Vielfalt Leben! Aufnahme der Sprachen Griechisch, Türkisch und Kroatisch für die Münchner Website www.muenchen.de
Antrag Stadtrats-Mitglieder Dr. Wolfgang Heubisch, Dr. Michael Mattar, Gabriele Neff, Thomas Ranft und Wolfgang Zeilnhofer-Rath (Fraktion Freiheitsrechte, Transparenz und Bürgerbeteiligung (FDP – HUT – Piraten)) vom16.6.2015
Antwort Oberbürgermeister Dieter Reiter:
Nach § 60 Abs. 9 GeschO dürfen sich Anträge ehrenamtlicher Stadtratsmitglieder nur auf Gegenstände beziehen, für deren Erledigung der Stadtrat zuständig ist. Der Inhalt Ihres Antrages betrifft jedoch eine laufende Angelegenheit, deren Besorgung nach Art. 37 Abs. 1 GO und § 22 GeschO dem Oberbürgermeister obliegt, weshalb eine beschlussmäßige Behandlung im Stadtrat rechtlich nicht möglich ist.
Zu Ihrem Antrag vom 16.6.2015 teile ich Ihnen Folgendes mit:
Sie werden mir sicherlich zustimmen, dass München unbestritten aktiv für Vielfalt und interkulturelle Orientierung steht, was selbstverständlich auch für die Stadtverwaltung zutrifft. Dieses gemeinsame Miteinander der Kulturen und Nationen in unserer Stadtgesellschaft ist eines der zentralen Anliegen für eine moderne Stadtgesellschaft, für das wir auch uneingeschränkt einstehen. Alle Bewohnerinnen und Bewohner Münchens müssen die Möglichkeit haben, ohne Schranken am wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Leben unserer Stadt gleichberechtigt teilhaben zu können.
In Ihrem Antrag fordern Sie die bereits vorhandenen Sprachen auf der offiziellen Website muenchen.de um Türkisch, Griechisch und Kroatisch zu ergänzen und adäquate Übersetzungen für diese Sprachen anzubieten.
Nach Informationen des Statistischen Amts leben (Stand Dezember 2014) 29.254 Menschen Kroatischer Nationalität, 26.388 aus Griechenland und 39.433 aus der Türkei in München, was gut 6% aller Münchnerinnen und Münchner entspricht. Diese Zahlen sagen aber noch nichts darüber aus, ob und in welchem Maße diese Menschen die deutsche Sprache verstehen können, als Voraussetzung unsere Informationen und Services, die wir mit muenchen.de anbieten, verstehen und in Anspruch nehmen können. Solche Daten liegen uns leider als statistische Informationen nicht vor.
Nach einer Erhebung von muenchen.de, liegt der Anteil der Nutzerinnen und Nutzer für diese Sprachen zusammen bei unter 0,01%. Dabei wurdeerhoben, wie viele Visits auf muenchen.de aus dem Stadtgebiet München mit einer Spracheinstellung Kroatisch, Griechisch und Türkisch im Webbrowser zu verzeichnen sind und wie oft aus diesem Bereich nach Suchbegriffen in diesen Sprachen gesucht wurde. Eine genauere Unterscheidung ist aus Gründen des Datenschutzes nicht möglich, aber es kann zumindest eine Tendenz abgeleitet werden.
Die von Ihnen in Ihrem Antrag angesprochenen, vorhandenen Sprachen (Englisch, Französisch, Italienisch, Russisch, Arabisch und Chinesisch) sind keine Übersetzungen des vorhandenen deutschen Angebots von muenchen.de, sondern lediglich auf Touristen aus diesen Sprachräumen fokussierte Basisinformationen. Lediglich im Bereich der englischsprachigen Informationen sind einzelne wenige Bürgerinformationen sowie über den Wirtschaftsstandort München vorhanden.
muenchen.de bietet allein im deutschsprachigen Rathausbereich Informationen auf rund 10.000 Webseiten an, hinzu kommen die Angebote aus dem städtischen Einrichtungs- und Dienstleistungsfinder mit rund 14.000 Einrichtungen und ca. 700 städtischen Dienstleistungen. Diese Angebote sind natürlich keine statischen Angebote, sondern werden ständig aktualisiert, so dass es teilweise mehrmals täglich notwendig ist, Webinhalte zu ändern oder zu ergänzen. Diese Anpassungen, die mitunter mehr als 100 Webseiten pro Tag umfassen, müssten gleichermaßen für alle Fremdsprachenangebote parallel umgesetzt werden. Dazu müsste eine identische stadtweite Web-Redaktionsinfrastruktur analog des derzeit deutschen Angebotes aufgebaut werden. Allerdings müsste diese von eigenen Webredakteuren, die mindestens zweisprachig sind, für die jeweilige Sprache vorgenommen werden. So sehr es auch wünschenswert wäre, ein Angebot in den jeweiligen Sprachen der Münchnerinnen und Münchner mit Migrationshintergrund anbieten zu können, so ist es in letzter Konsequenz derzeit einfach nicht leistbar, da dazu für jede dieser Fremdsprachen eine zum deutschen Angebot identische Pflegeinfrastruktur aufgebaut werden müsste.
Auch der Vergleich mit anderen Stadtportalen zeigt, dass dort aus den gleichen Gründen auf Fremdsprachenangebote teilweise ganz verzichtet wird, oder eine auf Besucher fokussierte und reduzierte englischsprachige Version angeboten wird.
Nach Aussage der Stelle für interkulturelle Arbeit, sollte das derzeitige Ziel konsequent weiterverfolgt werden, alle Texte in einem gut verständlichen Deutsch zu verfassen. Dieses sollte grundsätzlich Vorrang vor Fremdspra-chenangeboten haben. Bei Internetauftritten, die sich überwiegend an Zielgruppen mit keinen oder schlechten Deutschkenntnissen wenden, wie im Bereich der Ausländerbehörde, wäre es natürlich grundsätzlich hilfreich, mit Übersetzungen zu arbeiten. Aber auch hier zeigen die Nutzerzahlen, dass die derzeit vorhandenen deutschsprachigen Angebote nicht minder zahlreich genutzt werden.
Von den vorstehenden Ausführungen bitte ich Kenntnis zu nehmen und gehe davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist.