Am 1. September hatte die neue Restaurierung von Orson Welles‘ Film „The Merchant of Venice“ (Der Kaufmann von Venedig) als Vorgala Premiere beim Filmfestival in Venedig. Am Donnerstag, 10. September, um 19 Uhr wird nun im Münchner Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, die etwa 30-minütige Fassung des Films, die vom Filmmuseum und dem italienischen Kulturverein Cinemazero anlässlich des 100. Geburtstags von Orson Welles restauriert wurde, gezeigt. Stefan Drößler hält dazu einen Einführungsvortrag über die Restaurierung des Films.
1969 drehte Orson Welles, der schon immer von der Figur des Shylock fasziniert war, eine eigenwillige Version des Stücks „The Merchant of Venice“. Er konzentrierte sich vor allem auf den Shylock und entfernte die Rolle der Portia. Das Stück endet nicht bei Gericht, sondern mit einer Rede Shylocks an die venezianischen Bürger. Der Film blieb aus finanziellen Gründen unvollendet, von der Arbeitskopie wurden Welles angeblich eine Rolle und das Negativ zur Gänze gestohlen. Nach dem Tod von Welles tauchte eine Rolle des Films auf, die ihn im Kostüm des Shylock an Originalschauplätzen in Venedig zeigt. Auf der Tonspur konnte man eine passende, abgemischte Musik von Francesco Lavagnino hören. Wie der komplette Film ausgesehen hätte, blieb jedoch Spekulation. Nachdem in Italien und Michigan kürzlich Materialien des Films gefunden wurden, konnte seine ursprüngliche Form rekonstruiert werden. Das größte Problem dabei war die dritte Rolle des Films, deren Ton fehlt, sowie das Ende, das Orson Welles nicht gefilmt hatte. In den 1970-er Jahren hatte er zweimal versucht, den abschließenden Shylock-Monolog nachzudrehen – allerdings ohne Kostüm und Maske. Da Welles Shakespeares Dramen mehrfach bearbeitet hatte, war es möglich, die Stimmen von einer Tonaufnahme aus den 1930-er Jahren zu nutzen. Das erhaltene Filmmaterial war extrem rotstichig und musste aufwändig digital farbkorrigiert werden.
Karten können vorbestellt werden unter Telefon 2 33-9 64 50. Der Eintritt kostet 4 Euro, ermäßigt 3 Euro.