Oberbürgermeister Dieter Reiter kondolierte der Ehefrau des Schauspielers Rolf Boysen: „Mit tiefer Betroffenheit habe ich erfahren, dass Ihr Mann verstorben ist. Zu diesem schmerzlichen Verlust spreche ich Ihnen und allen Angehörigen im Namen des Stadtrates der Landeshauptstadt München und persönlich das herzliche Mitgefühl aus. Mehr als fünf Jahrzehnte hat Rolf Boysen mit seiner hohen Kunst den Ruf Münchens als lebendige Theaterstadt von Rang geprägt und in seinen vielen großen Rollen maßgeblich dazu beigetragen, dass die Münchner Kammerspiele zu einem führenden Theater im deutschsprachigen Raum wurden.
Sein Rollenverständnis war maßstabsetzend und für so manchen jungen Schauspieler ist er zum bewunderten Vorbild geworden. Ob als Othello in Fritz Kortners Inszenierung von Shakespeares ‚Was ihr wollt’, als Clavigo in der letzten Inszenierung dieses großen Meisters, als Jean in Strindbergs Fräulein Julie oder auch als faszinierender König Lear in Dieter Dorns großer Shakespeare-Inszenierung oder als bewegender Shylock im ‚Kaufmann von Venedig’ und zusammen mit Thomas Holzmann als Brüderpaar in Thomas Bernhards ‚Der Schein trügt’ – um nur einige der von ihm überzeugend verkörperten Protagonistenrollen klassischer wie moderner Bühnenwerke zu benennen; es gelang ihm dabei immer, Publikum wie Kritiker gleichermaßen in seinen Bann zu ziehen.
Wie kein Zweiter verstand Rolf Boysen es, den Rollen angemessen den von ihm so geliebten und gepflegten Text auf dem schmalen Grat zwischen Tragischem und Komischem zu balancieren, die phantastische Welt des Theaters in sich zu bündeln und die Magie der Bühne zum Leuchten zu bringen. Ein stiller Star mit höchster Sprachkunst, ein Ensemblespieler voll menschlicher Neugierde und großer Präsenz, der immer wieder auch mit seinen Lesungen zu fesseln verstand. Es war ihm vergönnt, mit den ganz Großen der Regiezunft zu arbeiten und in der engen und langjährigen Zusammenarbeit mit Dieter Dorn konnten viele Glanzpunkte jüngerer deutscher Theatergeschichte entstehen.
Für sehr viele Menschen – auch für mich – zählte der Besuch von Vorstellungen, sei es in den Kammerspielen oder am Staatsschauspiel, in denen er auf der Bühne stand, zu den glückvollen Höhepunkten eines Kulturjahres. Nicht nur Münchens Theaterfreunden wird Rolf Boysens enorme Bühnenpräsenz, die in der kleinen Geste das Große sichtbar zu machen verstand, sehr fehlen.
Die besonderen Verdienste Rolf Boysens würdigte die Landeshauptstadt München 1990 mit der Verleihung der Medaille ‚München leuchtet – Den Freundinnen und Freunden Münchens’ in Gold und 2000 mit dem Kulturellen Ehrenpreis, der höchsten Auszeichnung der Stadt in diesem Bereich. Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.“