Der Name „Rosenthal“ stand in München lange Zeit für mehrere überregional bedeutende Antiquariatshäuser. Die jüdische Firma Jacques Rosenthal hatte über Jahrzehnte ihren Sitz in einem Palais an der Brienner Straße, bevor in der Weltwirtschaftskrise die Geschäfte erlahmten und die nationalsozialistischen Machthaber die Familie in die Emigration zwangen. Von dem inzwischen in London und Oxford ansässigen Familienzweig konnte das Stadtarchiv im vergangenen Jahr einen umfangreichen Fundus an Geschäftsunterlagen, Katalogen und Familienkorrespondenz erwerben, der heute, 11. März, um 19 Uhr in einer Abendveranstaltung der Öffentlichkeit präsentiert wird.
Der Neuzugang umfasst Unterlagen aus dem 1895 gegründeten Antiquariat Jacques Rosenthals (1850 – 1937), das seinerzeit zu den bedeutendsten Häusern in Deutschland zählte und über einen weltweiten Kundenkreis verfügte. Mit der Ausweitung der Tätigkeit auch auf wertvolle Kunstgegenstände hatte das Antiquariat Jacques Rosenthal einen großen Anteil an Münchens Aufstieg zur Metropole eines weltweiten Kunst- und Antiquitätenhandels in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.
Der Sohn Erwin Rosenthal (1889 – 1981), ein promovierter Kunsthistoriker, vertiefte über das Geschäftliche hinaus die wissenschaftliche Aufarbeitung und den gelehrten Austausch über die Handelsgegenstände. Seine Kontakte ins Ausland – seit 1912 war er mit Margherita Olschki, Tochter des Florentiner Antiquars Leo Olschki verheiratet – und seine vorausschauende Filialgründung in der Schweiz ebneten der Familie nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten die Wege in die Emigration. In den USA und später in der Schweiz führte Erwin Rosenthal ein Leben als Antiquar, Universitätsdozent und Privatgelehrter; sein schriftlicher Nachlass ist nun im Stadtarchiv München ebenso überliefert wie die Teile der umfangreichen privaten Korrespondenz zwischen den über verschiedene Erdteile verstreuten Familienmitgliedern.
Erwin Rosenthals ältester Sohn Albi ließ sich in London und Oxford nieder und etablierte hier ebenfalls ein Antiquariat, das einen Schwerpunkt auf den Handel mit Musikautographen legte. Die Firma A. Rosenthal Ltd. wird heute von dessen Tochter Julia Rosenthal geführt. Sie übereignete im Jahr 2014 das wertvolle Firmen- und Familienarchiv dem Stadtarchiv.
Kontakt: Elisabeth Angermair, E-Mail: elisabeth.angermair@muenchen.de, Telefon 2 33-3 08 19, und Anton Löffelmeier, Telefon 2 33-3 08 03, E-Mail: anton.loeffelmeier@muenchen.de