In Bayern liegt der Zeitpunkt der Schuleingangsuntersuchung derzeit zwischen zwölf und drei Monaten vor der Einschulung. Für Kinder mit Entwicklungsrückständen reicht die dann verbleibende Zeit bis zum Schuleintritt oft nicht aus, um durch Förderung oder Therapie gegenüber Gleichaltrigen aufzuholen. Aus diesem Grund soll auf Beschluss des bayerischen Ministerrates im Rahmen eines Pilotprojektes die Erweiterung der Schuleingangsuntersuchung und die Vorverlegung in das vierte bis fünfte Lebensjahr erprobt werden.
Das Pilotprojekt „Gesundheits- und Entwicklungsscreening im Kindergartenalter (GESiK)“ wird landesweit an fünf Gesundheitsämtern (Augsburg Stadt, Coburg, Dachau, Main-Spessart und Passau) sowie in ausgewählten Stadtbezirken der Landeshauptstadt München durchgeführt.
Insgesamt werden in Bayern 10.000 Kinder zu der Untersuchung eingeladen werden, die Einladung erfolgt einmalig und auf freiwilliger Basis. Die Münchner Referentin für Gesundheit und Umwelt Stephanie Jacobs erklärt die Wichtigkeit des Pilotprojekts: „Ziel ist es, frühzeitig Entwicklungsverzögerungen oder körperliche Einschränkungen zu erkennen, familiäre oder professionelle Förderung anzuregen und bei Bedarf diagnostische und unterstützende Maßnahmen zu veranlassen. Ein günstiges Zeitfenster für diese Förderung liegt nach derzeitigem wissenschaftlichen Stand im Alter von vier bis fünf Jahren.“
Durch die vorzeitige Untersuchung kann die kindliche Entwicklung im sprachlichen und visuomotrischen Bereich sowie beim Erwerb der Rechenvorläuferfähigkeiten zum optimalen Zeitpunkt unterstützt bzw. gefördert werden. „Mir geht es vor allem darum, jedem Kind möglichst frühzeitig die individuelle Hilfe und Förderung anbieten zu können, die es für seine Entwicklung braucht,“ sagt Jacobs.
In München werden 2.000 Kinder (von zirka 12.000 Kindern des gesamten Schuljahrgangs 2017/2018) zu dem Projekt eingeladen werden. Die Gruppe der Kinder ist so ausgewählt, dass sie den Münchner Durchschnitt gut abbildet.
Basierend auf den Daten der bisherigen Schuleingangsuntersuchung wurden folgende Stadtbezirke zur Teilnahme ausgewählt: Schwabing – Freimann (Bezirk 12), Trudering – Riem (Bezirk 15) und Thalkirchen – Obersendling – Forstenried – Fürstenried – Solln (Bezirk 19). Die Kinder dieses Schuljahrgangs, die nicht am GESiK teilnehmen, werden im folgenden Jahr zur regulären Schuleingangsuntersuchung eingeladen.
Alle Familien und Kindergärten in den ausgewählten Stadtbezirken haben im November ein Informationsschreiben zum GESiK erhalten. Die schriftlichen Einladungen zur Teilnahme am GESiK werden zeitlich versetzt und über den gesamten Projektzeitraum gestaffelt verschickt werden. Die ersten Versendungen sind für Anfang Dezember geplant. Jacobs richtet sich an alle Eltern, die eine Einladung erhalten: „Bitte nehmen Sie dieses einmalige Angebot an und nehmen Sie mit Ihren Kindern an unserem Pilotprojekt teil. Je früher Entwicklungsdefizite erkannt werden, desto eher können Ihre Kinder unterstützt werden und die Hilfe bekommen, die Sie brauchen und von der sie ein Leben lang profitieren werden.“