Die Fotokünstlerin Eva Leitolf wird von der Landeshauptstadt München mit dem Kunstpreis der Stadt ausgezeichnet. Dies hat der Stadtrat heute in seiner Sitzung als Feriensenat auf Empfehlung einer Jury beschlossen. Der mit 10.000 Euro dotierte Kunstpreis wird alle drei Jahre für ein herausragendes Gesamtwerk im Bereich Bildende Kunst an eine Künstlerin oder einen Künstler mit engem Bezug zu München vergeben. Bisherige Preisträgerinnen und Preisträger sind Rudolf Wachter, Rudi Tröger, Herbert Peters, Urs Lüthi, Bodo Buhl, Beate Passow, Olaf Metzel, Stephan Huber, Michaela Melián und Stephan Dillemuth.
Die Jury begründete ihren Vorschlag wie folgt:
Im Werk der Knstlerin Eva Leitolf verdichten sich auf unprtentise Weise Heimat und Heimatlosigkeit als groe gesellschaftliche Leitthemen der Gegenwart. Schon Jahre vor den aktuellen Debatten um Ge-
chtete und dem Erstarken politisch rechter Gesinnung setzte sich Eva Leitolf in ihren konzeptuellen fotogra schen Arbeiten mit Fremdenhass und Migration auseinander. Ihre Serie Deutsche Bilder (1992-94/2006-08) sucht Orte von Fremdenfeindlichkeit und rassistischer Gewalt auf, ohne dass diese Vorgnge unmittelbar dargestellt werden, denn die Bilder zeigen Fachwerkhuser, Freizeiteinrichtungen, alltgliche Schlaf- und Wohnzimmer.
Diese Abwesenheit einer Tat, die Leere und scheinbare Idylle ist auch ein Kennzeichen ihrer Serie Postcards from Europe (seit 2006). Diese bildet ein fortlaufendes fotogra sches Archiv von Orten, die in Zusammenhang mit der europischen Flchtlingspolitik stehen. Die Knstlerin widmet sich den hermetischen Auengrenzen der Europischen Union und Ereignissen, die sich an Grenzbergngen manifestieren oder materialisieren, den unterschiedlichsten Orten, an denen sich migrierende Menschen aufhalten und doch unsichtbar bleiben. In ihrer groformatigen Fotoserie Clearing hlt sie dagegen die Spuren fest, die unbegleitete jugendliche Ge chtete in ihren Massenunterknften in Deutschland hinterlassen.
Leitolfs Arbeiten, in denen es immer auch um die Form der Darstellung und die Mglichkeit einer Erzhlung geht, sind politisch, unbequem und dabei knstlerisch wie sthetisch komplex. Sie stehen berdies ein fr eine kritische Auseinandersetzung mit Bildkonsum und Bildgebrauch sicherlich geprgt von ihrem Studium bei Allan Sekula, einem der ein ussreichsten amerikanischen Knstler und Kritiker.
Eva Leitolf lebt und arbeitet in Mnchen und im Bayerischen Wald. Sie agiert als Knstlerin weit ber Mnchen hinaus, ihre Werke wurden in einer Vielzahl von institutionellen Ausstellungen gezeigt.
Der Jury unter dem Vorsitz von Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers gehörten an: Professor Dr. Burcu Dogramaci (Ludwig-Maximilians-Universität München), Dr. Eva-Christina Kraus (Neues Museum Nürnberg), Professor Dr. Florian Matzner (Akademie der Bildenden Künste München), Professorin Michaela Melián (Preisträgerin 2010), Dr. Matthias Mühling (Lenbachhaus), Dr. Corinna Thierolf (Pinakothek der Moderne) sowie aus dem Stadtrat Kathrin Abele und Dr. Constanze Söllner-Schaar (beide SPD-Fraktion), Marian Offman und Richard Quaas (beide CSU-Fraktion) und Sabine Krieger (Fraktion Die Grünen/Rosa Liste).
Die Verleihung findet am 23. November im Alten Rathaus mit geladenen Gästen statt.
Informationen auch unter www.muenchen.de/kulturfoerderung.