ÖV-Anbindung des Wohngebiets Paul-Gerhard-Allee
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Paul Bickelbacher, Herbert Danner und Sabine Nallinger (Bündnis 90/Die Grünen) vom 10.3.2014
Antwort Stadtbaurätin Professorin Dr. (I) Elisabeth Merk:
Mit Schreiben vom 10.03.2014 haben Sie gemäß § 68 GeschO folgende Anfrage an Herrn Oberbürgermeister gestellt, die vom Referat für Stadtplanung und Bauordnung wie folgt beantwortet wird.
In Ihrer Anfrage führen Sie Folgendes aus:
„Eine wirklich attraktive ÖV-Anbindung des Baugebiets an der Paul-Gerhardt-Allee ist kaum in Sicht. Fuß- und Radwegstege in Richtung Laim und zum Knie sind zwar relativ attraktiv für Bike+Ride, eine fußläufig erreichbare Schnellbahnstation wäre dennoch vorteilhafter. Eine U-Bahn-Station ist relativ aufwändig. Ein Halt für die S-Bahn für die S1 und S2 hat nicht das nötige Fahrgastpotenzial. Vor kurzem wurde diese Einschätzung im Rahmen der Antwort auf eine Anfrage der Bürgerlichen Mitte ebenso für eine Station geäußert, die lediglich einen Halt der S2 vorsehen würde. Dies ist nur schwer verständlich, weil dies die ideale Lösung sein dürfte. Die Kompaktheit der Siedlung westlich der Gleise könnte das nicht vorhandene Einzugsgebiet östlich der Gleise ausgleichen. Eine Möglichkeit wäre evtl. die Erhöhung der Einwohnerzahl, so dass sich ein S-Bahn-Halt trägt.“
Frage 1:
Wie viele Einwohner müssten im Baugebiet Paul-Gerhard-Allee und Umgebung im 1-km-Einzugsbereich wohnen und wie viele Einsteiger müssten an einem Durchschnittstag in die S 2 einsteigen, damit sich ein Halt lohnen würde?
Antwort:
Der Teilbereich Paul-Gerhardt-Allee ist Bestandteil der 1997 mit der Deutschen Bahn geschlossenen Rahmenvereinbarung. Das Rahmenkonzept
von Albert Speer und Partner aus dem Jahre 1997, welches Anlage zur Rahmenvereinbarung war, sah überwiegend verdichtete Wohnnutzung vor sowie eine verdichtete Kerngebietsnutzung im Umfeld eines neuen S-Bahn Haltepunktes auf Höhe der Berduxstraße. Mit diesem Konzept wären ca. 7.500 Einwohnrinnen und Einwohner sowie Arbeitsplätze im 600 m Einzugsbereich generiert worden, für die aber auch ein Straßentunnel erfor-derlich gewesen wäre. Da die Rahmenbedingungen (ausreichende Einwohner-/Arbeitsplatzzahl zur Erreichung eines positiven Wertes im Rahmen der Standardisierten Bewertung mind. 10.000 Einwohner/Arbeitsplätze) für die Errichtung eines S-Bahn Haltes auch mit verdichteter Kerngebietsnutzung im Umfeld des S-Bahn Haltepunktes nicht erfüllbar waren, wurde die Zielrichtung „Dichte der Bebauung“ auch mit Kerngebietsnutzung aufgegeben. Dieses Planungskonzept wurde nur in der ersten Wettbewerbsstufe zur Gesamtkonzeption der Zentralen Bahnflächen mit betrachtet. Im Jahre 2010/2011 wurden die Rahmenbedingungen für die Entwicklung des Gebietes an der Paul-Gerhardt-Allee überprüft. Aus damaliger Sicht war angesichts des Überhanges an Kerngebietsflächen in München und weil der Standort aus immobilienwirtschaftlicher Sicht für eine Kerngebietsnutzung ungeeignet war, dieser vorwiegend einer Wohnnutzung zuzuführen. Vor dem Hintergrund des großen Wohnungsbedarfs in München war auch aufgrund der Wünsche der Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer eine weitgehende Umstrukturierung in ein Wohngebiet mit einer geringeren Geschossfläche (- 34 %, wegen Entfall der Kerngebietsnutzung) anzustreben. Im Grundsatzbeschluss vom 27.07.2011 wurden die geänderten Rahmenbedingungen beschrieben und die damit verbundenen reduzierten Eckdaten als Grundlage für den Wettbewerb beschlossen.
Ein möglicher S-Bahn-Halt der S2 südlich des Nymphenburger Kanals wurde im Rahmen einer (vom Referat für Stadtplanung und Bauordnung gemeinsam mit der SWM GmbH/MVG mbH und dem Baureferat bzw. zum
Teil von der MVV GmbH beauftragten) „Untersuchung zur Verbesserung der ÖPNV – Erschließung des Entwicklungsgebiets Paul-Gerhardt-Allee“ von der Firma Intraplan Consult GmbH mit untersucht. Demnach hätte ein möglicher S-Bahn-Halt „Berduxstraße“ bei einer Weiterentwicklung des Betriebskonzepts bei der S-Bahn nach Inbetriebnahme der 2. Stammstrecke in Richtung auf eine Express-Bedienung auf der Achse Dachau – München Aussicht auf Realisierung. Er soll daher planerisch offen gehalten werden.
Vor diesem Hintergrund erscheint die Beantwortung der konkreten Fragestellungen nach der Anzahl der Einwohnerinnen und Einwohner und den notwendigen einsteigenden Personen auch im Hinblick auf die sonstigen Einflussfaktoren (z. B. Betriebskonzept auf der S2) nicht seriös möglich.Frage 2:
Wie viele Einwohner wohnen im 1-km-Einzugsbereich der Station Obermenzing, die zwar beidseitig bebaut ist, aber mit geringer Dichte?
Antwort:
Der S-Bahn-Haltepunkt Obermenzing liegt entsprechend den im Nahverkehrsplan der Landeshauptstadt München definierten „Qualitätsstandards Netz“ in einem Gebiet mit hoher Nutzungsdichte. Maßgebend für den fußläufigen Einzugsbereich ist hier ein Radius von 600m (Luftlinienentfernung). Darüber hinaus ist hier, im Unterschied zum Bereich östlich Paul-Gerhardt-Allee, beidseitig der Gleise eine Bebauung vorhanden, sodass allein hierdurch bessere Voraussetzungen für den Haltepunkt gegeben sind.
Unabhängig davon kann das Einzugspotential eines bestehenden S-Bahn-Haltepunktes grundsätzlich nicht mit einem – nach aktuellen Gegebenheiten unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten zu beurteilenden – neu zu errichtenden S-Bahn-Haltepunkt verglichen werden.