Der Münchner Journalist Ulrich Chaussy wird für seine hervorragende publizistische Gesamtleistung mit dem Publizistikpreis der Landeshauptstadt München 2016 ausgezeichnet. Bürgermeister Josef Schmid wird den Preis am Mittwoch, 6. Juli, überreichen.
Ulrich Chaussy hat sich unter anderem seit über dreißig Jahren mit dem Münchner Oktoberfestattentat vom 26. September 1980 auseinandergesetzt. Er hat hartnäckig Hintergründe recherchiert und Zusammenhänge aufgedeckt, die sonst nicht ans Tageslicht gekommen wären.
Der mit 10.000 Euro dotiert Preis wird alle drei Jahre – alternierend mit dem Literaturpreis und dem Übersetzerpreis – verliehen. Zuletzt wurde 2013 Prof. Dr. Heribert Prantl mit diesem Preis ausgezeichnet. Die Verleihung findet vor geladenen Gästen statt.
Aus der Begründung der Jury:
„Guter Journalismus braucht langen Atem. Ulrich Chaussy hat ihn: Der in Karlsruhe geborene Münchner Journalist recherchiert, schreibt und sendet seit über dreißig Jahren über das Münchner Oktoberfestattentat am 26. September 1980. Die Ermittlungsbehörden gingen von der Einzeltäter- schaft des beim Attentat ums Leben gekommenen Neonazis Gundolf Köh- ler aus.
Ulrich Chaussys Recherchen ergaben anderes. 1985, in seinem Buch ,Ok- toberfest. Ein Attentat‘ hat sich Chaussy erstmals sehr kritisch und sehr umfassend mit der Alleintäter-Theorie der Ermittlungsbehörden ausein- andergesetzt und den terroristischen Hintergrund des blutigsten Terroran- schlags in der Geschichte der Bundesrepublik geschildert. Seither hat er eine Vielzahl von Texten darüber verfasst, zuletzt gemeinsam mit Daniell Harrich das Drehbuch zum Spielfilm ,Der blinde Fleck‘. Zum Kinostart im Januar 2014 legte Chaussy die Fortschreibung seiner Recherchen wiede- rum als Buch vor, diesmal mit dem Untertitel ‚Wie die Verdrängung des Rechtsterrors begann‘.
Chaussy ist ein hartnäckiger und erfolgreicher Wahrheitssucher. Es gab Zei- ten, da wurde er für einen Staatsfeind gehalten, weil er nach den rechtsra- dikalen Hintermännern des Anschlags forschte. Seine Recherchen haben die Bundesanwaltschaft veranlasst, den begründeten Zweifeln an der Einzeltäter-Theorie nachzugehen und im Dezember 2014 die Ermittlungen wieder aufzunehmen.
Die Hypothesen von nicht politisch motivierten Einzeltätern prägten jahr- zehntelang den Blick auf den Rechtsextremismus und liegen auch dem Versagen von Polizei, Staatsschutz und Staatsanwaltschaft u.a. bei den Ermittlungen der Verbrechen des NSU zugrunde. Aber diese Verbrechen haben Wurzeln, eine große Wurzel steckt in der Münchner Theresienwiese. Ulrich Chaussy hat diese Wurzel ausgegraben. Wenn die Ermittlungsbe- hörden seine Recherchen früher beachtet hätten – vielleicht hätte einiges Schlimme verhindert werden können.“
Informationen auch unter muenchen.de/kulturfoerderung Stichwort „Preise“.
(Siehe auch unter Terminhinweise)