Was haben Reiter und Seehofer zum Konzertsaalbau im Gasteig nun wirklich vereinbart?
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Herbert Danner, Lydia Dietrich, Sabine Nallinger, Thomas Niederbühl und Dr. Florian Roth (Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen/Rosa Liste) vom 10.2.2015
Antwort Bürgermeister Josef Schmid, Leiter des Referats für Arbeit und Wirtschaft:
In Ihrer Anfrage vom 10.2.2015 führten Sie als Begründung aus:
Erst entscheiden, dann prfen; zunchst einmal die neue Lsung
herausposaunen, im Anschluss die nanziellen Konsequenzen abschtzen nach wenig re ektierter Politik klingt das nicht. So kommentierte der Mnchner Merkur die Vereinbarung zwischen Ministerprsident Seehofer und Oberbrgermeister Reiter zum Konzertsaalbau. In den Medien war berall davon die Rede, dass der bisherige Saal der Philharmonie im Gasteig vllig entkernt und in der leeren Hlle ein neuer Saal gebaut werden sollte. Als auf Initiative der Fraktion Die Grnen rosa liste dazu ein Bericht im Kulturausschuss gegeben wurde, waren die Informationen aber so dnn wie widersprchlich. Kulturreferent Kppers (SPD) sprach davon, dass alle Varianten von einer Sanierung bis zur Entkernung geprft wrden. Der kulturpolitische Sprecher der CSU-Fraktion Richard Quaas behauptetet aber apodiktisch, dass im Gasteig ein ganz neuer Konzertsaal entstnde. Neuerdings ist vonseiten des Staatsministers Spaenle von einer abwechselnden Belegung durch beide Orchester im 2-Wochen-
Rythmus und einer Ausstiegsoption des Freistaats mit der Alternative Neubau die Rede. ber Details der Planungen gab es keinerlei Ausknfte. ...
Auf Basis der Stellungnahmen der Gasteig München GmbH sowie des Kulturreferats können die in Ihrer Anfrage gestellten Fragen wie folgt beantwortet werden:
Vorbemerkung:
Eine Generalsanierung des Gasteig, in dem die Münchner Philharmoniker, Münchner Stadtbibliothek, Münchner Volkshochschule und die Hochschule für Musik und Theater situiert sind, ist spätestens 2020 dringend erforderlich, da Gebäude sowie betriebs- und sicherheitstechnische Anlagen teilweise das Ende ihrer Nutzungsdauer erreichen. Der Stadtrat soll in Kürze mit den hierzu erforderlichen weiteren Schritten befasst werden.Frage 1:
Im Kulturausschuss wurde vom Kulturreferenten die einmtige
Berichterstattung der Medien, nach der laut Oberbrgermeister und Ministerprsident die Philharmonie vllig entkernt und ein ganz neuer Saal gebaut werden soll, infrage gestellt und erklrt, verschiedene Sanierungsvarianten wrden noch geprft werden. Was haben Herr Reiter und Herr Seehofer nun wirklich vereinbart?
Antwort:
In dem gemeinsamen Abstimmungsgespräch am 2.2.2015 bot der
Bayerische Ministerpräsident der Stadt München die Beteiligung des Freistaates an der Sanierung der Philharmonie im Gasteig an. Beide Gesprächspartner verständigten sich darauf, die sogenannte Zwillingslösung, die gemeinsame Nutzung der Philharmonie und des Herkulessaals durch das Symphonieorchester des Bayerischen
Rundfunks und die Münchner Philharmoniker zu prüfen. Als gemein- samen Arbeitsauftrag formulierten sie die ergebnisoffene Prüfung „Zwillingslösung“, insbesondere des Belegungskonzeptes. Der Prüfung sollen die folgende Annahmen zugrunde gelegt werden: Der Herkulessaal ist unter Beibehaltung seiner derzeitigen Größe renoviert, die Philharmonie ist für klassische Musik optimiert, das derzeitige Mengengerüst an klassischen Konzerten des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, der Münchner Philharmoniker und der privaten Veranstalter ist status quo.
Welche akustischen und architektonischen Maßnahmen getroffen werden müssen, um die Philharmonie zu optimieren, wurde nicht festgelegt, da hierzu erst die entsprechenden Fachleute Vorschläge entwickeln müssen.
