Der portugiesische Regisseur Pedro Costa (geboren 1958) ist einer der radikalsten und eigenwilligsten heutigen Filmemacher. In Zusammenarbeit mit dem Filmfest München stellt er vom 23. bis 27. Juni seine Fontainhas-Tetralogie (1997 – 2014) vor. Sein neuester Film „Cavalo Dinheiro“ (Horse Money) wird im Rahmen des Filmfests am 26. Juni, um 20 Uhr und am 27. Juni um 14.30 Uhr von Pedro Costa im Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, gezeigt.
Costas Auseinandersetzung mit den Ausgestoßenen und Marginalisierten der Gesellschaft im Lissaboner Armenviertel Fontainhas begann 1997 mit „Ossos“ (Haut und Knochen), 2000 gefolgt von „No Quatro da Vanda“ (In Vandas Zimmer). Er hat das Leben der Bewohner von Fontainhas, darunter viele Einwanderer von den Kap Verden, zu seinem Lebenswerk gemacht. Ohne vorherbestimmte Strukturen und basierend auf nur wenigen vorher festgelegten Stichpunkten ist Costas Arbeit an seinem Werk ein ständiges Experimentieren. Seine Geschichten beruhen auf Erinnerungssplittern und Bildern seiner (Laien-)Darsteller und werden durch Costas Blick auf die (Film-)Geschichte reflektiert.
Der Film „Ossos“ (23. Juni) erzählt nicht nur von einer überforderten jungen Mutter, die in materieller Not und Armut lebt, sondern auch von der Armut der Gefühle, von der Unfähigkeit zu kommunizieren und zu lieben. Im Dokumentarfilm „No Quatro da Vanda“ (24. Juni) begleitet der Regisseur fast ein Jahr lang mit seiner Digitalkamera und dokumentiert ihren Alltag. In „Juventude Em Marcha“ (25. Juni) folgt er Ventura, einem pensionierten kapverdischen Arbeiter, der seine zwangsumgesiedelten Nachbarn und seine Kinder im Viertel besucht. Der Film zeigt eine von Drogen, Gewalt und materieller Perspektivlosigkeit geprägte Welt; durch Costas geduldiges Zuhören stößt er jedoch auch auf Menschlichkeit und Spuren eines verschütteten Stolzes.
In „Cavalo Dinheiro“, der 2014 in Locarno den Regiepreis gewann, steht wieder Ventura im Mittelpunkt. Der unter Gedächtnislücken und traumatischen Erinnerungen leidende Mann wird mittlerweile in einer verlassenen Klinik behandelt.
Alle Filme werden in der portugiesischen Originalfassung mit englischen Untertiteln gezeigt. Nähere Informationen befinden sich im Internet unter www.muenchner-stadtmuseum.de/film.
Der Eintritt kostet 4 Euro, ermäßigt 3 Euro (Aufschlag bei Überlänge). Telefonische Kartenreservierungen für die Filme am 23., 24. und 25. Juni sind unter 2 33-9 64 50 möglich. Reservierungen und Karten für „Horse Money“ am 26. und 27. Juni sind nur über das Filmfest erhältlich.