Betten- bzw. Personalsteuerung bei der Städt. Klinikum München
GmbH
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Johann Altmann, Dr. Josef Assal, Richard Progl und Ursula Sabathil (damals Bürgerliche Mitte – Freie Wähler/Bayernpartei) vom 25.8.2016
Antwort Stadtkämmerer Dr. Ernst Wolowicz:
Herr Oberbürgermeister Reiter hat Ihre Anfrage zur Beantwortung der Stadtkämmerei als das für die Städt. Klinikum München GmbH zuständigem Fachreferat zugeleitet. Für die eingeräumte Terminverlängerung bedanken wir uns.
In Ihrer Anfrage haben Sie folgenden Sachverhalt zugrunde gelegt:
„Die Städt. Klinikum München GmbH (StKM) befindet sich seit über 10 Jahren im Sanierungsmodus. Es liegen aus dem ersten Halbjahr 2016 – Januar mit Juni – Zahlen zu den aufgestellten Betten und Bettensper- rungen sowie deren Gründe vor. Die Geschäftsführung der StKM ist der Daseinsvorsorge im Krankheitsfall verpflichtet. Die Personalsteuerung bei gesperrten Krankenhausbetten ist deshalb von großem öffentlichen Inter- esse.“
Ihrer Anfrage fügen Sie eine Tabelle bei, die die Planzahlen der Betten Bogenhausen, Schwabing, Neuperlach, Harlaching und Thalkirchner Straße enthält sowie eine Auflistung der gesperrten Betten mit Begründung (Personalmangel oder wegen Infektionen).
An dieser Stelle wird angemerkt, dass in der Anfrage Daten aus einem vertraulichen Finanzbericht zitiert werden, der im Stadtrat und im Aufsichtsrat der StKM zum Zeitpunkt der Anfrage noch nicht beraten war.
Der Geschäftsführung der StKM obliegt die verantwortliche Leitung und Organisation des gesamten Geschäftsbetriebes (vergl. § 16 Abs. 3 Gesellschaftsvertrag StKM).
Die Geschäftsführung der StKM beantwortet die Fragen wie folgt:
Frage 1:
Wie wird die Betten- und Personalsteuerung von der Geschäftsführung der StKM gemanagt?Antwort:
In allen Kliniken hat die Geschäftsführung zu den Verfahrens- und Arbeitsanweisungen ein Belegungsmanagement implementiert, dessen
wesentliches Ziel es ist, alle Patientinnen und Patienten, die über die Notfallzentren kommen, in die Kliniken einzusteuern sowie eine möglichst fachrichtungsbezogene und gleichmäßige Verteilung der Patientinnen und Patienten unter Berücksichtigung der Einbestellungen sicherzustellen. Im Belegungsstatut sind hierzu die notwendigen Verfahrensschritte durch die Geschäftsführung hinterlegt. Für die operative Umsetzung sind die Klinikleitungen in dezentraler Verantwortung zuständig. Diese werden hierbei von den Chefärzten fachlich unterstützt. Die Personalbewirtschaftung und Bettensteuerung ist breit aufgestellt und wird durch die Klinikleitung in Zusammenarbeit mit den Chefärzten sowie mit nachgeordneten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (Bereichsleitung Pflege, Casemanager, Stationsleitungen, Gesundheits- und Krankenpfleger/innen) durchgeführt. Wesentlich sind dabei die Einhaltung des Arbeitszeitschutzgesetzes, Formalien der Überlastungsanzeigen sowie der bedarfsgerechte Einsatz des Personals in Abhängigkeit der aktuellen Belegungszahlen sowie Art und Umfang des Pflege- und Behandlungsaufwands der Patientinnen und Patienten.
Das Personalbudget und -konzept der Kliniken wird im Rahmen der Unternehmensplanung von der Geschäftsführung mit den Klinikleitungen im ärztlichen Dienst heruntergebrochen auf die einzelnen Fachabteilungen anhand der geplanten Leistungsmenge im stationären, teilstationären und ambulanten Bereich geplant. Analog erfolgt dies im gleichen Planungsvorgang bezogen auf die Bereiche der Stations- und Funktionspflege. Die operative Umsetzung und kurzfristige Personalsteuerung obliegt wiederum den Klinikleitungen, hierbei wird auch – wenn möglich – auf Veränderungen bei der Leistungsnachfrage reagiert.
