In der Ausstellung „ExistenzFest. Hermann Nitsch und das Theater“ ist vom 5. Februar bis 8. Mai im Museum Villa Stuck das komplexe Gesamtwerk des Universal- und Aktionskünstlers Hermann Nitsch zwischen Malerei und Theater zu erfahren. Besonderes Gewicht legt die multimedial gestaltete Schau auf die Vermittlung des dramatischen und performativen Kerns im Werk Hermann Nitschs, ein thematischer Schwerpunkt, der bislang noch nie in derart umfassender Form präsentiert wurde. Die Ausstellung ermöglicht eine erweiterte Sicht auf das Gesamtwerk des Künstlers. Eine wichtige Rolle kommt dabei dem erstmals gezeigten Handschriftenmaterial des Künstlers zu, welches wie ein Leitfaden durch die Präsentation führt.
Nitschs Arbeit wurde seit den 1960-er Jahren beinahe ausschließlich in Galerien, Kunstvereinen und Museen gezeigt. Das hat die öffentliche Aufmerksamkeit und die Gewichtung der Rezeption seines Werks in den Bereich der Bildenden Kunst tendieren lassen.
46 Jahre nach Hermann Nitschs erster Münchner Aktion, dem 7. Abreaktionsspiel im Februar 1970, im legendären Aktionsraum 1 in der Waltherstraße, und 20 Jahre nach der Nitsch-Retrospektive im Lenbachhaus zeigt das Museum Villa Stuck in Kooperation mit dem Theatermuseum Wien ein Ausstellungs- und Publikationsprojekt, das explizit auf die szenischen Eigenschaften und die theatergeschichtliche Kontextualisierung des o.m. theaters (Orgien Mysterien Theater) eingeht.
Nitsch arbeitet seit 1957 an der Theorie und Verwirklichung seines o.m. theaters. Ab 1963 hat er weltweit in zahlreichen Aktionen und an unterschiedlichsten Orten zentrale Elemente des als Existenzfest angelegten Mysterienspiels vorgestellt. 1998 wurde erstmals eine Version der sechs Tage und Nächte dauernden Gesamtfassung realisiert. Nitschs Schaffen reiht sich in die Geschichte der visionären, die Kunst erweiternden Werkentwürfe – von Monet bis Turell, von Skrjabin bis Artaud, vom Living Theater bis Schlingensief – ein.
Zwei Werke sind für den theatergeschichtlichen Kontext des Werkes von Hermann Nitsch von exemplarischer Bedeutung und nun wieder in einer Ausstellung zu sehen: der sogenannte „Asolo-Raum“ aus dem Jahr 1973, eine Rauminstallation entstanden für den Palazzo Baglioni in Asolo. Des weiteren die großformatige Arbeit auf Papier, „Die Eroberung von Jerusalem“ (1971), einer Leihgabe der Staatlichen Graphischen Sammlung in München.
Filmdokumente, Tonaufnahmen, eine von Nitsch für diese Ausstellung entwickelte Video-Rauminstallation zum Thema Synästhetik sowie die Präsentation der Stiertrage im Garten der Villa Stuck, die erstmals 1998 beim 6-Tage Spiel verwendet wurde, verstärken den Erlebnischarakter der Ausstellung und verweisen auf die zentrale Rolle, die dem unmittelbar Erfahrbaren in Nitschs Kunst zukommt. Am 7. Mai präsentiert Hermann Nitsch zudem seine 147. Aktion im Garten des Museums Villa Stuck.
Hermann Nitsch, geboren 1938 in Wien, feierte sowohl als Regisseur von Jules Massenets Hérodiade an der Wiener Staatsoper und Robert Schumanns Faust am Opernhaus Zürich als auch mit dem Experiment einer Adaption des o.m. theaters für die moderne, illusionistische Guckkastenbühne des Burgtheaters beeindruckende Erfolge. Zuletzt zeichnete er 2011 für Ausstattung und Regie von Olivier Messiaens Saint François d’Assise an der Bayerischen Staatsoper München verantwortlich.
Die Ausstellung „ExistenzFest. Hermann Nitsch und das Theater“ wird am Donnerstag, 4. Februar, um 19 Uhr mit Grußworten von Stadtrat Richard Quaas (CSU-Fraktion) in Vertretung des Oberbürgermeisters eröffnet. Michael Buhrs, Direktor des Museums Villa Stuck, hält eine kurze Begrüßung. Der Kurator Hubert Klocker gibt eine inhaltliche Einführung in das Thema. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog sowie ein Begleitheft über die Münchner Jahre von Hermann Nitsch.
„ExistenzFest. Hermann Nitsch und das Theater“ ist vom 5. Februar bis 8. Mai Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr im Museum Villa Stuck, Prinzregentenstraße 60, zu besichtigen. Der Eintritt beträgt 9 Euro, ermäßigt 4,50 Euro, und schließt den Besuch der historischen Räume ein. Nähere Infos und das Rahmenprogramm sind unter www.villastuck.de ersichtlich.
(Siehe auch unter Terminhinweise)