An der Landshuter Allee entlang des Mittlerer Rings gilt ab Mittwoch, 15. Oktober, Tempo 50. Die Maßnahme beginnt im Süden in Höhe der Richelstraße und erstreckt sich auf den Straßenbereich bis auf Höhe der Hengelerstraße im Norden. Bislang konnten Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer mit 60 Kilometer/Stunde fahren. Grund für das Tempolimit: Mit der Drosselung der Geschwindigkeit wird der Verkehr in diesem Bereich flüssiger. „Dies hat eine deutliche Reduzierung von Stickstoffdioxid zur Folge“, sagt Joachim Lorenz, Referent für Gesundheit und Umwelt. Stickstoffdioxid (NO
2) ist neben Feinstaub (PM10) der Luftschad-
stoff, für den die Europäische Union Grenzwerte festgeschrieben hat. Seit Januar 2010 gilt für Stickstoffdioxid der Ein-Stunden-Grenzwert von 200 Mikrogramm/Kubikmeter, der nicht öfter als 18 Mal im Kalenderjahr überschritten werden darf. Der Jahresmittelgrenzwert für Stickstoffdioxid beträgt 40 Mikrogramm/Kubikmeter. „Die Grenzwerte werden aber teils massiv überschritten. In München und in ganz Europa“, sagt Lorenz. An der Landshuter Allee betrug der Jahresmittelwert 2013 81 Mikrogramm/ Kubikmeter; der Ein-Stunden-Grenzwert wurde 2013 50 Mal überschritten, bis 10. Oktober wurde er 2014 24 Mal überschritten. „Mit Tempo 50 können wir die Belastung an der Landshuter Allee Berechnungen des Landesamts für Umwelt zufolge um bis zu 15 Prozent reduzieren. Es geht also nicht darum, Autofahrerinnen und Autofahrer zu gängeln. Es geht um die Luftqualität in unserer Stadt.“
Das Polizeipräsidium München hat vom Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr den Auftrag bekommen, eine stationäre Geschwindigkeitsmessanlage in der Landshuter Allee zu errichten und zu betreiben. Mit dieser Überwachung soll die Einhaltung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 50 Kilometer/Stunde über wacht werden, um eine Verbesserung der lufthygienischen Situation zu erreichen. Nach derzeitigem Sachstand wird laut Polizeipräsidium München eine Inbetriebnahme der Geschwindigkeitsüber wachungsanlage Ende 2014/Anfang 2015 realisierbar sein.
Das Tempolimit an der Landshuter Allee ist, wie auch die Umweltzone, ein Bestandteil des sogenannten Luftreinhalteplans, der regelmäßig fortgeschrieben wird. Die Umweltzone wurde in München zum 1. Oktober 2010 eingeführt und hat mit den weiteren Maßnahmen des Luftreinhalteplans bereits Wirkung gezeigt. Die Fahrzeugflotte der Münchnerinnen und Münchner hat sich deutlich geändert und die Feinstaubbelastung ist stark zurückgegangen. Waren es 2005 an der Landshuter Alle noch 107 Tage, ist 2013 nur an 30 Tagen der Grenzwert überschritten worden. Leider gilt dies nicht in gleichem Maß für die Belastung mit Stickstoffdioxid.
„Das Tempolimit an der Landshuter Allee wird sich bei den NO
2-Werten
bemerkbar machen“, ist Lorenz überzeugt. „Die Grenzwerte werden wir aber auch weiterhin leider nicht einhalten“, so seine Prognose. „Die EU hat hier das Pferd von hinten aufgezäumt: Die Einführung der Grenzwerte in den Mitgliedstaaten war richtig. Allerdings wurden versäumt, der Automobilindustrie gleichzeitig auch strengere Auflagen bei der Produktion von Fahrzeugen zu machen.“ Um die Grenzwerte an der Landshuter Allee einhalten zu können, müsste der Verkehr laut Lorenz um bis zu 80 Prozent reduziert werden. „Das ist aber sicher nicht verhältnismäßig und auch nicht umsetzbar“, betont er. Die prognostizierte Reduzierung der NO
2-Bela-
stung um bis zu 15 Prozent sei aber ein wichtiger und sinnvoller Schritt. „Steter Tropfen höhlt den Stein. Auch bei der Umweltzone gab es viele kritische Stimmen, die Dank ihres Erfolgs immer leiser werden“, so Lorenz. Mit weiteren Tempolimits zur Verringerung der Luftbelastung durch NO
2 ist
ihm zufolge nicht zu rechnen. Bereits 80 Prozent des Münchner Straßennetzes sind Zahlen des Kreisverwaltungsreferats zufolge mit Tempo 30 ausgewiesen. „Und nicht jedes Tempolimit hilft, die Luftqualität zu verbessern. Dies ist nur dann der Fall, wenn der Verkehr durch ein Tempolimit flüssiger wird.“ Der Abschnitt an der Landshuter Allee ist einer Studie des Landesamts für Umwelt zufolge ein solcher Abschnitt. „Am besten ist es ohnehin, wenn das Auto öfter stehen gelassen wird. Ich setze auf öffentliche Verkehrsmittel und das Fahrrad – das ist schnell, bequem und auch gesünder“, sagt Lorenz.