Kabarettpreis „Kaktus“ dotieren
Antrag Stadtrats-Mitglieder Johann Altmann, Dr. Josef Assal, Richard Progl und Ursula Sabathil (Fraktion Bürgerliche Mitte – Freie Wähler/Bayernpartei) vom 20.4.2015
Antwort Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers:
Nach § 60 Abs. 9 GeschO dürfen sich Anträge ehrenamtlicher Stadtratsmitglieder nur auf Gegenstände beziehen, für deren Erledigung der Stadtrat zuständig ist. Der Inhalt Ihres Antrages betrifft jedoch eine laufende Angelegenheit, deren Besorgung nach Art. 37 Abs. 1 GO und § 22 GeschO dem Oberbürgermeister obliegt, weshalb eine beschlussmäßige Behandlung im Stadtrat rechtlich nicht möglich ist
Der o. g. Antrag bezieht sich auf ein Geschäft der laufenden Verwaltung, da der „Kabarett Kaktus“ kein städtischer Preis ist, sondern von Kultur & Spielraum vergeben wird. Die Stadt fördert die Durchführung des Preises mit max. 3.500 Euro.
Zu Ihrem Antrag vom 20.04.2015 teile ich Ihnen Folgendes mit:
Sie beantragen, den bisher undotierten „Kabarett Kaktus“ ab sofort mit 6.000 Euro zu dotieren und nur ein Mal im Jahr zu vergeben. Begründung: Durch die Einführung des Dieter-Hildebrandt-Preises, der ab 2016 den mit 6.000 Euro dotierten städtischen Kabarettpreis ersetzt, werde „jungen Künstlern der einzig dotierte Preis genommen“. Daher hätten „die jungen Künstler in Zukunft keine Chance mehr auf finanzielle Unterstützung“.
Sachstand
Der städtische Kabarettpreis wurde nicht als Nachwuchspreis, sondern als Preis für bereits etablierte Kabarettistinnen und Kabarettisten ins Leben gerufen. Dies wird sowohl am Juryverfahren – Vorschlag der Kandidatinnen und Kandidaten durch eine Jury, keine Eigenbewerbung – als auch an der Liste der Preisträgerinnen und Preisträger deutlich.
Der Kabarettpreis wurde von 1995 bis 1999 jährlich als „Förderpreis Kabarett und Kleinkunst“ vergeben (u. a. an Andreas Giebel, Holger Paetz, Faltsch Wagoni und Ensemble Valtorta); 2001 wurde der Preis in „Kabarettpreis“ umbenannt, da es in diesem Bereich keinen „großen Preis“ gab; fortan stand es der Jury frei, bereits renommierte oder noch weniger bekannte Kabarettistinnen und Kabarettisten vorzuschlagen. Preisträgerinnen und Preisträger waren u. a. Luise Kinseher, Helmut Ruge, Jörg Maurer, Helmut Schleich, Maria Peschek und zuletzt Christian Springer.Da der Kabarettpreis also kein Preis für „junge Künstler“ war, wird mit seiner Aufwertung zum Dieter-Hildebrandt-Preis jungen Künstlerinnen und Künstlern kein Preis genommen; vielmehr wäre der Kabarettpreis in Konkurrenz zum neuen Dieter-Hildebrandt-Preis getreten.
Der Kabarett Kaktus dagegen zeichnet seit dem Jahr 1988 Nachwuchskabarettistinnen und -kabarettisten aus dem gesamten deutschsprachigen Raum aus. Jährlich werden zwei undotierte Preise vergeben; die jungen Künstlerinnen und Künstler müssen sich selbst bewerben. Die Kandidatinnen und Kandidaten der engeren Wahl präsentieren sich an sieben Abenden im November in öffentlichen Auftritten in der Pasinger Fabrik, die beiden Preisträgerinnen/Preisträger werden von einer Fachjury ausgewählt. Sie erhalten Auftrittsmöglichkeiten auf den wichtigen Kleinkunstbühnen Münchens: in der Lach & Schieß, der Drehleier und dem Theater im Fraunhofer.
Zum Vorschlag der Dotierung
Eine Dotierung der beiden Preise des Kabarett Kaktus erscheint aus der Sicht des Kulturreferats nicht sinnvoll bzw. zielführend. Zunächst ist darauf zu verweisen, dass es bereits eine Vielzahl von Preisen für Kabarett und Kleinkunst im deutschsprachigen Raum gibt, die überregional ausgeschrieben werden, davon sehr viele für Nachwuchskünstlerinnen und -künstler. Um nur wichtige Preise aus dem süddeutschen Raum zu nennen: das Passauer Scharfrichterbeil (jährlich drei Preise), der Salzburger Stier (jährlich drei Preise) die Goldene Weißwurscht des Studentenwerks München (jährlich zwei Preise), Amici Artium (jährlich drei Preise), der Fränkische Kabarettpreis (jährlich drei Preise), weiterhin von Brauereien vergebene Nachwuchspreise wie z. B. von Paulaner (Paulaner Solo, fünf Preise jährlich), Thurn & Taxis (drei Preise biennal) und der Schloßbrauerei Hohenthann (Niederbayerischer Kabarettpreis). Deutschlandweit gibt es viele weitere Preise ausschließlich oder auch für den Nachwuchs wie die Kölner und Dortmunder, Krefelder und Bielefelder, Rostocker und Leipziger, die Thüringer und Oberpfälzer, Baden-Württembergischen und Niederrheinischen Kabarett- und Kleinkunstpreise. Darüber hinaus ist bei etlichen großen Kabarettpreisen, die in mehreren Kategorien vergeben werden, auch ein Förderpreis vorgesehen, z. B. beim Deutschen Kabarettpreis, beim Bayerischen Kabarettpreis und dem Deutschen Kleinkunstpreis.
Von einem „Preise-Notstand“ für junge Künstlerinnen und Künstler im Bereich Kabarett und Kleinkunst kann man also nicht sprechen. Im Gegenteil zeigt ein Blick auf Webseiten junger Kabarettisten/innen (u. a. Preisträgerin-nen und Preisträger des Kabarett Kaktus), dass viele von ihnen im Zeitraum weniger Jahre zahlreiche Auszeichnungen erhalten haben.
Die Chance, sich auf den wichtigen Kleinkunstbühnen Münchens präsentieren zu können, ist für die jungen Künstlerinnen und Künstler oftmals entscheidender als eine Dotierung. Nicht zuletzt auch deshalb hat sich der Kabarett Kaktus als wichtiges Sprungbrett für Nachwuchskabarettistinnen und -kabarettisten einen Namen gemacht.
Von den vorstehenden Ausführungen bitte ich Kenntnis zu nehmen und gehe davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist.