Seit 1996 bietet die Landeshauptstadt München Flüchtlingen, die in ihre Heimat zurückkehren möchten, Beratung und Hilfe an. Aus Anlass des 20-jährigen Jubiläums hat jetzt im Rathaus eine Feierstunde stattgefunden. Bürgermeisterin Christine Strobl erinnerte in ihrer Rede daran, dass zwischen 1992 und 1995 Millionen von Menschen aus den Kriegsgebieten des ehemaligen Jugoslawien geflüchtet waren. Bis zu 430.000 Menschen fanden damals Schutz in Deutschland. München war nach Berlin die Stadt, die die meisten Geflüchteten aufnahm.
München war bereit zu helfen, die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung war groß. Es gründeten sich Unterstützervereine und Helferkreise. Die Stadtverwaltung sammelte Spenden und organisierte Transporte mit Materialien für Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten und Gemeindeverwaltungen.
Geflüchtete Menschen, die wieder in ihre Heimat zurückkehren wollten, brauchten dringend Hilfe. Mit dem einstimmig gefassten Beschluss des Münchner Stadtrats „Sichere Rückkehr statt Vertreibung ins Ungewisse“ wurden schließlich die Voraussetzungen für professionelle und dauerhaft angelegte Unterstützungsangebote geschaffen. Seit Einrichtung des „Büros für Rückkehrhilfen“ im Amt für Wohnen und Migration des Sozialreferats vor 20 Jahren wurden die Angebote immer wieder weiterentwickelt und dem jeweils aktuellen Bedarf angepasst. Die Europäische Union und das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales beteiligen sich an der Finanzierung des erfolgreichen Münchner Projekts „Coming Home“. Flüchtlinge aus den umliegenden Landkreisen können diese Hilfen seit 2013 in Anspruch nehmen.
2015 waren es erneut vor allem Menschen aus Balkanländern, die mangels Perspektive in Deutschland in ihre Heimat zurückkehrten. Auch der Bedarf nach Unterstützung für eine Rückkehr nach Afghanistan hat sich erhöht. Insgesamt war die Zahl der von „Coming Home“ geförderten freiwilligen Ausreisen mit 665 Personen fast dreimal so hoch wie im Jahr davor. Vor dem Hintergrund zahlreicher Kriege und Konflikte in vielen Regionen der Welt, aber auch der anhaltenden Perspektivlosigkeit im eigenen Land, hat sich die Zahl der Asylsuchenden 2014 und insbesondere 2015 drastisch erhöht. Neben der Unterbringung und Versorgung geflüchteter Menschen wird die Integration anerkannter Asylberechtigter in Schule, Ausbildung, Arbeit und Wohnen gerade auf kommunaler Ebene in den nächsten Jahren großes Engagement erfordern.
Nicht alle, die nach Deutschland flüchteten, werden jedoch auf Dauer bleiben – sei es, weil ihre Asylanträge abgelehnt werden, die kulturellen Unterschiede unüberwindbar scheinen oder sie aus persönlichen Gründen in ihre Heimat zurückkehren möchten. Hier gilt es Brücken zu bauen, um auch die Lebenssituation der Menschen vor Ort zu verbessern. Ergänzend zur Entwicklungszusammenarbeit des Bundes engagiert sich die Landeshauptstadt München bereits seit Jahrzehnten mit konkreten Projekten, unter anderem im Rahmen der Städtepartnerschaft mit Harare oder mit einem Projekt zum Schutz des Regenwaldes in Peru, dem Lebensraum des Ashaninka-Volkes. Im Rahmen der Rückkehrförderung ergaben sich immer wieder Gelegenheiten, Projektideen von Flüchtlingen zu unterstützen, die Aufbauhilfe in ihrer Heimat leisten wollen. Ein Büro für Existenzgründer in Bosnien, ein Schul- und Ausbildungszentrum in Burkina Faso, Brunnenbau in der Demokratischen Republik Kongo und das Orthopädieprojekt des Vereins „EMPOR“ in Afghanistan sind gute und erfolgreiche Beispiele dafür. Für ihre kommunale Entwicklungszusammenarbeit wurde die Landeshauptstadt München vor kurzem auch mit dem Preis „Kommune bewegt Welt“ ausgezeichnet.
Der Projektbericht „Coming Home – 20 Jahre Büro für Rückkehrhilfen“ beschreibt die Ergebnisse des EU-Projekts im Jahr 2015 und enthält einen Überblick über die Aktivitäten der Beratungseinrichtung. Der Bericht ist im Internet unter www.muenchen.de/reintegration verfügbar.