Die Landeshauptstadt München zeichnet Persönlichkeiten und Gruppierungen aus dem Bereich der Münchner Volkskultur aus: Mit der jährlich verliehenen Medaille für Verdienste um die Volkskultur in München wird Josef Zapf für sein Engagement bei der Vernetzung der Münchner Volksmusik mit anderen Musiktraditionen ausgezeichnet. Der Innovationspreis Volkskultur geht an die Gruppe Kofelgschroa – Maximilian Pongratz, Martin von Mücke, Michael von Mücke und Matthias Meichelböck – für die neuartige Verbindung verschiedener Stile auf Grundlage regionaler Musiktradition. Zudem werden rund 30 Münchner Volkskulturgruppen mit einer Urkunde für ihr langjähriges Engagement gewürdigt.
Die Ehrungen werden bei einem Festakt vor geladenen Gästen am morgigen Freitag, 21. November, im Alten Rathaussaal durch Bürgermeister Josef Schmid und Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers von der Landeshauptstadt München vorgenommen.
Mit der Ehrenmedaille der Landeshauptstadt München für Verdienste um die Volkskultur in München werden seit 1982 Persönlichkeiten geehrt, die sich um die Volkskultur verdient gemacht haben. Mit dem 2012 ins Leben gerufenen und jährlich vergebenen undotierten Innovationspreis Volkskultur werden vorrangig Persönlichkeiten der jüngeren Generation sowie Quereinsteiger für Projekte oder zeitgemäße Impulse zur Vermittlung und Weiterentwicklung kultureller Traditionen ausgezeichnet. Er soll die Szene der traditionellen Volkskultur ermuntern, in diesem Bereich neue Wege zu beschreiten und Traditionen auf diese Weise lebendig zu halten.
Über die Vergabe der Ehrungen entscheidet der Ältestenrat der Landeshauptstadt München auf Empfehlung des Kulturreferates.
Informationen zu den Ehrungen unter:
Zur Entscheidungsbegründung:
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Josef Zapf hat sich in vorbildlicher Weise für die Volkskultur in München eingesetzt und sich um diese verdient gemacht.
In München geboren, ist
Josef Zapf als Sohn eines Trachtenvereins-Gauvorstandes zusammen mit seinen Geschwistern in einem streng traditionell-bayerischen Milieu aufgewachsen. Gerade die Enge dieser sozialen Umwelt hat Herrn Zapf in jungen Jahren dazu bewogen, mit seinen Brüdern in der gemeinsamen Musikgruppe ,Guglhupfer’ bereits Anfang der 1980-er Jahre den Horizont der traditionellen Musik weit über das bisher gewohnte Maß auszudehnen. Während seine Brüder Berufsmusiker wurden, hat Josef Zapf den Beruf des Tontechnikers erlernt, den er bis heute ausübt. Musik betreibt er nur zu seinem eigenen Vergnügen. Sein Schwerpunkt liegt daher auch weniger auf einer Erweiterung oder Ausarbeitung traditioneller bairischer Musik, obwohl er dies musikalisch durchaus beherrscht, sondern auf einer Verwurzelung regionaler Musik in der Münchner Gesellschaft als selbstverständlichem Teil der musikalischen Alltagskultur. So organisiert er immer wieder spontane Musikereignisse in unterschiedlichen Münchner Wirtshäusern, Kneipen und Cafés, um der Livemusik im Allgemeinen, der bairisch-münchner Musik im Besonderen, wieder einen anerkannten Platz in der Öffentlichkeit zu geben.