Zur Umsetzung dieses Arbeitsauftrages kamen Ministerpräsident Seehofer und Oberbürgermeister Reiter überein, eine Arbeitsgruppe „Konzertsaal“ mit Vertretern des Kulturreferats, des Bayerischen Kultusministeriums, des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, der Münchner Philharmoniker, des Bayerischen Rundfunks und der privaten Musikveran- stalter einzusetzen.
Der Münchner Stadtrat wird in Kürze über das grundsätzliche weitere Vorgehen und über Untersuchungsvarianten zur Sanierung des Gasteig informiert.
Das Ergebnis einer grundsätzlichen Machbarkeitsprüfung der „Zwillings- lösung“ soll noch vor der Sommerpause als Basis für die weiteren Pla- nungen vorliegen.Frage 2:
Wieso wurde ein so weitreichender Vorschlag, der sogar als de nitive Entscheidung dargestellt wurde, der ffentlichkeit prsentiert, bevor die Gremien wie Gasteigaufsichtsrat, Philharmonischer Rat oder der Stadtrat mit der Entkernungsidee befasst wurden?
Antwort:
Ministerpräsident Seehofer und Oberbürgermeister Reiter äußerten in dem gemeinsamen Gespräch am 2.2.2015 ihren politischen Willen (siehe Ziffer 1). Entsprechend dieser Willensbekundung werden nun die vereinbarten Arbeitsaufträge auf Ebene der Verwaltung bearbeitet und die Ergebnisse zur Entscheidungsfindung den erforderlichen Gremien, insbesondere dem Münchner Stadtrat, vorgelegt.
Frage 3:
Mit welcher Summe wird sich der Freistaat an einem Umbau beteiligen? Erst war von 200 Mio., dann von 50 Mio. in den Medien die Rede.
Antwort:
Von Ministerpräsident Seehofer wurden in dem Abstimmungsgespräch keine Zusagen, in welcher Höhe sich der Freistaat an einer Sanierung der Philharmonie beteiligen würde, getroffen.
Derzeit werden die unter der Antwort zu Frage 1 genannten Arbeitsauf- träge abgearbeitet und Verhandlungen geführt. Abhängig vom Ergebnis und nach Befassung der erforderlichen Gremien wäre eine Vereinbarung zwischen Freistaat und LHM zu schließen, die auch eine verbindliche Aussage über die Beteiligung des Freistaates enthält.
Frage 4:
In welcher Dimension werden sich die Kosten einer Entkernung und eines vlligen Neubaus nanziell bewegen gerade in Relation zu einer Sanierung oder eines Neubaus auf freier Wiese?
Antwort:
Dem Stadtrat werden diese und weitere mögliche Varianten in Kürze vorgelegt.
Frage 5:
Ist es realistisch, dass Entkernung und Neubau mit nur zwei Jahren Schlieung verbunden wren oder sind eher Schtzungen von anderer
Seite von 4 bis 5 Jahren realistisch?Antwort:
Die bisher im Raum stehenden 2 Jahre Schließzeit orientieren sich an der dringend erforderlichen Mindestsanierung und an einer baulichen Lösung für die Philharmonie innerhalb der Kubatur des bestehenden Saals. Die Dauer einer kompletten Entkernung und eines Neubaus des gesamten Gebäudeteils PC/Bereich Philharmonie wurde nicht untersucht, wobei von einer deutlich längeren Schließzeit auszugehen ist.
Die Schließzeit des Gasteig hängt zunächst von dem noch zu definierenden Umfang der Baumaßnahmen unter Modernisierungsgesichtspunkten ab und muss durch die Planungen rechtzeitig verifiziert werden.
Frage 6:
Werden bei gemeinsamer Nutzung durch beide Orchester, Teile des
Gasteig umgenutzt und andere Mieter vertrieben und wenn ja, wo
werden diese zuknftig untergebracht?
Antwort:
Die Arbeitsgruppe prüft im Rahmen des Arbeitsauftrages, wie sich eine gemeinsame Nutzung durch beide Orchester im Gasteig abbilden könnte. Das derzeitige Mengengerüst wird als status quo der Prüfung zugrunde gelegt. Teile (ca. 30%) der bisher durch die Hochschule für Musik und Theater genutzten Räumlichkeiten würden durch das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks belegt, so dass die Hochschule für Musik und Theater zum Teil in andere Gebäude ausweichen müsste. Da die HMT an ihrem Standort Arcisstraße entsprechende zusätzliche Flächen mit dem Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst verhandelt, könnte sich ein Einverständnis abzeichnen.
