Das Stadtarchiv München hat von Renate Seegerer den Nachlass ihres verstorbenen Ehemannes – des bedeutenden Feuerwehrmannes Karl Seegerer – erhalten. Der Nachlass enthält Material zur Organisation, Ausstattung und zu Einsätzen der Münchner Berufsfeuerwehr im Zeitraum von 1960 bis 1990. Im Einzelnen handelt es sich um weit über 150 Aktenordner, zahlreiche weitere Aktenbündel mit Korrespondenzen, Notizen, Entwürfen, Fotos und weiteren Materialien zur Historie der städtischen Berufsfeuerwehr. Der Gesamtumfang des Nachlasses beträgt 15 Regalmeter.
Karl Seegerer (1928 – 2015) trat bereits als 14-Jähriger in die Jugendfeuerwehr seiner Heimatstadt Amberg ein. Nach dem Abitur studierte er Elektrotechnik an der Technischen Universität München, machte dann seine Leidenschaft zum Beruf und trat 1955 in den Vorbereitungsdienst für den höheren feuerwehrtechnischen Dienst ein. Nach Ablegung der Assessorprüfung begann er seinen Dienst bei der Berufsfeuerwehr in Köln, wechselte zum 1. Mai 1960 zur Berufsfeuerwehr München, wo er eine beeindruckende Karriere startete. Nach drei Jahren wurde er zum stellvertretenden Leiter, ab 1. Juni 1965 zum Leiter der Berufsfeuerwehr München ernannt, eine Funktion, die er bis zu seiner Pensionierung am 30. März 1988 innehatte.
In Seegerers Amtszeit fallen wichtige Umstrukturierungen innerhalb der Berufsfeuerwehr und auch der Freiwilligen Feuerwehr in München. Er hat daher großen Verdienst bei der Steigerung der Einsatzfähigkeit, der Verbesserung der Infrastruktur der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr in München. Dazu gehört der Ausbau des Personalstandes, die Einrichtung von neuen Feuerwachen, die Beschaffung neuer, moderner Einsatzfahrzeuge und die Optimierung des Brandschutzes.
Seegerers großer persönlicher Verdienst ist die Einführung und Umsetzung des Notarztdienstes in der Stadt bereits zu einem Zeitpunkt, als dieser Bestandteil des Rettungswesens noch höchst umstritten war. In Zusammenarbeit mit der Chirurgischen Poliklinik der Universität München konnte am 30. März 1966 der erste Notarzt-Einsatz in München erfolgen. Bei Seegerers Pensionierung im Jahr 1988 standen bereits neun Notarztfahrzeuge im Dienst. Viele Menschen verdanken seither dem Einsatz der Notarztteams ihr Leben oder den Erhalt ihrer Gesundheit.
Der hervorragende Ruf, den sich Seegerer in Fachkreisen erworben hatte, zeigte sich auch darin, dass er nach seiner Pensionierung damit beauftragt wurde, die Feuerwehren im Osten des wiedervereinigten Deutschland beim Aufbau professioneller Strukturen zu beraten und zu unterstützen. Für seine Tätigkeit erhielt Seegerer zahlreiche Auszeichnungen, so unter anderem das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1987 und den Bayerischen Verdienstorden im Jahr 1989.
Dass der Nachlass Seegerers für die Nachwelt gesichert werden konnte, verdankt das Stadtarchiv München nicht nur dessen Witwe, sondern auch Thomas Schubert, der als ehemaliger Leiter der Abteilung „Stadtmitte“ der Freiwilligen Feuerwehr München über Jahre hinweg in engem Kontakt mit Karl Seegerer gestanden hatte.