Vom 11. September bis zum 15. November zeigt das Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, 29 herausragende Beispiele der amerikanischen Filmproduktion aus den Jahren 1931 bis 1934, in denen vor Einführung des Production-Codes eine unvergleichliche schöpferische Freiheit herrschte. Die Filme belegen, dass die spätere Zensur entgegen der landläufigen Meinung nicht primär „unmoralischen“ Inhalten wie „Sex & Crime“ galt; vielmehr wurden unbequeme Sichtwei- sen getilgt, sozialkritische Inhalte eliminiert, unkonventionelle Erzählformen glattgebügelt, die vor 1934 eine gewichtige Rolle spielten.
Der Ruf nach der Zensur begleitet das Kino von Anfang an. 1930 verständigten sich die Hollywood-Studios auf ein Regelwerk mit genauen Vorgaben, um religiösen und politischen Gruppierungen den Wind aus den Segeln zu nehmen und zugleich die befürchtete Einrichtung einer USAweiten Zensurbehörde zu verhindern. Der sogenannte „Hays Code“ legte fest, welche Themen und Inhalte auf welche Weise zu behandeln waren und welche Darstellungen, selbst welche Wörter zu vermeiden seien. Aber neben braven, familientauglichen Produkten war in den folgenden Jahren auch eine schiere Explosion provokanten, kreativen Filmschaffens zu beobachten, denn der „Hays Code“ konnte seine Forderungen nicht erzwingen. Erst im Jahr 1934 wurde mit der Einsetzung der „Production Code Administration“ ein wirksames Instrument geschaffen, das diesem Aufbegehren ein Ende bereitete.
Zu den besonderen Höhepunkten der Reihe zählen unter anderem „The Sin of Nora Moran“, der die Erzählkonventionen Hollywoods untergräbt; „A Modern Hero“, der einzige Hollywood-Film des deutschen Regisseurs Georg Wilhelm Pabst in neuer Restaurierung; „Baby Face“, der besonders perfide Zensurmaßnahmen erlitt; „I Am a Fugitive from a Chain Gang“, dessen Skandalthema so hohe Wellen schlug, dass er eine Strafrechtsreform auslöste; „The Sign of the Cross“, mit dem Cecil B. deMille den „Hays Code“ frontal angriff; „The Emperor Jones“, der Rassismus, Kapitalismus und Kolonialismus verschränkt und wieder rekonstruiert werden konnte; „I’m No Angel“, der sich die Verbissenheit der Zensoren zunutze machte; „Gold Diggers of 1933“, der das totgeglaubte Musical befreite, indem er statt Eskapismus das genaue Gegenteil wagte und die Weltwirtschaftskrise zum Thema macht.
Begleitende Vorträge internationaler Fachleute mit Filmausschnitten zum Wirken der Zensur ergänzen einige der Veranstaltungen. Weitere Informationen zu den Filmen und Terminen sind im Programmheft des Filmmuseums oder unter www.muenchner-stadtmuseum.de/film zu finden. Reservierungen sind unter Telefon 2 33-9 64 50 möglich. Der Eintritt kostet 4, ermäßigt 3 Euro. Aufschlag bei Überlänge.