Der chinesische Schauspieler, Autor und Regisseur Shi Hui (1915 – 1957) wurde in den 1940-er Jahren in Shanghai als „Kaiser der Bühne“ gefeiert. Er spielte in über 20 Filmen, führte Bühnen- und Filmregie und war eine feste Größe in der Shanghaier Theater- und Filmszene. Obwohl sein Film „Mein Leben“ (1950) zu den Klassikern der chinesischen Filmgeschichte gehört, blieb sein Werk bislang weitgehend unbekannt. Das Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1,
zeigt vom 9. Dezember bis 2. März die erste ihm gewidmete Retrospektive – ermöglicht durch die Kooperation mit dem China Film Achive in Peking sowie der China Film Consult und dem Filmarchiv Austria in Wien.
Shi Hui wuchs unter ärmlichen Verhältnissen auf und brach die Schule ab, um seine Familie durch Gelegenheitsarbeiten mit ernähren zu können. Schon als Kind begeisterte er sich für die Peking-Oper, ließ sich zum Schauspieler ausbilden und kam 1940 nach Shanghai, wo er sich dem modernen Theater zuwandte. „Kinder der Welt“ (1941) ist der einzige erhaltene Film aus dem Shanghaier Exil und der erste erhaltene Film, in dem Shi Hui in \ einer Nebenrolle – aber schon mit großer Leinwandpräsenz – zu sehen ist. Ab 1948 übernahm Shi Hui gelegentlich auch selbst die Regie der Filme, in denen er auftrat. Seine Filmfiguren sind vielfältig. So verkörperte er einen schonungslosen Gasthausbesitzer in „Nachtasyl“ (1947) und einen geizigen Schwiegervater in „Die Ehefrau lebe hoch“ (1947), doch er bevorzugte humane und humorvolle Rollen wie in seinem eigenen Film „Kompanieführer Guan“ (1951). Für die realistische Darstellung des Lebens in der Kompanie, die sich nicht mit dem geschönten Bild der offiziellen Kriegspropaganda deckte, wurde Shi Hui heftig kritisiert. Sein bekanntestes Werk ist „Mein Leben“ (1950) über einen einfachen Pekinger Polizisten, in dem er Darsteller und Regisseur ist. Der Film beschreibt schonungslos Korruption und Karrierismus im China nach der Revolution von 1911.
1957 begann die „Anti-Rechts-Kampagne“, mit der die Gesellschaft von „rechts-gerichteten“ Personen, darunter viele Künstler und Intellektuelle, gesäubert werden sollte. Shi Hui, der zu der Zeit auf das Zensurergebnis für seinen letzten Film „Schiffsfahrt im Nebel“ wartete, wurde wegen seiner drei großen Regiewerke heftig kritisiert. Nach einer „Kritiksitzung“ im November 1957 verschwand der damals 42-Jährige und wurde kurz darauf tot aufgefunden. Rehabilitiert wurde er erst 1979.
Die Filme werden in der chinesischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln gezeigt. Weitere Informationen sowie alle Filme und Termine sind im Programmheft des Filmmuseums oder unter http://www.muenchner-stadtmuseum.de/film zu finden. Der Eintritt kostet 4, ermäßigt 3 Euro. Telefonische Kartenreservierungen sind unter 2 33-9 64 50 möglich. Pressefotos können auf Anfrage unter Telefon 2 33-2 05 38 zugeschickt werden.