Radverkehr in München II: Kampagne „Radlfreundlichster Arbeit- geber“
Antrag Stadtrats-Mitglieder Sonja Haider und Tobias Ruff (ÖDP) vom 19.12.2014
Antwort Kreisverwaltungsreferent Dr. Wilfried Blume-Beyerle:
Nach §60 Abs. 9 GeschO dürfen sich Anträge ehrenamtlicher Stadtratsmitglieder nur auf Gegenstände beziehen, für deren Erledigung der Stadtrat zuständig ist.
Ihr an das Kreisverwaltungsreferat gerichteter Antrag hat zum Ziel, die Radlhauptstadtkampagne um die Zielgruppe Unternehmen zu erweitern und einen Preis für den „Radlfreundlichsten Arbeitgeber“ zu vergeben. Nachdem viele Aktivitäten in ähnlicher Form bereits aktuell bestehen, sieht das KVR keine grundsätzliche Bedeutung.
Ich erlaube mir daher, Ihren Antrag in Abstimmung mit dem Oberbürgermeister auf dem Schriftwege zu beantworten.
Bereits seit dem Jahr 2011 gehören Unternehmen in München zur Zielgruppe der Initiative Radlhauptstadt München. Konkret wurden in den ver gangenen vier Jahren mehrere Radl-Sicherheitschecks in Kooperation mit Unternehmen in München durchgeführt, beispielsweise auf betriebseigenen Infotagen zum Thema „Mobilität“. Aufgrund der vielen positiven Rückmeldungen und Erfahrungen sollen diese Aktivitäten weiter ausgebaut und neue Maßnahmen entwickelt werden, um noch mehr Pendler in München für die Nutzung des Fahrrads zu motivieren.
Neben eigenen Aktivitäten unterstützt die Radlhauptstadt München seit dem Jahr 2010 aber auch die bewährten Aktionen „Mit dem Rad zur Ar beit“ und „Stadtradeln“. Die Unterstützung bezieht sich dabei sowohl auf die Öffentlichkeitsarbeit als auch auf die Kooperation bei der Durchführung von Veranstaltungen.
So wurde die Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ in den vergangenen Jahren sowohl auf der Radlhauptstadt-Webseite angekündigt, als auch auf Veranstaltungen der Radlhauptstadt München (Radl-Sicherheitschecks, Radlflohmarkt, Radl-Aktionstage) beworben.
Den Starttermin des Aktionszeitraums der Aktion „Stadtradeln“ bildete in den vergangenen drei Jahren (2012, 2013 und 2014) die Münchner Radlnacht und auch die jährliche Abschlussveranstaltung des „Stadtradelns“ wurde in Kooperation mit der Radlhauptstadt München durchgeführt. Dar über hinaus wurden für die Gewinnerinnen und Gewinner des Münchner Stadtradelns Radlhauptstadt-Give-aways als Preise zur Verfügung gestellt.Außerdem darf an dieser Stelle auf das Projekt „Fahrradfreundliche Betriebe in Bayern“ hingewiesen werden, mit dem der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Landesverband Bayern e. V. und die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. sich seit März 2015 im Rahmen einer gemeinsamen Kooperation für noch mehr Fahrradfreundlichkeit im Freistaat engagieren. Ziel ist es, Mitarbeiter zu motivieren, vermehrt das Fahrrad für den Weg zur Arbeit zu nutzen und es als intelligenten Baustein im Mobilitätsmix zu verankern. Unternehmen können sich dabei vom ADFC umfassend zum Einsatz des Verkehrsmittels Fahrrad beraten und als „fahr radfreundlicher Betrieb“ zertifizieren lassen. Das Projekt ergänzt die erfolgreiche Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“, die von der vbw als Hauptsponsor seit Jahren unterstützt wird.
