Im Rahmen des Literaturfestes München ist der städtische Fernsehpreis LiteraVision nun zum 22. Mal verliehen worden. Alle zwei Jahre werden mit dem Preis Regisseurinnen und Regisseure ausgezeichnet, die herausragende Fernsehfilme über Bücher, Autorinnen und Autoren gedreht haben. Die Auszeichnung ging in diesem Jahr in der Kategorie Langfilm an Anita Hugi vom Schweizer Fernsehen für ihren Film „Undine Gruenter: Das Projekt der Liebe“ und in der Kategorie Kurzbeiträge an Benjamin Unger für den Beitrag „Peter Wawerzinek: Der Schluckspecht‘‘ im NDR-Nordmagazin. Die mit jeweils 5.000 Euro dotierten Preise wurden von Stadtrat Klaus Peter Rupp (SPD-Fraktion) in Vertretung des Oberbürgermeisters im Literaturhaus München überreicht. Die Jurybegründung für den Fernsehpreis LiteraVision in der Kategorie Langfilm lautete: „Die Jury vergibt den Preis einstimmig an Anita Hugi für den Film ‚Undine Gruenter – Das Projekt der Liebe‘. ‚Freiheit beginnt, wo das reagieren aufhört‘, sagte diese Unbekannte der europäischen Literatur, die 2002 in Paris starb. Diese Freiheit atmet der Film von Anita Hugi, die Gruenters Dictum ‚Individualität statt Konvention‘ folgt. Der Film begeistert die Jury durch seinen persönlichen Ansatz, jede Einstellung ist präzise, zieht uns in ein komplexes Sprach- und Lebensuniversum. Anita Hugi findet ihren eigenen Weg, sich dem Blick der Schriftstellerin anzuverwandeln: auf Montmartre, ihren verwunschenen Garten, den Nachthimmel, auf die Rillen einer verstaubten Platte. Gegenwart und Vergangenheit von Paris verbinden sich zu einer magischen Welt. In diesem Film stimmt alles, verbindet sich zu einem unvergesslichen Fluss von Bildern, Tönen, Worten und Klängen. Ein Film, der ein Projekt der Liebe ist“. Die Jury begründete ihre Entscheidung in der Kategorie Kurzbeiträge wie folgt:
„In der Kategorie Kurzbeiträge geht der Preis an Benjamin Unger für seinen Film ‚Der Schluckspecht‘. Und kurz ist dieser Beitrag wirklich. In 3 Minuten und 11 Sekunden gelingt es ihm, nicht nur das Buch des Autors Peter Wawerzinek vorzustellen. Mit Witz und Entschlossenheit zur radikal-ironischen Inszenierung zeigt er das Schicksal eines heillosen, heiligen Trinkers. Dem Ingeborg-Bachmann-Preisträger Wawerzinek entlockt Ben- jamin Unger Aussagen, die dessen Innerstes und den Antrieb zum Schreiben offenbaren. Auch visuell bietet Unger viele Einfälle auf. Für ihn klebt der Schriftsteller sogar noch einmal einen seiner Sätze an die Wand: ‚Am Anfang ist der Säufer noch Mensch, am Ende ist dieser Mensch nur noch ein Säufer‘. Doch dieser Schluckspecht pocht auf sein Überleben“ Bei dem Wettbewerb können sich Filmemacher und Filmemacherinnen aus dem deutschsprachigen Raum bewerben. 2016 wurden 66 Beiträge eingereicht. Die von der Fachjury ausgewählten 14 Filme wurden auf der zweitägigen öffentlichen Jurysitzung gezeigt und in Anwesenheit der Regisseurinnen und Regisseure diskutiert, direkt gefolgt von der Preisverleihung. Der Fernsehwettbewerb ist in dieser Form einmalig in der deutschen Medienlandschaft. Sendungen über Literatur und Autoren animieren zum Lesen, aber sie haben im Fernsehen einen schweren Stand. LiteraVision will für Redakteure, Autoren und Regisseure Ansporn und Ermutigung sein. Der Jury 2016 gehörten an: Susanne Hermanski (Süddeutsche Zeitung), Kirsten Martins (Filmkritikerin), Doris Metz (Regisseurin), Fatema Mian (Bayerischer Rundfunk), Stephan Puchner (Autor) und Christiane Schmidt (Lektorin) sowie aus dem Stadtrat Beatrix Burkhardt und Kristina Frank (beide CSU-Fraktion), Kathrin Abele und Klaus Peter Rupp (beide SPD-Fraktion) sowie Dr. Florian Roth (Fraktion Die Grünen/Rosa Liste).