Sportvereine in der Flüchtlingsarbeit unterstützen
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Rathaus Umschau 191 / 2016, veröffentlicht am 07.10.2016
Sportvereine in der Flüchtlingsarbeit unterstützen
Antrag Stadtrats-Mitglieder Gülseren Demirel, Jutta Koller, Dominik Krause und Sabine Krieger (Fraktion Die Grünen/Rosa Liste) vom 24.2.2015
Antwort Stadtschulrätin Beatrix Zurek:
Zu Ihrem Antrag vom 24.2.2015 teilen wir Ihnen Folgendes mit:
Bei der im Antrag Nr. 14 – 20/A 00696 angesprochenen Angelegenheit handelt es sich um eine laufende Angelegenheit der Verwaltung i.S. von Art. 37 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 GO und § 22 der Geschäftsordnung des Stadtrates der Landeshauptstadt München; einer stadtratsmäßigen Behandlung bedarf es daher nicht.
Das Referat für Bildung und Sport, Geschäftsbereich Sport musste zur Beantwortung verschiedene Stellungnahmen einholen, weswegen ich mich für Ihre Nachsicht zur längeren Bearbeitungsdauer in diesem Fall bedanke.
Kaum eine andere gesellschaftliche Gruppierung oder Organisation hat eine so starke Integrationskraft wie der Sport. Er hat schon immer bewiesen, dass er eine gute Plattform auch zur Integration von Migrantinnen und Migranten ist. Sportregeln werden auch ohne gemeinsame Sprache verstanden. Er ist oft ein geeigneter Weg, um sich in einem neuen Umfeld einzuleben.
Die Sportvereine der Landeshauptstadt München zeigen eine große Bereitschaft, sich an der gesamtgesellschaftlichen Herausforderung der Aufnahme, Versorgung, Begleitung und Betreuung von Menschen, die als Flüchtlinge und Asylbewerber/Asylbewerberinnen nach Deutschland kommen, zu beteiligen. Im Hinblick darauf fand im Februar 2015 auf Initiative des Referats für Bildung und Sport, Geschäftsbereich Sport und dem BLSV ein Gesprächsabend zum Thema „Sport für Flüchtlinge in München“ statt. Ehrenamtliche aus rund 30 Münchner Sportvereinen überlegten gemeinsam mit Vertretern des BLSV und der Stadtverwaltung, wie sie sinnvolle Angebote oder etwaige Unterstützung organisieren können.
Im Ergebnis der Diskussion mit den Vereinsvertreterinnen und Vertretern brauchen Vereine konkrete Hilfestellungen und Beratung, um ihre Angebote auf die Zielgruppe der Flüchtlinge auszurichten bzw. geeignete Angebote zu schaffen.
Um das Engagement der Vereine adäquat zu unterstützen, hat das Referat für Bildung und Sport gemeinsam mit dem Sozialreferat das Projekt„Sport für Flüchtlinge in München“ für die Dauer eines Jahres konzipiert und durchgeführt. Ziel war es, Wege und Methoden zu entwickeln bzw. zu erproben, um Sportvereine bei ihrer Öffnung für den Personenkreis der Asylsuchenden zu unterstützen. Die Projektleitung wurde an einen externen Dienstleister vergeben.
Es haben sich ca. 66 Sportvereine in unterschiedlichster Art und Weise beteiligt. Asylsuchende konnten eine Vielzahl an unterschiedlichen Sportarten ausprobieren und oftmals in die verschiedenen Abteilungen der Vereine vermittelt werden. Ein detaillierter Abschlussbericht seitens des Projektnehmers steht noch aus.
Im Fazit weisen die Projektergebnisse jedoch darauf hin, dass das Engagement im Flüchtlingsbereich für Sportvereine eine relativ neue soziale Aufgabe und Herausforderung darstellt. Es zeigt sich, dass Flüchtlinge nur dann den Weg in den Sport finden, wenn Vereine aktiv auf die Menschen zugehen, sie einige Male zum Training begleiten, verschiedene Betätigungsmöglichkeiten aufzeigen, ihnen zu einem Mindestmaß an adäquater Sportausstattung verhelfen, eine Atmosphäre des Willkommens schaffen und Vertrauen aufbauen. Aufgrund der hohen Fluktuation in den Unterkünften ist es notwendig, eine aufsuchende Arbeit und eine fortwährende Integration der Neuankömmlinge in die Vereinsangebote zu betreiben.
Das erfordert wiederum eine explizit gewollte, strategische Öffnung der Vereine für den Personenkreis der Asylsuchenden.
Das Referat für Bildung und Sport und das Sozialreferat in bewährter Kooperation mit dem Programm Integration durch Sport und der Münchner Sportjugend im BLSV bietet bereits seit vielen Jahren attraktive Programme und Unterstützungsangebote für Sportvereine an, die sich interkulturell weiterentwickeln möchten wie z.B.:
-Beratung in allen Phasen der Entwicklung und Umsetzung integrativer Maßnahmen
-Finanzielle Förderung von integrativen Maßnahmen
-Qualifizierung von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern: Spezielle Übungsleiter-Ausbildungen für Frauen mit Migrationshintergrund, Aktion „Flüchtlinge werden Übungsleiter“ ab Herbst 2016
-Unterstützung bei der lokalen Netzwerkarbeit
-Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit
-Kontakt zu anderen im Thema aktiven Vereinen
-Umfassendes Beratungs- und Qualifizierungsangebot „Interkulturelle Vereinsentwicklung München (IVE)“
-Umfassende Hintergrundinformationen rund um das Thema Flüchtlinge im SportFür die Erledigung der oben genannten Tätigkeiten/Aufgaben steht im Referat für Bildung und Sport, Geschäftsbereich Sport nur ein Vollzeitäquivalent (Integration durch Sport) zur Verfügung.
Ein erster Schritt war bisher die Einrichtung des Projekts „Sportangebote für Flüchtlinge“.
Die Leistungen wurden freiberuflich auf Honorarbasis erbracht. Dies wird vorübergehend weiterhin praktiziert. Im Zuge der Entwicklung einer gesamtstädtischen Strategie zur Integration von Flüchtlingen werden Optionen einer dauerhaften Sicherung der Leistungen geprüft.
Um Kenntnisnahme der vorstehenden Ausführungen wird gebeten. Wir gehen davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist.