Die Monacensia, das Literaturarchiv der Stadt München, erwirbt den literarischen Nachlass des Schriftstellers Friedrich Reck-Malleczewen, geboren 1884 auf dem ostpeußischen Gut Malleczewen, gestorben 1945 im KZ Dachau. Der Nachlass bildet den literarischen, politischen und biografischen Kosmos eines komplexen und außergewöhnlichen Schriftstellers ab, eines Bestsellerautors, der sich zum schonungslosen Gegner der Nationalsozialisten entwickelte. Über 30 Jahre lebte Reck-Malleczewen in München und Oberbayern und pflegte enge Bindungen zum literarischen Leben der Stadt, unter anderem zählt er zu den Gründungsmitgliedern des Tukan-Kreises. Der Ankauf wurde am 12. März durch den Kulturausschuss des Münchner Stadtrats beschlossen.
Mit dem Ankauf des umfangreichen Nachlasses erhält die Monacensia über 120 großteils handschriftliche Briefe von und an Schriftsteller wie Thomas Mann, Hans Fallada, Hermann Hesse, Max Mohr, Gustav Meyrink, Hans Carossa und Bruno Frank sowie über 100 Manuskripte von Reck-Melleczewen. Des weiteren gehören zum Bestand vier Leitzordner mit Verlagskorrespondenz, etwa 200 Briefe aus dem familiären Umfeld, Briefe und Protokolle aus dem KZ Dachau, zahlreiche biographische und amtliche Dokumente sowie rund 30 Fotos aus dem privaten Umfeld und zwei CDs mit Fotografien von Reisen, die Friedrich Reck-Malleczewen unternommen hat.
Reck-Malleczewen zog 1914 nach einer Offizierslaufbahn und einem Medizinstudium nach Pasing bei München, wo er als freier Journalist und Schriftsteller arbeitete. Er verfasste Beiträge für namhafte Zeitungen und brilliert als populärer Unterhaltungsschriftsteller. Sein erfolgreichster Roman „Bomben auf Monte Carlo“, wurde 1931 mit Hans Albers und Heinz Rühmann verfilmt. Noch in der Weimarer Republik begriff sich Friedrich Reck-Malleczewen als Teil einer geistigen und gesellschaftlichen Elite, blieb Monarchist und Fortschrittsfeind und setzte zunächst seine Hoffnungen auf eine „konservative Revolution“ der Nationalsozialisten. Diese zerschlugen sich rasch und machten ihn zu einem erbitterten Gegner Hitlers und des Dritten Reichs. Sein 1937 begonnenes „Tagebuch eines Verzweifelten“ zählt zu den hellsichtigsten Dokumenten über die Nazibarbarei. Aufgrund einer Denunziation wurde Friedrich Reck-Malleczewen am 29. Dezember 1944 auf seinem Gut Poing im Chiemgau von der Gestapo verhaftet und am 9. Januar 1945 ins KZ Dachau gebracht, wo er im Februar 1945 ums Leben kam.
Die Monacensia, ein Institut der Münchner Stadtbibliothek, ist das literarische Gedächtnis der Stadt München. Der Ankauf des Nachlasses von Friedrich Reck-Malleczewen ergänzt den literarischen Sammlungsschwerpunkt zu den Münchner Schriftstellern, die während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland blieben, wie etwa Waldemar Bonsels, Erich Ebermayer und Josef Magnus Wehner. Diese Bestände bilden einen wissenschaftlich bedeutenden Kontrapunkt zu den Münchner Schriftstellerinnen und Schriftstellern, die von den Nationalsozialisten ins Exil gezwungen wurden, wie Oskar Maria Graf, Klaus Mann, Erika Mann, Annette Kolb, Hermann Kesten und viele andere. Nach der systematischen Einarbeitung und Katalogisierung steht der literarische Nachlass von Friedrich Reck-Malleczewen Wissenschaftlern, Studenten und Publizisten zur Einsicht und Auswertung zur Verfügung.
Infos zur Monacensia: www.muenchner-stadtbibliothek.de/monacensia Pressekontakt: Sylvia Schütz, Monacensia, sylvia.schuetz@muenchen.de, Telefon 41 94 72 15