Im deutschen Kino herrschte 1966 eine beispiellose Aufbruchstimmung – im Westen wie im Osten. Doch während in der DDR die Hälfte der Jahresproduktion verboten wurde, erlangte der „Junge deutsche Film“ aus der BRD den internationalen Durchbruch. Gerade widmete die diesjährige Berlinale ihre Retrospektive diesen parallelen Kinophänomenen des Jahres 1966. In der nächsten Veranstaltung der Reihe „Open Scene“ am Donnerstag, 25. Februar, um 19 Uhr präsentiert das Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, drei Filme, die soeben auf der Berlinale liefen, darunter die aktuelle Restaurierung des Filmmuseums München von Vlado Kristls „Der Brief“.
-In „Der Brief“ von Vlado Kristl (80 Minuten) entschließt sich T., pflichtbewusst wie er ist, den gefundenen Brief persönlich zu übergeben, anstatt ihn einfach in den Postkasten zu werfen. Er wandert darum durch die ganze Welt, findet erstaunliche Formen der Existenz, lässt sich aber nicht aufhalten und sucht so lange weiter, bis er endlich die Adresse findet. Dort erfährt er, dass er sein eigenes Urteil mitgebracht hat. -„Bye bye“ von Marran Gosov (13 Minuten): Das fiktive Porträt „Mit der Mähne nicht!“ eines jugendlichen Beat-Fans, der wegen seiner langen Haare als „weibisch“ gilt und keine Lehrstelle findet. Dokumentarische Aufnahmen des Straßenlebens und der Jugendszene in München wechseln mit inszenierten Passagen, in denen die Eltern das Problem des 19-Jährigen rabiat lösen.
-„Die Koffer des Felix Lumpach“ von Gerd Winkler (15 Minuten) ist die Geschichte von Ankunft und Aufenthalt eines „möblierten Herrn“ in der ominösen Münchner Pension Auguste, wo er dem Kontrollwahn der
Wirtin anheimfällt. Eine Montage aus Filmaufnahmen, Fotos, Zeichnungen, Grafiken, Straßenszenen und Reklame unterfüttert optisch einen literarischen Text von Horst Bingel, den der Hauptdarsteller, der Satiriker Hanns Dieter Hüsch, auch selbst vorträgt.
Der Eintritt kostet 4, ermäßigt 3 Euro. Telefonische Kartenreservierungen sind unter 2 33-9 64 50 möglich.