Chagall für München!
Antrag Stadtrats-Mitglieder Johann Altmann, Dr. Josef Assal, Richard Progl und Ursula Sabathil (Fraktion Bürgerliche Mitte – Freie Wähler/ Bayernpartei) vom 27.10.2015
Antwort Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers:
Nach § 60 Abs. 9 GeschO dürfen sich Anträge ehrenamtlicher Stadtratsmitglieder nur auf Gegenstände beziehen, für deren Erledigung der Stadtrat zuständig ist.
Sie beantragen, dass sich die Landeshauptstadt München dafür einsetzt, die aktuell in der Pariser Philharmonie gezeigte Ausstellung „Marc Chagall: le triomphe de la musique“ nach München zu holen.
Die Planung und Übernahme von Ausstellungen ist eine Kernaufgabe des Kulturreferates, insbesondere der Museen.
Der Inhalt Ihres Antrages betrifft damit eine laufende Angelegenheit, deren Besorgung nach Art. 37 Abs. 1 GO und § 22 GeschO dem Oberbürgermeister obliegt. Eine beschlussmäßige Behandlung im Stadtrat ist daher rechtlich nicht möglich.
Zu Ihrem Antrag vom 27.10.2015 teile ich Ihnen Folgendes mit:
Sie schlagen vor, die Ausstellung „Marc Chagall: le triomphe de la musique“ der Philharmonie de Paris in der Pariser Oper nach München zu holen, um diese herausragende Ausstellung auch den Münchnerinnen und Münchnern zugänglich zu machen.
Wir halten dies leider für nicht realisierbar:
Eine große Ausstellung zu einem weltberühmten Künstler ist ein Unternehmen, das von langer Hand vorbereitet sein muss. Deshalb stehen normalerweise die Partner/-innen für ein solches Projekt von Anfang an fest: Leihgaben werden von Institutionen und privaten Sammlern nur sehr selten über einen längeren Zeitraum zur Verfügung gestellt; oft sind eine längere Ausstellungsdauer oder mehrere Stationen aus konservatorischen Gründen (z.B. Arbeiten auf Papier, Textilien, fragile Werke) nicht möglich, die Werke können nur beschränkt transportiert werden oder dürfen nur über kurze Zeit dem Licht ausgesetzt sein.
Bei der Ausstellung in der Pariser Oper handelt es sich offensichtlich um eine Ausstellung mit über 300 Objekten. Um solch eine Ausstellung an einem weiteren Ort zu realisieren, muss der Ausstellungsort von Anfang der Projektplanung an mitbedacht werden.Das Lenbachhaus z. B., als ein Museum, das klimatechnisch und sicherheitsrechtlich für eine solche Ausstellung in Frage käme, legt deshalb bei allen Ausstellungsprojekten Wert darauf, dass sie selbst geplant sind oder dass das Lenbachhaus von Anfang an in die Planung miteinbezogen ist. Das betrifft nicht nur die Sicherung der Leihgaben, sondern auch das Konzept und die wissenschaftliche Erarbeitung des Themas. Gute Beispiele sind dafür die Großprojekte Kandinsky, Absolut - Abstrakt (Kooperation mit dem Centre Pompidou Paris, Guggenheim Museum New York), Macke/
Marc (Kooperation mit dem Kunstmuseum Bonn) und Klee/Kandinsky
(Kooperation mit dem Paul Klee Zentrum Bern).
Abgesehen vom notwendigen Vorlauf, selbst für die Übernahme solch einer Ausstellung, ist es zudem wichtig, dass eine Ausstellung zur Kunst der Klassischen Moderne mit den hohen Versicherungs- und Transportkosten, komplexen Auflagen für Restaurierung und Sicherheit und schwer zu erhaltenden Leihgaben in der Größenordnung eine natürliche inhaltliche Anknüpfung an den Sammlungsschwerpunkt eines Museums findet. Chagall lässt sich nicht zwingend an die Schwerpunkte im Bereich der Moderne im Lenbachhaus anschließen. Trotzdem besteht die Möglichkeit, dass dort in Zukunft Werke von ihm zum Beispiel in eine thematisch ausgerichtete Ausstellung integriert werden könnten.
Chagall ist übrigens immer wieder in der Umgebung von München zu sehen, ja er gehört zu einem der beliebtesten „Ausstellungskünstler“; zuletzt wurde er zum Beispiel im Buchheim Museum Bernried 2014 gezeigt; in Deutschland alleine zwischen 2012 - 2015 in Bad Karlshafen, Schwerin, Eutin und Göppingen, Lindau, Münster, Berlin (mit einer großen Retrospektive in Zürich 2013).
Von den vorstehenden Ausführungen bitte ich Kenntnis zu nehmen und gehe davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist.