„Wie ein Abgesang aus Theresienstadt“ heißt ein Abend mit Konzert und Zeitzeugengespräch am Mittwoch, 28. Oktober, um 19 Uhr im NS-Dokumentationszentrum München, Brienner Straße 34. Das Shalom-Ensemble spielt Kompositionen aus dem Konzentrationslager, die Überlebende Helga Pollak-Kinsky aus Wien liest aus ihrem „Theresienstädter Tagebuch“.
Bedeutende Komponisten waren von den Nationalsozialisten in das Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt worden, darunter Sigmund Schul, Gideon Klein, Hans Krása und Viktor Ullmann. Sie schufen in diesem Ghetto, das für die meisten Insassen nur Durchgangsstation auf dem Weg in die Vernichtungslager war, wichtige Werke. Alle starben dort oder in anderen Lagern der Nationalsozialisten.
Das Shalom-Ensemble möchte ein Zeichen gegen das Vergessen setzen und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Leben und Werk im Holocaust verfolgter und ermordeter Komponisten in die Konzertsäle zurück zu bringen: Susanne Gargerle (Violine), Tilo Widenmeyer (Viola), Hans-Peter Besig (Cello) und die Sopranistin Marie-Sophie Pollak interpretieren u.a. Gideon Kleins „Streichtrio“ (1944) und Viktor Ullmanns „Herbst/Lieder der Tröstung“ (1943) nach Texten von Georg Trakl und Albert Steffen.
Helga Pollak-Kinsky war zwölf Jahre alt, als sie im Januar 1943 mit ihrem Vater nach Theresienstadt deportiert wurde. Bis zu ihrem Transport nach Auschwitz im Oktober 1944 lebte sie im Mädchenheim L 410, Zimmer 28. Dorthin zog sie sich immer wieder zurück, um sich ihrem Tagebuch anzuvertrauen. Die Musik in Theresienstadt hatte für sie eine große Bedeutung und steht im Mittelpunkt ihrer Lesung: „Für die Dauer von ein, zwei Stunden betrat ich eine andere Welt, eine Welt voller Schönheit. Einen Raum, in dem für kurze Zeit Vergessen möglich war. Bis die Realität mich wieder einholte.“
Das NS-Dokumentationszentrum in der Brienner Straße 34 befasst sich als Münchens zentraler Lern- und Erinnerungsort zur Geschichte des Nationalsozialismus mit allen Aspekten der NS-Herrschaft. Von besonderer Bedeutung für das Veranstaltungsprogramm ist das Gespräch mit den letzten Zeitzeugen, die den NS-Terror und seine Konzentrationslager überlebt haben.
Der Eintritt kostet 15, ermäßigt 10 Euro. Karten sind an der Abendkasse oder über München Ticket erhältlich.