Welche Auswirkungen hat die aktuelle politische Situation in der Tür- kei auf die Geschäftsbeziehungen der Messe München GmbH?
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Lydia Dietrich, Katrin Habenschaden und Hep Monatzeder (Fraktion Die Grünen/Rosa Liste) vom 16.8.2016
Antwort Bürgermeister Josef Schmid, Leiter des Referats für Arbeit und Wirtschaft:
In Ihrer Anfrage vom 16.8.2016 führten Sie als Begründung aus:
„Die Messe München ist nicht nur am Messestandort München, sondern auch international in bedeutenden Wachstumsregionen wie China, Indien und der Türkei vertreten. Sie organisiert inzwischen fast 30 Veranstaltun- gen im Ausland. Angabegemäß steigen, seitdem die Messe München im Ausland aktiv ist, auch die Aussteller- und Besucherzahlen aus diesen Regionen in München deutlich an. In 2011 wurde mit der logitrans das Engagement in der Türkei begründet und seitdem stetig ausgebaut. Für das türkische Messegeschäft wurde zusammen mit der Gesellschaft für Handwerksmessen (GHM) extra eine Tochtergesellschaft gegründet. Dabei ist die Messe München in der Türkei nicht nur Veranstalterin der großen Messen, sondern auch zunehmend als Ratgeber für den Neubau von Mes- segeländen aktiv, aktuell in Istanbul.“
Vorbemerkung RAW:
Innerhalb des Messe München Konzerns spielt die türkische Tochtergesellschaft MMI Eurasia mit einer Bilanzsumme zum 31.12.2015 in Höhe von rd. 0,8 Mio. Euro eine untergeordnete Rolle (Konzern: 1.095 Mio. Euro). Im Rahmen ihrer Quartalsberichterstattung und Wirtschaftsplanung berichtet die Messe München GmbH (MMG) regelmäßig über die Entwicklung ihrer Beteiligungsgesellschaften. Sollten sich Auffälligkeiten bei Beteiligungsgesellschaften der MMG ergeben, wird der Stadtrat hierüber im Juli- bzw. Oktoberbericht informiert.
Die in Ihrer Anfrage gestellten Fragen können anhand einer Stellungnahme der Messe München GmbH wie folgt beantwortet werden:
Frage 1:
Welche Auswirkungen der politischen Lage in der Türkei sind für die Messe München am Markt für internationale Messen bereits jetzt spürbar? Mit welchen Auswirkungen?Antwort der MMG:
Die Messe München beobachtet stetig die wirtschaftliche und politische Lage in der Türkei. Um die Situation angemessen einordnen zu können, steht die Messe München im ständigen Kontakt mit ihren Mitarbeitern vor Ort in Istanbul. So bekommt sie jederzeit Informationen aus erster Hand. Die Messe München ist in der Türkei mit zwei Veranstaltungen vertreten: logitrans (Fachmesse für Logistik und Transport) und IFAT Eurasia (Fachmesse für Umwelttechnologie).
Zwar ist bei der nächsten, in der Türkei anstehenden Messe „logitrans“, die vom 16. bis 18. November in Istanbul stattfindet, eine gewisse Verunsicherung bei den Ausstellern zu spüren. Dennoch ist der Anmeldestand zufriedenstellend. Bei der IFAT Eurasia entspricht der Anmeldestand zum jetzigen Zeitpunkt den Erwartungen.
Frage 2:
Gibt es bereits Maßnahmen, die von Seiten der Geschäftsleitung operativ getroffen werden, um mit der momentanen Situation bestmöglich umzu- gehen? Wenn ja, welche sind das?
Antwort der MMG:
Die Geschäftsführung der Messe München entscheidet situationsspezifisch, inwieweit Maßnahmen zu ergreifen sind. Im engen Austausch mit der Geschäftsführung der Tochtergesellschaft vor Ort werden die aktuelle Lage analysiert sowie Chancen und Risiken bewertet. Ergänzend werden professionelle Markteinschätzungen und Marktanalysen ausgewertet. Ferner ist die Messe München in regelmäßigem Kontakt mit der jeweiligen Außenhandelskammer.
