Wann ist endlich Schluss mit Nachtspeicherheizungen?
Anfrage Stadträtin Sabine Krieger (Fraktion Bündnis 90/Die Grünen/ Rosa Liste) vom 24.6.2015
Antwort Stephanie Jacobs, Referentin für Gesundheit und Umwelt:
Ihrer Anfrage liegt folgender Sachverhalt zu Grunde:
„Nachtspeicherheizungen sind Energieschleudern. Im Vergleich zu allen anderen Heizungsformen sind sie mit Abstand am ineffizientesten. Des- halb wurde 2008 das RGU vom Stadtrat aufgefordert, den Austausch von Nachtspeicherheizungen in Gebäuden mit dem Förderprogramm Energie- einsparung zu fördern. 2009 wurde dann eine Förderung für zwei Jahre beschlossen. Nicht länger, da nach der EnEV 2020 alle Nachtspeicherhei- zungen außer Betrieb genommen sein müssen. Doch was wurde bisher erreicht?“
Herr Oberbürgermeister Reiter hat mir Ihre Anfrage zur Beantwortung zugeleitet. Zunächst bedanke ich mich für die Fristverlängerung und kann jetzt die einzelnen Punkte Ihrer Anfrage unter Berücksichtigung der Stellungnahmen des Referates für Stadtplanung und Bauordnung, des Referates für Arbeit und Wirtschaft und des Baureferates wie nachfolgend dargestellt beantworten.
Eingangs ist auszuführen, dass aktuell keine gesetzliche Verpflichtung zur Außerbetriebnahme von Nachtspeicherheizungen existiert. Im Zuge der letzte Novellierung zur Energieeinsparverordnung (EnEV) 2014 entfiel die entsprechende Bestimmung (§10a) aus der vorangegangenen EnEV 2009. Der Anteil der Nachtspeicherheizungen an den Heizsystemen sinkt seit geraumer Zeit. Nach den Zahlen der AG Energiebilanzen e.V. waren in Deutschland 2014 nur noch 2,9% der Wohnungen im Bestand mit Strom beheizt; bei den in 2014 neu genehmigten bzw. gebauten Wohnungen war Strom als primärer Heizenergieträger sogar nur noch mit 0,7% vertreten (strombetriebene Wärmepumpen sind in dieser Statistik getrennt geführt). Dieser Verlust an Marktanteilen hat vor allem wirtschaftliche Gründe, da die Beheizung mit Strom deutlich teurer ist als die mit Erdgas oder Heizöl. Insofern ist eine Fortsetzung dieser Entwicklung zu erwarten. Im folgenden werden beim Oberbegriff „Elektroheizungen“ Nachtspeicherheizungen, elektrische Wärmepumpen und elektrische Direktheizungen (ohne Speicher) unterschieden.Frage 1:
Wie viele Elektroheizungen gab es in München 2008 im Bestand?
Antwort:
Entsprechende Zahlen des Jahres 2008 sind nicht verfügbar; auch nicht bezüglich der Gebäude der LHM.
Frage 2:
Wie viele Elektroheizungen gibt es in München aktuell?
Antwort:
Nach Angaben der SWM gibt es aktuell insgesamt 28.141 Nachtspeicherheizungen, 3.292 elektrische Wärmepumpen und eine unbekannte Zahl von elektrischen Direktheizungen.
In stadteigenen Gebäuden hat das Baureferat bereits seit den frühen 90er Jahren auf Basis einschlägiger Stadtratsbeschlüsse die Energieeffizienz von Heizungssystemen kontinuierlich gesteigert und den Umstieg auf umweltfreundlichere Wärmeerzeugungssysteme forciert. So erreicht gegenwärtig die Fernwärme, welche überwiegend in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen erzeugt wird, einen Anteil von über 50% des Wärmeverbrauchs. Die stadteigenen Gebäude, die sich nicht im Fernwärmeanschlussgebiet befinden, werden in der Regel mit Erdgas in Verbindung mit einer effizienten Brennwerttechnik versorgt.