Frage 7:
Wo werden in der Schliezeit die Orchester und ggf. andere kulturellen Einrichtungen untergebracht und welche Auswirkungen htte das fr die Mnchner Kulturszene?
Antwort:
Für alle Nutzer des Gasteig, dies betrifft neben den Orchestern Münchner Philharmoniker und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
auch die Münchner Stadtbibliothek, die Münchner Volkshochschule, das Kulturreferat als Förderer von privaten Akteuren, staatliche und öffentlichrechtliche Institutionen, die Hochschule für Musik und Theater sowie die privaten Veranstalter, müssen rechtzeitig Übergangslösungen gefunden werden, so dass eine Schließung während der Sanierung keine negativen Auswirkungen auf die Münchner Kulturszene hat.Auch hierzu soll dem Stadtrat ein Vorschlag zum weiteren Vorgehen unterbreitet werden.
Frage 8:
Wurden die privaten Konzertveranstalter zu dem Vorschlag befragt und wie sieht ihre Einschtzung aus?
Antwort:
Die privaten Konzertveranstalter sind in der Arbeitsgruppe zum Konzert- saal, die derzeit die „Zwillingslösung“ prüft, vertreten.
Frage 9:
Wie wird rechtlich und institutionell ein gemeinsamer Bau von Stadt und Freistaat sowie eine gemeinsame Nutzung durch die Philharmoniker und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks abgewickelt?
Antwort:
Die Fragen nach der rechtlichen und institutionellen Umsetzung werden derzeit geprüft.
Nach der grundsätzlichen Entscheidung, das Vorhaben gemeinsam
durchzuführen, werden rechtlich verbindliche Regelungen getroffen.
Frage 10:
Wie wird das Umfeld in Haidhausen durch ein Jahre dauerndes Bauvor- haben beeintrchtigt?
Antwort:
Aussagen dazu, wie das Umfeld in Haidhausen durch die mögliche
Sanierung beeinträchtigt werden könnte, sind erst nach Entscheidung über den Umfang und die Art und Weise der Durchführung der erforder- lichen Maßnahmen möglich. Etwaige Beeinträchtigungen sind selbstverständlich so gering wie möglich zu halten.
Frage 11:
Wie steht das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zu den Planungen und war es im Vorfeld einbezogen?
Antwort:
Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks ist in der
Arbeitsgruppe zum Konzertsaal, die derzeit die „Zwillingslösung“ prüft, vertreten.Frage 12:
Welche nationalen und internationalen Vorbilder fr einen erfolgreichen Versuch bei einem Konzertsaalbau einen bestehenden Saal vllig zu entkernen und in der alten Hlle einen neuen zu bauen und welche
bauliche Risiken und Einschrnkungen knnten damit verbunden sein?
Antwort:
Zur Beantwortung dieser Fragen wären umfangreiche Recherchen
und Auswertungen notwendig. Im Übrigen sind Vergleiche derartiger Vorhaben sowie deren Bewertung aufgrund der unterschiedlichen
Ausgangssituationen sowie Zielsetzungen nur schwer möglich.
Frage 13:
Besteht die Absicht, die bereits ausgearbeiteten Plne zur Kernsanierung der Philharmonie umzusetzen? Wann werden diese im Stadtrat und in der ffentlichkeit vorgestellt?
Antwort:
In Kürze soll eine StR-Befassung erfolgen, mit der die weiteren Schritte für eine Sanierung und Modernisierung des Gasteig eingeleitet werden; eine Entscheidung über eine konkrete Modernisierungsvariante kann jedoch erst nach Vorliegen der Ergebnisse weiterer Untersuchungen getroffen werden.
Das Modell des „neuen Saals im Saal“ (Studie Albert Speer & Partner) wurde bereits 2009 dem Aufsichtsrat der Gasteig München GmbH und der Presse vorgestellt. Im Zusammenhang mit der Behandlung von zwei Stadtratsanträgen zum Thema Philharmonie wurde die Studie am 18.1.2011 im Ausschuss für Arbeit und Wirtschaft sowie in der Vollversammlung am 26.1.2011 vorgestellt.
Ich hoffe, dass ich Ihre Fragen hiermit zufriedenstellend beantworten konnte.