Stellungnahme des Referates für Arbeit und Wirtschaft zum Förder - programm „betriebliches Mobilitätsmanagement“ (BMM) und zum Vorschlag der Einführung eines Preises für den „Radlfreundlichsten Arbeitgeber“:
Im BMM-Förderprogramm des Referates für Arbeit und Wirtschaft optimieren Unternehmen aus der Landeshauptstadt und aus dem Landkreis München mit Unterstützung durch externe Berater ihre betrieblich bedingten Verkehre. Sie tun dies sowohl in ökologischer wie auch in ökonomischer Hinsicht.
Viele der insgesamt 54 Unternehmen, die bisher am Förderprogramm teilgenommen haben, sind auf dem Gebiet der Radverkehrsförderung aktiv geworden. Hier einige ausgewählte Ergebnisse aus den Abschlussberichten der bisherigen Förderprogramm-Runden seit dem Jahr 2005:
-Über 800 neue Fahrradstellplätze wurden in den Betrieben geschaffen. Knapp 120 Dienstfahrräder wurden angeschafft und in Betrieb genommen, darunter auch einige Pedelecs.
-Mindestens fünf Unternehmen haben Duschen und Umkleiden für R adlerinnen und Radler eingerichtet.
-Drei Firmen haben sich am Aufbau eines Fahrradvermietsystems zur Anbindung Ihres Gewerbegebiets (Kraillinger Innovationsmeile) an den ÖPNV beteiligt (20 Mieträder).
-Ein Unternehmen hat ein Dienstradangebot analog zu gängigen Dienstwagenangeboten eingeführt.
-Sehr viele Firmen beteiligen sich an der Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“.
-Einige Firmen haben Mobilitätstage mit dem Schwerpunkt „Fahrrad“ durchgeführt.Das Förderprogramm wird auf den Internetseiten des Referates für Arbeit und Wirtschaft und im Newsletter des Referates beworben. Zur Akquisition von Firmen für das BMM-Förderprogramm werden jährlich ca. 450 Firmen aus der Landeshauptstadt und dem Landkreis München direkt vom Leiter des Referates für Arbeit und Wirtschaft angeschrieben. Hierbei handelt es sich überwiegend um größere Betriebe mit mehr als 100 Beschäftigten. Interessierte Unternehmen erhalten weiterführende Informationen dann direkt vom beauftragten Beratungsunternehmen.
Es wäre aus Sicht des Referates für Arbeit und Wirtschaft sinnvoll, wenn auf der Website der Initiative Radlhauptstadt München mit einer kurzen Meldung auf den Start einer neuen BMM-Runde und die Beteiligungsmöglichkeit für Unternehmen hingewiesen wird. Hierzu kann vom RAW gerne ein Textvorschlag zur Verfügung gestellt werden. Die Kurzmeldung sollte dann auf das Webangebot des RAW bzgl. BMM verlinkt werden. Auch
bei direkten Kontakten der Radlhauptstadt-Initiative mit Münchner Firmen könnte auf das Förderprogramm hingewiesen werden, sofern bei einem Unternehmenskontakt ein Anknüpfungspunkt zu BMM gesehen wird.
Hierzu stellt das RAW gerne Informationsbroschüren zum Förderprogramm für die Verteilung durch das KVR zur Verfügung.
