarmwasseranlagen teilweise von den Planungen abweicht und mängelbehaftet ist. Dies spiegelt sich in den Messergebnissen wider. Jeden einzelnen Schritt der Bauarbeiten zu überwachen, übersteigt die Möglichkeiten der SWM.Frage 3:
Ist vorgesehen, nach Inbetriebnahme der jeweiligen M-Wärme-Hausübergabestation im 4. BA eine zeitnahe Abnahme durch die SWM vorzunehmen, insbesondere was die Einhaltung der Rücklauftemperatur betrifft?
Antwort der SWM:
Wie zu Frage 1 dargestellt, wird eine mehrfache Erfassung und Auswertung der Rücklauftemperaturen der Fernwärmekundenanlagen durch die SWM vorgenommen und an die/den Kundin/Kunden kommuniziert. Die
SWM kontrollieren und dokumentieren mehrfach die Rücklauftemperatur einer jeden Neuanlage.
Ich hoffe, dass Ihre Fragen hiermit beantwortet werden konnten.