Was passiert mit dem Münchner Verpackungsmüll?
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Herbert Danner, Anna Hanusch, Dominik Krause, Sabine Krieger, Sabine Nallinger und Thomas Niederbühl (Fraktion Bündnis 90/Die Grünen/Rosa Liste) vom 25.6.2015
Antwort Kommunalreferent Axel Markwardt:
In Ihrer nachfolgend zitierten Anfrage vom 25.6.2015 erbitten Sie Auskunft darüber, was mit dem Münchner Verpackungsmüll passiert:
„In München werden fleißig von den VerbraucherInnen Kunststoffe, Leichtverpackungen, Dosen und Metalle gesammelt. Immerhin zahlen die VerbraucherInnen ja auch bei Produkten mit grünem Punkt gleich beim Kauf das Recycling mit. Sammelmöglichkeiten bieten hier zum einen die Wertstoffhöfe und zum anderen die zahlreichen Depotcontainer in den Stadtvierteln. Mit gutem Gewissen, dass das Plastik und die Verbundstoffe ordnungsgemäß recycelt werden, geben die VerbraucherInnen die gesam- melten Plastikfolien, Joghurtbecher oder Milchtüten in die entsprechenden Sammelbehälter. Doch was passiert dann mit der gesammelten Ware? Bekannt ist, dass ein hoher Prozentsatz des gesammelten Materials verbrannt wird. In München hat man sich vor vielen Jahren für ein Kunst- stoff-Sammelsystem über Depotcontainer entschieden, vor allem auch vor dem Hintergrund, dass die Kunststoffe und Metalle so wesentlich sortenreiner sind und höherwertiger verwertet werden können.“
Ihre Fragen beantworte ich deshalb wie folgt:
Frage 1:
Wie werden die in den Depotcontainern gesammelten Kunststoffe, Leichtverpackungen und Metalle verwertet?
Antwort:
Ganz allgemein gilt, dass mit der Einführung der Verpackungsverordnung (VerpackV) im Jahre 1991 das bis dahin von der Landeshauptstadt
München betreute Containersystem an die Duale-System-Deutschland (DSD) – GmbH übergeben werden musste. Mittlerweile sind bayernweit 10 duale Systeme etabliert. Der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) ist seitdem nicht mehr verantwortlich für die Entsorgung von Verpackungsabfällen.
Verantwortlich für die Sammlung der Wertstoffe, den ordnungsgemäßen Betrieb und Zustand der Containerinseln sind ausschließlichdie dualen Systeme, bzw. deren Subunternehmer. Dies sind derzeit für die Glasfraktion die Firma REMONDIS und die Firma Wittmann
Entsorgungswirtschaft GmbH für Verbundverpackungen und Dosen.
Dies bedeutet auch, dass die Verwertung der Verpackungen nicht
in öffentlicher Hand ist und auch nicht durch den AWM kontrolliert wird. Vielmehr obliegt die Verwertung der getrennt gesammelten
Verkaufsverpackungen alleinig den dualen Systemen. Für Sammlung und Sortierung sind in der o. g. VerpackV Quoten vorgegeben. Viele der sortierten und/oder aufbereiteten Materialien stellen einen begehrten Sekundärrohstoff dar, der durch die Auftragnehmer der dualen Systeme direkt vermarktet wird.
Die VerpackV legt fest, dass jährlich mindestens 65 Prozent der gesamten Verpackungsabfälle verwertet werden sollen, davon mindestens 55 Prozent stofflich. Diese Vorgaben werden nach Angaben der dualen Systeme jährlich erfüllt. Für Verpackungen aus Papier, Glas, Weißblech, Aluminium, Kunststoff und Verbunde, die bei privaten Endverbrauchern anfallen, gibt die VerpackV Quoten für die stoffliche Verwertung vor. Diese liegen bei 36 Prozent für Kunststoffverpackungen, 60 Prozent für Aluminium- und Verbundverpackungen, 70 Prozent für Weißblech- und Papierverpackungen und bei Glasverpackungen bei 75 Prozent. Diese Quoten werden gewöhnlich deutlich übertroffen, insbesondere da die dualen Systeme auch für stoffgleiche Nichtverpackungen, die in die Sammelbehälter eingebracht werden, seit der sechsten und siebten Novelle der VerpackV verantwortlich sind.
Frage 2:
Wie viel Prozent wird stofflich recycelt und wie viel verbrannt?
Antwort:
Wie bereits in Frage 1 beantwortet, erfüllen die dualen Systeme die in der VerpackV vorgeschriebenen Quoten für eine stoffliche Verwertung. Nichtsdestotrotz steigt seit 1994 vor allem bei den Kunststoffabfällen die energetische Verwertung im gleichen Verhältnis zum Kunststoffaufkommen an (siehe Anlage 1 – Entwicklung der Verwertung der Kunststoffabfälle). Die Wiedereinsatzquote von Kunststoff-Granulaten für neue Produkte liegt nach einer aktuellen Studie bei 13% des Ausgangsmaterials. Der Rest wird entweder exportiert oder energetisch verwertet.Frage 3:
Wie weisen die beauftragten Firmen ihre Verwertungskette nach?
