Die Fotografin Herlinde Koelbl wird am Donnerstag, 25. Februar, im Saal des Alten Rathauses durch Oberbürgermeister Dieter Reiter für ihr Lebenswerk mit dem Kulturellen Ehrenpreis der Landeshauptstadt München ausgezeichnet. Der Kulturelle Ehrenpreis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird jährlich an eine Persönlichkeit von internationaler Ausstrahlung mit engem Bezug zu München für ihre kulturellen beziehungsweise wissenschaftlichen Leistungen vergeben. Die Preisträgerinnen und Preisträger der letzten Jahre waren Werner Herzog, Uwe Timm, Jürgen Habermas, Senta Berger, Dieter Hildebrandt und Frank Baumbauer.
Die Jury begründete ihre Entscheidung folgendermaßen: „Herlinde Koelbl gehört zu den profiliertesten deutschen Fotografen von internationalem Ruf, ihre Arbeiten sind in den bedeutenden Museen und Galerien der Welt zu sehen. Mit ihren spektakulären Langzeitstudien ist sie nicht nur Fotogra- fin, sondern zugleich Erzählerin, Regisseurin, Soziologin, Kulturhistorikerin. Ihr Sujet ist der Mensch: in seinem kulturellen Umfeld, in seinem Alltag, seiner Körperlichkeit, seinem Status, seiner Individualität. Seit ihren künstlerischen Anfängen hat Koelbl medien- und spartenüber- greifend gedacht: So sind ihre mehr als zwei Dutzend Buchpublikationen keine Zusammenstellungen ihrer fotografischen Arbeiten, sondern Auto- renbücher, denen eine Idee, ein literarisches Thema zugrunde liegt. Dieses Thema verfolgt Herlinde Koelbl mit strategischem Weitblick und genauem Gespür für den Gegenstand, mit strengem ästhetischem Konzept und gro- ßer innerer Unabhängigkeit, Leidenschaftlichkeit und Unbestechlichkeit. Herlinde Koelbl begann Mitte der 70-er Jahre mit der Fotografie. Als Auto- didaktin war sie unabhängig von akademischen Schulen, von Zeitgeist- Ästhetik oder Trends. Bekannt wurde sie in den 80-er Jahren mit der Foto- serie ,Das Deutsche Wohnzimmer‘, wo sie erstmals den Blick schärfte für das scheinbar Banale. Ihre berühmte Langzeitstudie ,Spuren der Macht. Die Verwandlung des Menschen durch das Amt‘ ist eine einzigartige zeit- geschichtliche und psychologische Bestandsaufnahme. Zahlreiche ihrer
Ausstellungen sind seit Jahren auf Reisen, so beispielsweise die ,Jüdi- schen Porträts‘ oder die Schriftstellerporträts ,Im Schreiben zu Haus‘. Für ihr Aufsehen erregendes Langzeitprojekt ,Targets‘ (internationale Schieß- ziele und deren kulturelle Aussage), das sie 2014 abschloss, war sie sechs Jahre lang in 30 Ländern unterwegs – meist allein mit ihrer Kamera. Ihre einfühlsamen, präzisen und oft philosophischen Interviews mit Menschen des öffentlichen Lebens erscheinen regelmäßig im ZEITMagazin. Bis heute ist Herlinde Koelbl, Jahrgang 1939, mit ihrer künstlerischen Ener- gie und unvermindertem Interesse dem auf der Spur, was den Menschen existentiell ausmacht. Für ihr eindrucksvolles Gesamtwerk, das eine Chro- nik unserer Gegenwart darstellt, zeichnet die Landeshauptstadt München sie mit dem Kulturellen Ehrenpreis 2015 aus.“
Informationen zum Kulturellen Ehrenpreis unter http://www.muenchen.de/kulturfoerderung, Stichwort „Preise“.
(Siehe auch unter Terminhinweise)