Frage 2:
Wie erklären sich die extrem unterschiedlichen Zahlen in den einzelnen Häusern der StKM?
Antwort:
Die Angaben der Planbetten aus der Stadtratsanfrage stimmen nicht mit dem aktuellen Stand von 2016 überein. Die Planzahlen für stationäre Betten lauten in Bogenhausen 959, in Schwabing 730, in Neuperlach 545, in Harlaching 737 und in der Klinik Thalkirchner Straße 160 (ohne tagesklinische Plätze; Stand 1.4.2016).
Die Auflistungen der gesperrten Betten der Klinik Thalkirchner Straße aus Personalmangel (5, richtig ist 0,8) und wegen Infektionen (15, richtig ist 2,5) wurde durch die Stadtratsfraktion falsch zitiert.Das Verhältnis „aufgestellte Betten“ zu „gesperrte Betten“ reicht von der Thalkirchner Straße mit 3,75 Prozent bis Harlaching mit 14,4 Prozent (im Einzelnen: Bogenhausen 8,2 Prozent, Schwabing 8,2 Prozent, Neuperlach 12,1 Prozent, Harlaching 14,4 Prozent, Thalkirchner Straße 3,75 Prozent). Die Unterschiede in der Anzahl der Bettensperrungen in den einzelnen Häusern werden unter anderem wie folgt begründet:
Da sehr wenige Ein-Bettzimmer vorhanden sind, muss bei Isolationsmaßnahmen oder Wahlleistungspatientinnen und -patienten ein Mehrbettzimmer genutzt und damit die übrigen Betten gesperrt werden. Die Keimbelastung der Patientinnen und Patienten ist in nicht unerheblicher Tendenz steigend und die Keimbelastung für andere Patientinnen und Patienten ist zu vermeiden. Es wird zudem versucht, sterbenden Patientinnen und Patienten eine ruhige Atmosphäre zu bieten und den Angehörigen die Möglichkeit der Begleitung zu schaffen, auch dafür werden in Mehrbettzimmern Betten gesperrt. Außerdem sind in den Standorten mit Kinderabteilungen Begleitpersonen, in der Regel Eltern, unterzubringen, welche bei ihren Kindern übernachten. Zum Schlafen werden Klappbetten in die Zimmer gestellt. Je nach Größe des Zimmers muss dann ein Bettplatz gesperrt werden.
Zudem gibt es temporäre Sperrungen von Betten zu Reparaturarbeiten wie Erneuerung Bodenbelag, Wandanstrich und sonstige Baumaßnahmen. Dies ist in den Häusern je nach Gebäudezustand und Planung unterschiedlich. Ferner finden größere Baumaßnahmen statt, wie zum Beispiel in Neuperlach bis Mitte 2017.
Unterschiedlich ist in den Häusern, wie schnell Personalausfall durch den Ersatz von Leiharbeitskräften kompensiert werden kann. Die Bettensperrung aus Personalmangel resultiert insbesondere aus kurzfristigen Krankheitsausfällen, Schwangerschaften mit Berufsverbot oder aufgrund von Patientinnen und Patienten mit einem sehr hohen Pflegeaufwand. Einige Pflegekräfte befinden sich im Anerkennungsverfahren und sind nicht voll einsetzbar.
Auch Stationsumzüge im Zuge der medizinischen Neuordnung der StKM, die innerhalb der Klinika aber auch zwischen den Standorten stattfinden, verursachen Bettensperrungen. Die Ausprägung ist in den Häusern unterschiedlich. Am Beispiel des Umzugs der Gefäßchirurgie im ersten Quartal 2016 ins Klinikum Bogenhausen musste ca. eine Woche vor den Umzugsterminen die Belegung reduziert werden, um den Aufwand und die Belastung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch für Patientinnen und Patienten einzugrenzen. Da ein großer Teil der Umzugstätigkeit durch die Pflege vorbereitet werden muss, stehen in dieser Zeit auch weniger Pflegekräfte zur Versorgung zur Verfügung.