Die Einführung eines Preises für den radlfreundlichsten Arbeitgeber wird vom Referat für Arbeit und Wirtschaft kritisch gesehen. Es gibt sicher vielfältige Maßnahmen, die ein Arbeitgeber zur Förderung des Radverkehrs in seinem Unternehmen ergreifen kann. Dennoch wäre die Ausrichtung eines solchen Preises allein auf die Radverkehrsförderung eine starke inhaltliche Beschränkung. Aber auch die betriebliche Förderung der ÖPNV-Nutzung oder des Zu-Fuß-Gehens wären Aktivitäten, die von der Landeshauptstadt honoriert werden könnten. Zudem gibt es mit dem Umweltpreis der Landeshauptstadt München seit 1994 ein etabliertes, vom Stadtrat beschlossenes Instrument, um Firmen, Institutionen und auch Einzelpersonen für ihr Umweltengagement auszuzeichnen. Der Preis ist mit einem Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro dotiert, das auf mehrere Preisträgerinnen und Preisträger verteilt werden kann. Auch Firmen, die sich um die Förderung einer nachhaltigen Mobilität verdient gemacht haben, wurden in der Vergangenheit bereits ausgezeichnet. Hier einige Beispiele:
-Preisträger 2009: Ökoprojekt MobilSpiel e.V. (unter anderem aktiv im Bereich nachhaltige Mobilitätsbildung für Kinder und Jugendliche) -Preisträger 2011: Taxi-Center Ostbahnhof (Ökotaxiunternehmen)
-Preisträger 2013: Firma hinterher.com (Hersteller von Fahrradanhängern)Das Referat für Arbeit und Wirtschaft schlägt daher vor, vermehrt Teilnehmerbetriebe des BMM-Förderprogramms zu einer Bewerbung für den bestehenden Umweltpreis der Landeshauptstadt zu animieren, sofern sie aus Sicht des Referats herausragende Maßnahmen zur Förderung einer nachhaltigen betrieblichen Mobilität umgesetzt haben. Dies würde den Umweltpreis um aussagekräftige Bewerbungen auf dem Gebiet der betrieblichen Mobilität bereichern.
Außerdem gibt es auch noch deutschlandweit durchgeführte Wettbewerbe, wie z.B. „Mit dem Rad zur Arbeit“ oder die Aktion „Stadtradeln“, die offen für die Beteiligung von Firmen sind. Beide Aktionen könnte die Radlhauptstadt-Initiative in München noch stärker in die Öffentlichkeit tragen. Dies wäre ein pragmatisches Vorgehen zur Förderung des Radverkehrs durch Münchner Unternehmen, ohne aufwändig neue Strukturen, z.B. eine weitere Preisjury, aufbauen zu müssen.
Stellungnahme des Referates für Gesundheit und Umwelt zur Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ und zum Vorschlag der Einführung eines Preises für den „Radlfreundlichsten Arbeitgeber“:
Die Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ ist eine bundesweite Aktion von AOK (Allgemeine Ortskrankenkasse), ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahr radclub), DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund), dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege und dem vbw (Die bayerische Wirtschaft). Seit nunmehr 14 Jahren werden Mitarbeiter aus Unternehmen dazu aufgerufen, Teams zu bilden, die an mindestens 20 Tagen mit dem Rad zur Arbeit fahren.
Täglich mindestens eine halbe Stunde Radfahren bringt das Herz-Kreislauf-System in Schwung. Dank des Radfahrens wird der Herzmuskel besser durchblutet und trainiert. Die Steigerung der Leistungsfähigkeit beugt zudem Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor, was für die Betriebe einen geringeren Krankenstand und Kostenersparnis bedeutet. Selbstverständlich wird das Engagement für die eigene Gesundheit durch die Verlosung von vielen (gesponserten) attraktiven Preisen, wie z.B. Wellnessreisen, Städtereisen, Fahrrädern und vieles mehr belohnt. Eine weitere finanzielle Unterstützung der Betriebe erfolgt jedoch nicht.
Die Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ wurde im Jahr 2001 erstmals als gemeinsame Mitmachaktion der AOK und des ADFC in Günzburg, Dillingen und Neu-Ulm durchgeführt. Die erste bayernweite Aktion fand dann im Jahr 2002 mit ca. 10.000 Teilnehmern statt, im nächsten Jahr stieg die Teilnehmerzahl bereits auf über 30.000.
Die Beteiligung der Landeshauptstadt München an der Aktion war in den ersten 3 Jahren, gemessen am Landesdurchschnitt, unterdurchschnittlich.Deshalb wandte sich der ADFC München im Jahr 2004 an den Herrn Oberbürgermeister mit der Bitte um aktive Unterstützung der Aktion durch die Landeshauptstadt München. Auf Weisung des OB-Büros wurde erstmals 2004 die Aktion unter der Federführung des damaligen Umweltschutzreferates stadtweit unterstützt. Seit diesem Jahr haben sich die Teilnehmer zahlen an der Aktion in München ständig nach oben entwickelt. Ab dem Jahr 2006 wurde deshalb der Aktionszeitraum von ursprünglich 4 Wochen auf drei Monate ausgeweitet, jeweils vom 1. Juni bis zum 31. August des Jahres.