Auf Basis dieser Informationen werden sowohl unternehmens- als auch veranstaltungsspezifische Maßnahmen ergriffen. Sie zielen z.B. auf die jeweilige Sicherheitslage, aber auch auf wirtschaftliche Anforderungen des Messe München Konzerns ab. Mit dem lokalen Partner und dem Geländebetreiber wurde z.B. für die „logitrans“ im November proaktiv das Sicherheitskonzept ausgeweitet und weitere Maßnahmen getroffen, die der sicheren Durchführung der Veranstaltung dienen. Die Tochtergesellschaft selbst wurde zur weiteren Entwicklung und in Vorbereitung auf mögliche wirtschaftliche Folgen entsprechend aufgestellt.
Frage 3:
Werden von Seiten der Risikosteuerung der Messe München weitere Maßnahmen getroffen?Antwort der MMG:
Die Stabsabteilung Auslandsmanagement und M&A unterstützt die Geschäftsführung bei der Steuerung der Tochtergesellschaften im Ausland gemäß den Gesellschaftervorgaben. Durch den permanenten Austausch mit den Mitarbeitern vor Ort und durch ein regelmäßiges Reporting – sowohl auf Projektebene als auch auf Gesellschaftsebene – wird jederzeit eine adäquate Risikosteuerung sichergestellt. Derzeit sind keine weiteren Maßnahmen erforderlich.
Frage 4:
Mussten, in Folge der Situation in der Türkei, die Planzahlen der Messe München für 2016 und die Folgejahre angepasst werden? Falls dies noch nicht geschehen ist, rechnen Sie kurzfristig mit einer solchen Maßnahme?
Antwort:
Die allgemeine politische und wirtschaftliche Situation in der Türkei hat die wirtschaftlichen Erwartungen an die Tochtergesellschaft schon vor dem Putsch gedämpft. So wurde bereits vor den neueren Entwicklungen in der Türkei die künftige Ausrichtung der Gesellschaft MMI Eurasia angesichts der schwierigen Marktbedingungen angepasst. Auf Ebene der Messe
München GmbH am Standort München erfordert die Situation in der Türkei keine Anpassungen der Planzahlen. Die Tochtergesellschaft ist umsatz- und ergebnisseitig zu klein, als dass die Beteiligung einen Einfluss auf das Ergebnis der Messe München GmbH hätte.
Frage 5:
Welche Auswirkungen haben die politischen Entwicklungen auf die Planun- gen des neuen Messezentrums in Istanbul, bei welchen die Messe Mün- chen beratend mit beteiligt ist?
Antwort der MMG:
Die Initiative für das neue Messezentrum im asiatischen Teil von Istanbul geht von dem zuständigen Stadtbezirk Maltepe aus. Insgesamt ist das Projekt auf die Zusammenarbeit mit der türkischen Regierung angewiesen und wartet die weitere Entwicklung in der Türkei ab. Die letzten Gespräche fanden im Sommer statt. Derzeit gibt es keine weiterführenden Gespräche weder auf Spitzenebene, noch auf fachlicher Ebene.
Frage 6:
Welche Auswirkungen haben die politischen Entwicklungen auf die Planun- gen, mit der Umwelttechnologiemesse IFAT Eurasia in 2017 von Ankara nach Istanbul umzuziehen?Antwort der MMG:
Nach der Premiere der IFAT Eurasia im Jahre 2015 in Ankara findet die IFAT Eurasia 2017 in Istanbul statt. Damit wird diese Veranstaltung im wirtschaftlichen Zentrum der Türkei platziert. Der Hauptsitz vieler Unternehmen und wirtschaftlicher Entscheidungsträger befindet sich nicht in der Hauptstadt Ankara, sondern in Istanbul. Das Messegelände besitzt zudem die nötige Infrastruktur, um der steigenden Anzahl an Besuchern und Ausstellern die hohe Qualität zu bieten, die sie von der Messe München gewohnt sind. Grundsätzlich bleiben bei der Standortfrage aber alle Optionen offen, um auf aktuelle Entwicklungen im Land reagieren zu können.
Ich hoffe, dass ich Ihre Fragen hiermit zufriedenstellend beantworten konnte.