Antwort:
Die dualen Systeme veröffentlichen jährlich einen sog. Mengenstrom- nachweis. In diesem Nachweispapier geben die Systeme an, wie viele Verkaufsverpackungen in einem Jahr erfasst, sortiert und einer Verwertung zugeführt werden konnten. Nach eigenen Aussagen werden die Anforderungen der VerpackV stetig bundesweit erfüllt.
Nachdem aufgrund der Rechtslage dem AWM weder Kontroll- noch
Aufsichtsfunktion zustehen, können diese Aussagen nicht durch die Lan- deshauptstadt München mit belastbarem Zahlen- oder Datenmaterial belegt werden. Eine entsprechende Anfrage des AWM hierzu bei DSD wurde mit dem Hinweis auf Betriebsgeheimnisse nicht beantwortet.
Frage 4:
Wie wird der auf den Wertstoffhöfen gesammelte Verpackungsmüll verwertet?
Antwort:
Da die dualen Systeme in der Vergangenheit nicht mehr bereit waren, für die Mitbenutzung der Wertstoffhöfe eine entsprechende Vergütung zu bezahlen, wurde die Sammlung der Verkaufsverpackungen auf den Wertstoffhöfen vor zehn Jahren eingestellt. Lediglich große Gebinde aus Kunststoff und Metall werden gemeinsam mit hochwertigen Nicht- verpackungsmaterial aus diesen beiden Fraktionen erfasst und mit diesen verwertet.
Frage 5:
Welcher Prozentsatz landet in der Verbrennung?
Antwort:
Von den Verpackungskunststoffen werden ca. 80% energetisch verwertet bzw. exportiert.
Frage 6:
Gibt es innovative Recyclingverfahren bzw. Modellprojekte zum Kunststoff- recycling, bei denen der AWM eingebunden ist?Antwort:
An dieser Stelle wird auf den Beschluss des Kommunalausschusses als Werkausschuss für den Abfallwirtschaftsbetrieb München vom 25.6.2015 „Umstellung auf neue Kunststoffrecycling Verfahren zur Gewinnung von Dieselkraftstoff aus Plastikmüll“ verwiesen.
Frage 7:
Welche Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit nutzt der AWM, um die Münchner VerbraucherInnen zum Einsparen von Plastikmüll zu animieren?
Antwort:
Der AWM hält die Münchner Bevölkerung in regelmäßigen Abständen zur Müllvermeidung bzw. Mülltrennung mit Hilfe verschiedener Kampagnen an. Selbstverständlich liegt der Fokus einer jeden Kampagne auf einem anderen Themenschwerpunkt. So lautet eine Kampagne aus der Vergangenheit „Plastik kommt mir nicht in die Tüte“, bei der Münchner Bürgerinnen und Bürger ihre Plastiktüten gegen eine Stofftasche des AWM eintauschen konnten. Auch die großangelegte sog. Trennkampagne „Müll-Besser trennen“ hat zur Reduzierung der Verpackungsabfälle im Restmüll beigetragen.
Darüber hinaus bietet der AWM eine Vielzahl von Informationen zur Mülltrennung (auch auf seiner Homepage www.awm-muenchen.de) an. Bei mehreren Stadtteilfesten bzw. Stadtfesten (lilalu, Tollwood, etc.) hat der AWM regelmäßig Informationsstände vor Ort. Auch am Tag der Daseinsvorsorge ist der AWM präsent.
Frage 8:
Wird in der Münchner Stadtverwaltung (auch Kantinen, Kindertagesstätten u.s.w.) auf das Einsparen von Verpackungsmüll geachtet? Und welche Maßnahmen werden ergriffen?
Antwort:
Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen in städtischen Gebäuden (Kantinen) unterliegen im Hinblick auf die Entsorgung ihrer Abfälle den Vorschriften der Gewerbeabfallverordnung (GewAbfVO) und sind verpflichtet, ihre Abfälle in einzelne verwertbare Fraktionen zu trennen sowie einer ordnungsgemäßen Verwertung zuzuführen. Die direkte Einflussnahme durch den AWM ist an dieser Stelle nur sehr gering.
Im Übrigen wurden und werden vom Kommunalreferat für die verschiedenen „Kundenbereiche“ der Stadtverwaltung Rahmenabfallkonzepte entwickelt. Dabei steht die Abfallvermeidung, insbesondere die Vermeidung vonVerpackungsabfällen an erster Stelle. Sowohl in den Konzepten als auch in den Anschreiben an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der jeweiligen Referate wird die Wichtigkeit der Abfallvermeidung dargestellt, auf die Möglichkeiten der Müllvermeidung hingewiesen und diese mit praktischen Tipps, beispielsweise Schlagworten wie „Mehrweg statt Einweg“ oder „Brotzeitboxen an Stelle von Blisterverpackungen“, veranschaulicht.
Die jeweiligen Referate der Landeshauptstadt München (Stadtverwaltung) sind selbstverständlich auch gehalten, über diese Rahmenkonzepte hinausgehende, eigene Entsorgungskonzepte für ihre Gebäude zu entwickeln und dabei auf die Vermeidung von überflüssigen Verpackungsabfällen – schon im Vorfeld – zu achten. Der AWM – als Teil der Stadtverwaltung – bietet hier Beratung und Hilfestellung an.