In Erinnerung an den polnischen Regisseur Andrzej Wajda, der am 9. Oktober mit 90 Jahren in Warschau verstorben ist, zeigt das Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, in der nächsten Reihe der Veranstaltung „Open Scene“ am Donnerstag, 20. Oktober, ab 19 Uhr seinen Spielfilm „Der Mann aus Marmor“, eine gesellschaftskritische Untersuchung über das Verhältnis zwischen Realität und Fiktion, Wahrheit und Legende, Leben und Film.
„Czlowiek z marmuru“ (Der Mann aus Marmor, Polen 1976, 164 Minuten, polnische Originalfassung mit englischen Untertiteln): Wajdas kritischer Film ist ein Blick auf die frühen 1950er-Jahre – die letzte Stalinzeit – in Polen und zugleich eine Auseinandersetzung mit der aktuellen Lage der Medien. Im Mittelpunkt steht das Schicksal des braven Arbeiters Birkut, der zum „Helden der sozialistischen Arbeit“ gemacht wird, dann aber in Ungnade fällt. Agnieszka, eine junge Absolventin der Warschauer Filmhochschule, stellt für ihre Abschlussarbeit für das polnische Fernsehen über das Leben dieses legendären Maurers Recherchen an – über einen der vergessenen Helden jener Jahre, dessen Marmorstatue sie in einem der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Museumsdepot findet. Wer war er, der Mann aus Marmor, der Musterarbeiter und Rekordmaurer Birkut, der 30.000 Ziegel in einer einzigen Schicht setzte, zum gefeierten Vorbild wurde und ein paar Jahre später wieder spurlos verschwand? Auf der Suche nach Birkut sichtet Agnieszka altes Wochenschaumaterial, spürt Zeugen auf, wie den inzwischen weltberühmten Filmregisseur Burski, der damals Birkuts heroische Taten für die Nachwelt festhielt und nun enthüllt, wie er dessen legendären Rekord für die Kamera inszeniert hat.
Wajda erzählt auf mehreren ineinander verschachtelten Ebenen. Zu originalen Dokumentarfilmausschnitten der polnischen Wochenschau drehte er mit seinen Darstellern Szenen im gleichen Stil in Schwarz-Weiß nach. Die Spielszenen mit der Dokumentarfilmerin Agnieszka sind in Farbe, ebenso wie die Rückblenden in die 1950er-Jahre.
Der Eintritt kostet 5 Euro, ermäßigt 4 Euro. Telefonische Kartenreservierungen sind unter der Nummer 2 33 – 9 64 50 möglich.