In allen teilnehmenden Städten werden i.d.R. Pressekonferenzen unter Leitung der ansässigen AOK durchgeführt. In München wird zum Beispiel jedes Jahr mit einer Auftaktveranstaltung unter Pressebeteiligung auf die Aktion hingewiesen. Mit einer abschließenden Pressekonferenz und der jährlichen Preisverleihung wird die Aktion jedes Jahr beendet.
Die seit 2004 ständig steigenden Teilnehmerzahlen belegen eine gute und wirksame Pressearbeit. Im Jahr 2014 waren es in München bereits 4.000 Teilnehmer aus 470 Betrieben (inkl. der Landkreise waren es 7.100 Teilnehmer aus 800 Betrieben) und bayernweit über 50.000 Teilnehmer aus 8.000 Betrieben. Es wurden ca. 16 Mio. km geradelt, was einer CO2-Einsparung von ca. 3,2 Mio. kg entspricht. Bundesweit waren es über 170.000 Teilnehmer. Damit ist die Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ wohl eine der er folgreichsten Präventionsprojekte in Bayern.
Es wäre sicher wünschenswert und hilfreich, die Aktion auf der Inter netseite der Radlhauptstadt München intensiver zu bewerben und nach Abschluss der Veranstaltung die Daten (wie Anzahl der Teilnehmer, bzw. teilnehmenden Betriebe und die Preisgewinner in München) zu veröffentlichen.
Bestandteil der Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ ist eine alljährliche Auszeichnung der „fahrradfreundlichen“ Betriebe. Um einen insgesamt „Radlfreundlichsten Arbeitgeber“ auszuzeichnen, wäre wohl eine sehr viel intensivere Beschäftigung mit den einzelnen Betrieben notwendig, was personell für das RGU derzeit nicht leistbar ist.
Aus unserer Sicht sollten weitere Aktivitäten auch im Hinblick auf vorbildliche Maßnahmen anderer fahrradfreundlicher Kommunen geprüft werden. Dabei halten wir eine enge Abstimmung mit dem RGU sowie dem für das „Betriebliche Mobilitätsmanagement“ zuständigen RAW für erforderlich. Die Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ ist aufgrund der intensiven Arbeit der letzten 11 Jahre bei den Betrieben in München zwar durchaus bekannt, eine ausführlichere Darstellung auf den Internetseiten der Radlhauptstadthalten wir dennoch für sinnvoll. Für die Aktion „Stadtradeln“ und das „Betriebliche Mobilitätsmanagement“ wäre eine ausführliche Darstellung auf den Internetseiten der Radlhauptstadt München sicher ebenfalls sinnvoll und hilfreich.
Zusammenfassend ist im Hinblick auf die vielen bereits existierenden Aktionen zur Förderung der Fahrradnutzung von Arbeitnehmern durch die Arbeitgeber die Einführung eines Preises für den „Radlfreundlichsten Arbeitgeber“ nicht zielführend. Vielmehr sollten die bereits vorhandenen Aktivitäten („Aktion mit dem Rad zur Arbeit“, „Aktion Stadtradeln“, das „Betriebliche Mobilitätsmanagement“ und der „Münchner Umweltpreis“) wie vom Referat für Arbeit und Wirtschaft sowie dem Referat für Gesundheit und Umwelt vorgeschlagen auch über die Kanäle der Radlhauptstadt München bei Unternehmen in München noch bekannter gemacht werden, um die Radlfreundlichkeit der Arbeitgeber weiter zu verbessern.
Wir bitten, von den Ausführungen Kenntnis zu nehmen und gehen davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist.