Am 9. November gedenkt München der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die in der Pogromnacht und in den darauf folgenden Jahren entrechtet, deportiert und ermordet wurden. Alle Münchnerinnen und Münchner sind eingeladen, an den Gedenkveranstaltungen zum
76. Jahrestag der „Reichskristallnacht“ teilzunehmen und ein Zeichen gegen das Vergessen und für eine lebendige Erinnerungskultur zu setzen. Im Saal des Alten Rathauses findet um 18 Uhr eine Gedenkstunde statt. Es sprechen Oberbürgermeister Dieter Reiter, Alt-OB Christian Ude und die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbay- ern, Dr. h.c. Charlotte Knobloch. Die Gedenkrede hält der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, General a.D. Wolfgang Schneiderhan. Bereits am Nachmittag des 9. November, von 14 bis 17 Uhr, findet darüber hinaus am Gedenkstein der ehemaligen Hauptsynagoge in der Herzog-Max-Straße (hinter dem Künstlerhaus) eine öffentliche Namenslesung für diejenigen jüdischen Münchnerinnen und Münchner statt, die am Ersten Weltkrieg teilgenommen haben und später vom NS-Regime verfolgt wurden. Mit Kriegsbeginn vor 100 Jahren hatten sich auch sehr viele Juden freiwillig zum Militär gemeldet, denen der „Dienst am Vaterland“ als selbstverständliche Pflicht erschien. Annähernd 100.000 jüdische Soldaten trugen die deutsche Uniform. Über 12.000 verloren im Krieg ihr Leben. 31.000 jüdische Soldaten wurden für ihren Einsatz mit Ehrungen wie dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Aus München dienten etwa 1.800 jüdische Soldaten im Weltkrieg. 180 von ihnen kehrten nicht mehr in ihre Heimatstadt zurück. Auch jüdische Frauen leisteten als Ärztinnen und Krankenschwestern in Lazaretten ihren Beitrag.
Viele ehemalige Soldaten mussten 1933 mit ansehen, wie der Antisemitismus zu einem elementaren Teil der deutschen Staatsräson wurde. Zwischen 1914 und 1918 hatten sie ihr Leben und ihre Gesundheit für Deutschland aufs Spiel gesetzt. Jetzt nahm man ihnen nach und nach alle staatsbürgerlichen Rechte, sie wurden zu gesellschaftlichen Außenseitern erklärt, enteignet, in die Emigration vertrieben oder in den Todeslagern im Osten ermordet. An viele dieser Männer und Frauen erinnert nicht einmal ein Grabstein und es ist nicht bekannt, wann, wo und unter welchen Umständen sie ihr Leben verloren haben. Ihrer soll gedacht und ihre Namen genannt werden.
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