Das städtische Literaturarchiv Monacensia ist während der Sanierung des Hildebrandhauses weiterhin „auf Tournee“: Vom 15. Oktober bis 8. Februar gastiert die Monacensia mit der Studienraumausstellung „Kultur am Abgrund. Jüdisches Leben am Tegernsee 1900 bis 1933“ im Jüdischen Museum München.
In den malerischen Dörfern rund um den Tegernsee existierte seit Mitte des 19. Jahrhunderts ein kulturell vielfältiges und buntes Leben. Ob jüdisch oder nicht-jüdisch: Einheimische und Sommerfrischler genossen gleichermaßen die Schönheit der Landschaft. Katia Mann, geborene Pringsheim, verbrachte mit ihren Eltern und Geschwistern immer wieder die Sommerfrische am Tegernsee. Später kam sie mit ihrem Gatten Thomas Mann und den gemeinsamen Kindern gerne ins Tegernseer Tal. Der innere Zirkel der Satire-Zeitschrift Simplicissimus traf sich regelmäßig beim bayerischen Schriftsteller Ludwig Thoma, darunter der Karikaturist Thomas Theodor Heine, Sohn einer großbürgerlichen jüdischen Familie aus Leipzig. Nach der Zäsur durch den Ersten Weltkrieg entfaltete sich erneut kulturelles Leben im Tegernseer Tal. Ein Publikumsmagnet war damals die volkstümliche Ganghofer-Thoma-Bühne in Egern. Zu den Aufführungen kamen der Dramatiker Ödön von Horváth, sein Schriftstellerfreund Carl Zuckmayer, die Operettendiva Fritzi Massary und ihr Schwiegersohn, der Schriftsteller Bruno Frank.
Die Ausstellung zeigt Fotos und Dokumente aus dem städtischen Literaturarchiv Monacensia zum kulturellen Leben im Tegernseer Tal. Sie erzählt vom Zusammenleben der Einheimischen mit den zeitweise dort lebenden Künstlern und Schriftstellern und wie sich das Idyll mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten als Täuschung erwies und das kulturelle Miteinander ein jähes Ende fand.
Die Studienausstellung „Kultur am Abgrund. Jüdisches Leben am Tegernsee 1900 bis 1933“ wird am Dienstag, 14. Oktober, 19 Uhr eröffnet. Es sprechen Bernhard Purin, Direktor des Jüdischen Museums München, und Dr. Elisabeth Tworek, Kuratorin der Ausstellung und Leiterin der Monacensia. Der Schauspieler Thomas Birnstiel liest aus Texten von Hedwig Pringsheim, Thomas Mann, Grete Weil und Albrecht Joseph.
Die Ausstellung ist vom 15. Oktober bis 8. Februar 2015, Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, im Studienraum des Jüdischen Museums München, St.-Jakobs-Platz 16, zu besichtigen. Der Eintritt für das Jüdische Museum München beträgt 6 Euro, ermäßigt 3 Euro.
Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm. Nähere Infos unter
www.muenchner-stadtbibliothek.de/monacensia, zum Jüdischen
Museum München unter
www.juedisches-museum-muenchen.de.
Achtung Redaktionen: Pressevorbesichtigung am Montag, 13. Oktober, 11 Uhr. Anmeldung erbeten unter der Rufnummer 41 94 72 15 oder per E-Mail an sylvia.schuetz@muenchen.de