Aufgrund der im Vergleich zu anderen Wärmeerzeugungssystemen deutlich höheren CO2-Emissionen wurden elektrische Heizsysteme zur Erzeugung von Raumwärme, wie z.B. Nachtspeicherheizungen, bei stadteigenen Gebäuden nur in begründeten Ausnahmefällen realisiert. Aktuell gibt es elektrische Heizsysteme noch in fünf kleineren Objekten sowie in wenigen temporär und niedrig beheizten Sondernutzungen, wie z.B. WC-Räumen auf Friedhöfen.
Die Überprüfung des vom Kommunalreferat heizungstechnisch eigenverwalteten Bestands hat ergeben, dass aktuell noch in acht Objekten (Bunker, Gewerbeobjekte und zwei Wohnobjekte) Nachtspeicherheizungen vorhanden sind.
Nach Mitteilung des Referates für Stadtplanung und Bauordnung hat die GWG nur noch ein Gebäude mit 40 Wohneinheiten mit Nachtspeicherheizungen. Bei der GEWOFAG befinden sich in 3.931 Wohneinheiten Nachtspeicherheizungen.Frage 3:
Was wird die Stadt unternehmen, um möglichst bald alle Elektroheizungen in städtischen Gebäuden außer Betrieb zu setzen?
Antwort:
Das Baureferat führt hierzu aus, dass bei den wenigen Ausnahmefällen mit Elektroheizungen eine Umstellung im Rahmen von anstehenden Heizungssanierungen oder ganzheitlichen Sanierungsmaßnahmen in Abstimmung mit den beiden Vermieterreferaten geprüft und, soweit wirtschaftlich vertretbar, umgesetzt wird.
In den letzten zehn Jahren wurden im Zuge von Sanierungsmaßnahmen in nachfolgenden Projekten vorhandene elektrische Heizsysteme auf umweltfreundlichere Wärmeversorgungssysteme umgerüstet.
-Verwaltungsgebäude Hackenstraße 12,
-Friedhof Feldmoching, Am Gottesackerweg,
-Gartenbaustützpunkt Isarauen 10,
-Gartenbaustützpunkt Paulsdorfferstraße 35,
-Gartenbaustützpunkt Brunnerstraße 6,
-Gartenbaustützpunkt Haidelweg 14
Die GEWOFAG führt dazu aus, dass es auf Grundlage der EnEV 2009 bis zur Novellierung 2013 ihr vordringliches Ziel war, Nachtspeicheröfen auszutauschen, weist aber auf die Kosten und den dabei anfallenden beträchtlichen Aufwand hin. „In der Regel wurden parallel dazu die Fenster ausgetauscht, Lüftungsanlagen eingebaut und die Gebäudehülle mit einem Wärmedämmverbundsystem gedämmt.“
Seit Inkraftreten der aktuellen EnEV zum 13.7.2013 ist die Sanierungsstrategie der GEWOFAG nicht mehr ausschließlich auf den Rückbau elektrischer Nachtspeicheröfen ausgerichtet. Vielmehr erfolgt der Rückbau im Rahmen und im Zusammenhang von notwendigen Sanierungsmaßnahmen von Ge-
bäuden. Wegen der deutlich gestiegenen Anforderungen an die Neubau-Fertigstellungszahlen wird derzeit ein Schwerpunkt in die Investitionen zum Wohnungsneubau gesetzt. Gezielte Maßnahmen zum Rückbau von Nachtspeicheröfen werden daher derzeit nicht umgesetzt. Vielmehr erfolgt dieser im Rahmen von Sanierungs- bzw. Modernisierungsmaßnahmen.
Frage 4:
Gibt es hierfür ein Zieldatum?
Antwort:
Nein, ein solches gibt es nicht.