Erstmals verliehener Dieter-Hildebrandt-Preis für Claus von Wagner Archiv
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Rathaus Umschau 43 / 2016, veröffentlicht am 04.03.2016
Der Kabarettist Claus von Wagner, unter anderem bekannt durch die ZDF-Reihe „Die Anstalt“, wird mit dem zum ersten Mal verliehenen Dieter-Hildebrandt-Preis der Landeshauptstadt München ausgezeichnet. Der Kulturausschuss der Landeshauptstadt München bestätigte in seiner gestrigen Sitzung mit dieser Entscheidung den Vorschlag der Jury. Der Preis wurde 2015 zur Erinnerung an den im November 2013 ver-
storbenen Kabarettisten Dieter Hildebrandt von der Stadt München auf Initiative von Oberbürgermeister Dieter Reiter eingerichtet. Er tritt an die Stelle des bisher biennal verliehenen städtischen Kabarettpreises. Mit dem mit 10.000 Euro dotierten Dieter-Hildebrandt-Preis soll künftig jährlich anspruchsvolles politisches bzw. dezidiert gesellschaftskritisches Kabarett ausgezeichnet werden. Preiswürdig sind Künstlerinnen und Künstler aus dem gesamten deutschsprachigen Raum für ihre Einzel- oder Ensembleleistung, reine Wortprogramme oder Musikkabarett.
Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Ich hätte mir keinen besseren ersten Preisträger vorstellen können. Claus von Wagner wurde ja von Dieter Hildebrandt sozusagen selbst ins Spiel gebracht, als der ihn als seinen Nachfolger im politischen Kabarett bezeichnete. Beide verbanden nicht nur gemeinsame Auftritte auf der Bühne und die Liebe zum politischen Kabarett, sondern auch das eigene Fremdsein in der neuen bayerischen Heimat.“ Der Jury gehörten an: Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers, Angelika Beier (Kabarettistin), Oliver Hochkeppel (Süddeutsche Zeitung), Volker Isfort (Abendzeitung), Sabine Rinberger (Karlstadt-Valentin-Musäum), Christian Springer (Kabarettist), Katinka Strassberger (Bayerischer Rundfunk) und die Stadträte Ulrike Grimm und Marian Offman (beide CSU-Fraktion), Horst Lischka und Christian Vorländer (beide SPD-Fraktion) sowie Dr. Florian Roth (Bündnis 90/Die Grünen/Rosa Liste).
Jurybegründung:
„In einem Interview vier Jahre vor seinem Tod nannte Dieter Hildebrandt auf die Frage, wen er als seine Nachfolger im politischen Kabarett sähe, als ersten Claus von Wagner. Freilich war der in Miesbach als Sohn preußi- scher Eltern Aufgewachsene – eine Fremdheitserfahrung, die er mit dem schlesischen Münchner Dieter Hildebrandt teilte – zu dieser Zeit schon kein Nachwuchs mehr. Parallel zu seinem Geschichts-, Kommunikations- wissenschafts- und Medienrecht-Studium, das er fast prophetisch mit einer Magisterarbeit zum Thema ,Kabarett im deutschen TV‘ abschloss, hatte er mit seinem fulminanten Debüt „Der Rest ist Schweigen“ Aufsehen erregt
und etliche Preise gewonnen. Dies baute er mit dem jugendlichen Furor, den sich Dieter Hildebrandt bis zu seinem Tod bewahrte, zu einer Trilogie aus, die aus individuellem Erleben ein kritisches Generationenporträt rund ums Erwachsenwerden entwarf. Gleichzeitig päppelte er mit seinen Freun- den und Kollegen Matthias Tretter und Phillip Weber als ,Erstes Deutsches Zwangsensemble Mach 3‘ das verkümmernde Genre des Ensemblekaba- retts wieder auf. Und selbst der zumeist trägen Radio-Comedy verschaffte er mit seinem ,Tagebuch des alltäglichen Wahnsinns‘ neuen Glanz. Retrospektiv wirkt all dies trotzdem nur wie ein Aufgalopp: Zum einen für sein immer noch aktuelles Solo „Theorie der feinen Leute“: ein glänzend recherchiertes, wuchtig dargestelltes und wie alle seine Programme in einen theatralischen Erzählungsrahmen eingebundenes Stück zur Wirt- schafts- und Finanzkrise, über das die Süddeutsche Zeitung befand, dass es in die ,Annalen der Kabarettgeschichte eingehen‘ werde. Und dann für den großen Fernseh-Auftritt auf den Spuren von Dieter Hildebrandts Notizen aus der Provinz‘ oder dem legendären ,Scheibenwischer‘: An der Seite von Max Uthoff und zusammen mit dem Co-Autor Dietrich Krauß hat Claus von Wagner die ZDF-Reihe „Neues aus der Anstalt“ in der Nachfolge von Frank-Markus Barwasser und Urban Priol noch populärer gemacht, satirisch zugespitzt und obendrein zur Renaissance eines Ensemble-Ka- baretts neuer Form genutzt. Wie Hildebrandt hat er sich damit Feinde erspielt, aber auch viel Ehr und viele Fans. Die Jury ist sich einig, dass der verdiente und perfekte erste Preisträger des Dieter-Hildebrandt-Preises Claus von Wagner heißt.“
Der Preis wird am 10. Mai durch Oberbürgermeister Dieter Reiter an Claus von Wagner im Rahmen einer geschlossenen Feier überreicht. Informationen zum Kulturellen Ehrenpreis sind im Internet unter
www.muenchen.de/kulturfoerderung, Stichwort „Preise“ abrufbar.