„Anna Konjetzky arbeitet seit fast zehn Jahren kontinuierlich als freie Choreografin in München. Dabei sucht sie die Begegnung mit Künstlern anderer Kulturen und Lebensräume. Ihre Arbeiten, die sich an der Schnittstelle von Tanz, Installation und Performance bewegen, sind extrem physisch und sehr oft durch eine ausgeklügelte Licht- und Raumregie strukturiert. Anna Konjetzky arbeitet interdisziplinär und transkulturell. Jedes ihrer Stücke ist ein thematisch angemessenes Formexperiment. Anna Konjetzky setzt ihre Darsteller der Welt aus, die sich darin zu behaupten suchen. Ihr Motto lautet: ,Den Blick durch den Körper auf die Welt richten. Möglichkeiten denken. Risiken nehmen. Zerbrechlichkeit suchen.’ Danach verarbeitet sie Erfahrungen in fremden Kulturen, Begegnungen, Erlebnisse, Fremdheit, Angst und findet dafür den adäquaten körperlichen Ausdruck. Dergestalt komplexe Produktionen erarbeitet sie zusammen mit ihren Tänzern, aber auch mit Musikern, bildenden Künstlern, Filmemachern, und häufig in internationalen Kooperationen. Anna Konjetzky, bereits mehrfach ausgezeichnet, ist eine Künstlerin, die ihren Weg konsequent und beharrlich verfolgt.“
Aus der Jurybegründung für Christine Umpfenbach
„Christine Umpfenbach arbeitet seit Jahren in Projekten, die politische und soziale Themen in dieser Stadt sehr direkt, präzise und ästhetisch überzeugend ansprechen. Beispielhaft ist ihre Produktion ,Gleis 11’, die die Geschichte der Anwerbung von sogenannten „Gastarbeitern“ in den Sech
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ger und Siebziger Jahren am Ort ihrer Ankunft, einem Luftschutzbunker unter dem Münchner Hauptbahnhof, erzählte. Der Kontrast zwischen dem bedrückenden und abweisenden Ort einerseits und der erinnerten Zukunftsoffenheit der Ankömmlinge andererseits, die Konfrontation bürokratischer Präzision bei der Verteilung von Arbeitskraft auf die Orte ihres Einsatzes mit den damit verbundenen Lebensgeschichten der Migranten haben auf hochkonzentrierte und unaufdringliche Art den Blick auf die Entwicklungsmöglichkeiten sozialen Miteinanders gelenkt. Auch für ihr derzeit am Residenztheater gezeigtes Projekt ,Urteile’ zum gegenwärtig in München stattfindenden Prozess gegen die neonazistische Terrorzelle NSU hat sie eine inhaltlich wie ästhetisch überzeugende Perspektive gewählt, indem sie nicht die Täter oder den Prozess in den Mittelpunkt stellt, sondern das soziale Umfeld der Angehörigen der Münchner Opfer. Christine Umpfenbachs Blick ist von großer Empathie und klarem Realitätssinn geprägt. Das hilft ihr dabei, in jedem Augenblick zwischen gut gemeint und gut zu differenzieren. Und sich zuverlässig für Letzteres zu entscheiden.“
Unter den bisherigen Preisträgern des Förderpreises für Tanz waren u.a. die Choreografin Sabine Glenz, der Choreograf und Tänzer Tom Plischke, der mit Katrin Deufert unter dem Theaterlabel „frankfurter küche“ international bekannt wurde und die aus New York stammende Tänzerin Mia Lawrence, die heute künstlerische Koordinatorin und Dozentin an der renommierten
P.A.R.T.S. Schule für zeitgenössischen Tanz von Anne Teresa de
Keersmaeker in Brüssel ist.
Informationen zum Preis unter
www.muenchen.de/kulturfoerderung unter
Stichwort „Preise“.
(teilweise voraus)
Medaille „München leuchtet“ in Gold für Konstantin Wecker
(9.10.2014) In Anerkennung seines künstlerischen Schaffens und gesellschaftspolitischen Engagements ist Konstantin Wecker mit der Medaille „München leuchtet – Den Freundinnen und Freunden Münchens“ in Gold geehrt worden. Oberbürgermeister Dieter Reiter überreichte dem politisch engagierten Künstler die Medaille am Dienstag im Rathaus.
„Von Anbeginn seiner Karriere als Musiker und Schauspieler, Komponist und Poet, Liedermacher und Autor hat Konstantin Wecker immer den
Mund aufgemacht gegen neonazistische Umtriebe, gegen soziale Missstände, für die Anliegen der Friedens-, Umwelt- und Bürgerrechtsbewegung, für Toleranz und Völkerverständigung“, erklärte Oberbürgermeister Reiter. Wecker sei immer ein wacher und kritischer Geist, betonte Reiter und verwies auf Weckers künstlerische Laufbahn im Zeichen des politischen Engagements.
Der 1947 in München geborene Wecker machte sich ab 1968 in der Kleinkunst-Szene einen Namen. Der Durchbruch gelang ihm 1977 mit der Ballade vom „Willy“, die auf dem Album „Genug ist nicht genug“ erschien und die OB Reiter als „Kultlied für uns alle“ bezeichnete. Einem größeren Publikum wurde Wecker durch seine Auftritte in Dieter Hildebrands „Scheibenwischer“ bekannt, in denen er sein kabarettistisches Können unter Beweis stellte.
Als Musiker arbeitete Wecker mit bekannten deutschen und ausländischen Künstlern zusammen, komponierte Musik für zahlreiche Kino- und Fernsehfilme, u.a. für die Münchner Kultserie „Kir Royal“ oder für „Schtonk“ sowie Michael Verhoevens „Die weiße Rose“. Daneben produzierte Wecker viele Kinder- und Familienmusicals und ging mit eigenen Stücken weltweit auf Tournee. Auch als Schauspieler und Autor ist Wecker tätig. So spielte er u.a. in Filmen von Margarethe von Trotta, Oskar Roehler und Marcus H. Rosenmüller mit. Zuletzt veröffentlichte er in diesem Frühjahr mit „Mönch und Krieger: Auf der Suche nach einer Welt, die es noch nicht gibt“ ein literarisches Plädoyer für eine gerechtere Gesellschaft. Wecker habe sich immer politisch eingemischt und Zivilcourage vorgelebt, betonte Reiter. Zum Beispiel als der Musiker vor dem zweiten Irak-Krieg in Bagdad ein „Konzert für den Frieden“ gab oder mit einer Tournee im Osten Deutschlands ein Zeichen gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit setzte.
Wecker nahm die Medaille mit den Worten entgegen, dass er von ganzem Herzen Münchner sei, auch wenn er sich immer wieder an der Stadt gerieben habe.
An der Verleihung nahmen auch die Stadträtinnen und Stadträte Beatrix Zurek und Klaus Peter Rupp (beide SPD-Fraktion), Jutta Koller (Fraktion Bündnis 90/Die Grünen/Rosa Liste), Thomas Ranft (Fraktion Freiheitsrechte, Transparenz, Bürgerbeteiligung) sowie Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers teil.