Wann wird im Münchner Rathaus schon mal über Landjäger, Leberkäse und Knöcherlsülze gefachsimpelt? Zu dem Austausch unter Fachleuten kam es gestern, als Bürgermeister Josef Schmid – selbst Spross einer Metzgerfamilie – dem langjährigen Vorstand der Vereinigten Münchner Metzger, Heribert Meyer, die Medaille „München leuchtet – Den Freundinnen und Freunden Münchens“ in Silber überreichte. Die Auszeichnung erhielt Meyer in Anerkennung seiner Verdienste um München. Er engagierte sich über Jahrzehnte ehrenamtlich nicht nur für das Metzger-Handwerk, sondern auch in der Kirche und in der Stadtviertel-Politik in Solln.
Meyer war Inhaber einer Metzgerei am Viktualienmarkt, bis er diese 1993 aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste. Seit 1954 war er daneben bei den Vereinigten Münchner Metzgern aktiv, von 1966 bis 2000 war er 1. Vorstand des Vereins. Heute ist er Ehrenvorstand.
Auf seine Initiative wurde 1995 der historische Metzgersprung auf dem Marienplatz wiederbelebt. Diese Tradition geht, wie der Schäfflertanz, zurück auf das 16. Jahrhundert, als die Pest in München wütete. Wie die Schäffler zogen auch die Metzger nach dem Ende der Epidemie in fröhlichem Tanz durch die verödeten Gassen der Stadt, um die verängstigten Bürger wieder aus ihren Häusern auf die Straßen zu locken. Der Umzug der Metzger endete mit einem Sprung in den Marktbrunnen, den Vorläufer des heutigen Fischbrunnens auf dem Marienplatz. Das fröhliche Treiben etablierte sich als Brauch, mit dem die Metzgerlehrlinge alljährlich ihre Freisprechung feierten – das Ende der Ausbildungszeit. Im 20. Jahrhundert wurde dieser Brauch allerdings nur noch sehr sporadisch gepflegt. Meyer sorgte für die Wiederbelebung der Tradition. Seit 1995 springen alle drei Jahre wieder Metzgerlehrlinge, behängt mit Kälberschwänzen, zum Abschluss ihrer Ausbildung zur „Taufe“ in den Fischbrunnen. Zuletzt fand der Metzgersprung 2013 statt, der nächste steht 2016 an. Neben seinem Einsatz für das Metzger-Handwerk engagierte sich Heribert Meyer seit 1988 auch als Mitglied des Pfarrgemeinderates St. Johann Baptist in Solln und der Caritas in Solln. In dem Stadtteil war er auch über 40 Jahre aktiv für die CSU, von 1994 bis 1999 als Ortsvorsitzender und 1999 bis 2003 als stellvertretender Ortsvorsitzender. Heute ist er Ehrenmitglied der CSU Solln/Thalkirchen.
Für seine Verdienste wurde Meyer auch schon mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. An seiner Ehrung im Hauberrisser-Zimmer des Rathauses nahmen auch die Stadträte Michael Kuffer und Otto Seidl (beide CSU-Fraktion) teil.