Sein wohl größter Verdienst, der ihm selbst vielleicht gar nicht bewusst ist, ist dabei das Einbeziehen und hierdurch auch gleichzeitiges Vernetzen unterschiedlicher Musiker – unabhängig von Herkunft oder Genre – in ein Geflecht von stilübergreifenden Musikgruppen wie auch Musizieranlässen. So mischt er Stile und Musiker etwa aus bairisch und irisch, bairisch und türkisch, traditionell mit Jazz, traditionell mit Chanson, oder alles zusammen mit Anleihen aus dem Punk. Beispielhaft ist sein selbstverständliches Einbeziehen von Musikern, die keinen originären Bezug zur bairischmünchner Musiktradition haben, in traditionelle Spielanlässe, ohne sie dabei zu bevormunden oder sie für seine eigenen Zwecke einzuspannen. Viele in München neu zugezogene Musiker haben mit seiner Hilfe nicht nur Kontakt zur heimischen traditionellen Musikszene gefunden, sondern die bairische Musik durch ihn auch schätzen oder sogar lieben gelernt. Er trägt so einen nicht zu unterschätzenden Teil zum Ruf Münchens als weltoffene und dabei gleichzeitig auf ihren eigenen kulturellen Füßen stehende Musikstadt bei.
Josef Zapf ist keine der eigentlichen Frontfiguren der zahlreichen, gerade ein bisschen in Mode gekommenen Formationen der so genannten „neuen Volksmusikszene“, jedoch spielt er bei einigen dieser Gruppen in durchaus prominenter Funktion mit, jedoch ohne dabei seine Verwurzelung in der regionalen, ganz speziell Münchner Musikkultur zu vergessen.“ „Die vier jungen Musiker der Gruppe Kofelgschroa haben seit 2007 einen neuen Klang aus volkskulturellen Elementen entwickelt, deren authentischer Kraft sich kaum jemand entziehen kann. Obwohl die Musikanten nicht aus München stammen, hat doch das kulturelle Klima Münchens ermöglicht, dass sie hier Bestätigung für ihre ganz eigene Musik erhielten. Von München aus wurden die Oberammergauer bekannt, hier wurde ihre Besonderheit früh erkannt.
Zurecht wehren sie sich gegen alle Einordnungen und Zuschreibungen, gegen die Zumutungen des Musikbetriebes, der sie festlegen will. Ihre Neugierde und ihre Fähigkeit, sich mit anderen musikalisch zu verbinden, führt sie durch die Welt aller Musikkulturen, sie spielen mit Seni Cissoko aus Afrika genauso wie mit der Harfinistin Franziska Eimer aus Baierbrunn-München. Ihre Neugierde ist so sprichwörtlich wie ihr Beharrungswille. Fernab des Profimusikbetriebes sind sie stolz auf ihren mangelnden Perfektionismus. Als Zuhörer erlebt man Authentizität, Wahrhaftigkeit und überbordende Musizierlust. Wie Celibidache nehmen sie für sich in Anspruch, sich auf jedes Publikum neu einzustellen, jede Situation neu zu definieren, jedes Mal anders sein zu dürfen, sich jeder Beurteilung zu entziehen. Und gleichzeitig ganz bei sich, ihren Stücken, Einfällen, Traditionen, bei der Befindlichkeit jedes einzelnen von ihnen und bei sich als Gruppe zu bleiben.
Ihre Leistung besteht darin, Prinzipien, die lange vergessen schienen (gesprochene Sprache; Wiederholungen; mehrstimmige Gesänge; den Nachschlag; Pfeifen; minimalistische, poetische, bildreiche Texte; Rückbezüge auf Heimat, Hofnamen, Gipfelnamen usw.) zu koppeln mit modern anmutenden Elementen wie durchgängige Rhythmen oder synkopierende
Akkorde.
Die Grundlagen für ihre musikalischen Möglichkeiten wurden in der Volksmusik und in Blasmusikensembles ihres bayrischen Heimatortes gelegt.
,Kofelgschroa’ führen die Verachtung des Laienmusizierens durch die Kulturschickeria ad absurdum.
Dieser Mut, die Widerständigkeit, der Beharrungswille, diese Verabscheuung der Ausrichtung am Geld, der seit Jahren erfolgreiche Weg am Kommerzialismaus vorbei, verdient die Auszeichnung mit dem ,Innovationspreis Volkskultur’ der Landeshauptstadt München.
Die Gruppe kann als Vorbild dafür dienen, dass Kulturinitiativen nicht marktkonform – professionell daherkommen müssen, um erfolgreich zu sein. Der Kulturbetrieb schätzt sehr das Authentisch-Anrührende.“