Norbert Böer – 50 Jahre bei der Stadt Archiv
-
Rathaus Umschau 44 / 2016, veröffentlicht am 07.03.2016
25 Jahre, 40 Jahre oder sogar schon 50 Jahre bei der Stadt. Fast 1.200 städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können in diesem Jahr ein Dienstjubiläum feiern. Einer davon ist Norbert Böer, der ein halbes Jahrhundert in städtischen Diensten arbeitete und am morgigen Dienstag im Saal des Alten Rathauses zusammen mit anderen Dienstjubilaren beglückwünscht wird.
50 Jahre bei der Stadt, das kann nur gelingen, wenn man ganz jung in den Beruf einsteigt. Mit diesem Ziel liebäugelte Norbert Böer vermutlich nicht, als er am 2. August 1965 mit 14 Jahren im Vermessungsamt seine Ausbildung zum Katastertechniker (heute: Vermessungstechniker) im städtischen Hochhaus an der Blumenstraße antrat. Aber heute, 50 Jahre später, erfüllt es ihn schon mit Stolz, dass er auf ein so langes Berufsleben bei der Stadt zurückblicken kann. Der Schulabgänger kam, anders als heutige Nachwuchskräfte, ohne qualifizierenden Hauptschulabschluss zur Stadt, denn diesen gab es damals noch nicht. „Wir wurden nach acht Jahren Volksschule einfach so ins Leben entlassen“, erinnert sich Böer. Aber er sollte ja nun bei der Stadt eine ordentliche Ausbildung bekommen, und die begann mit einer zeichnerischen Grundausbildung im fünften Stock des Hochhauses, das damals noch zum Baureferat gehörte. Die Auszubildenden lernten das Zeichnen und Beschriften von Katasterkarten. Die Arbeitsblätter aus dieser Zeit hat der gebürtige Münchner bis heute aufgehoben. Aber nicht nur das Zeichnen machte ihm Freude, auch die täglichen Fahrten mit dem Paternoster. Schon als Kind hatte er das Paternoster-Fahren ausgekostet, und zwar immer, wenn er seinen Onkel besuchte, der in dem Hochhaus arbeitete. Nur durfte er sich nicht erwischen lassen, denn Kindern war die Benutzung des Paternosters nicht erlaubt.
Für den zweiten Teil seiner Lehre, seine eigentliche Fachausbildung im Katasterwesen, wechselte der junge Auszubildende vom Hochhaus in ein städtisches Dienstgebäude in der Müllerstraße. Nach drei Jahren schloss Böer seine Lehrabschlussprüfung mit sehr guten Ergebnissen ab, ebenso die Anstellungsprüfung für den mittleren Dienst nach zwei weiteren Jahren. Ab 1978 durfte er sich dann Beamter auf Lebenszeit nennen, allerdings war er damals schon nicht mehr im Vermessungsamt tätig, sondern bereits zwei Jahre im Baureferat, in der Stadtplanung. Dort hatte er mit Vermessungstechnik nichts mehr zu tun, stattdessen war es seine Aufgabe, ein Bildarchiv aufzubauen und zu pflegen. Zusätzlich fotografierte er städtische Planungen und Bauvorhaben in verschiedenen Stadien und führte diese Aufnahmen per Diashow bei Stadtratssitzungen vor. Ein Jahr später, 1979, wechselte er mit genau diesen Tätigkeiten ins neu gegründete Planungsreferat. Während seiner fotografischen Aktivitäten in der Bildstelle entstanden auch die Aufnahmen der Fassadenpreise, die als Plakate auf den Litfaßsäulen zu sehen waren, und endoskopische Aufnahmen des Stadtmodells sowie viele Bilder für Ausstellungen und Veröffentlichungen des Planungsreferates.
Insgesamt 35 Jahre war er der Verantwortliche des Bildarchivs. In dieser Zeit hat er 100.000 Fotos geschossen, obwohl er, wie er selbst betont, den Beruf eines Fotografen nie richtig gelernt habe. „Ich hatte das Glück, mein Hobby zum Beruf machen zu können,“ sagt der in Laim aufgewachsene Münchner. Und weil er mit seiner Arbeit immer so nah an München dran war, hat Böer eine ganz besondere Liebe zu seiner Stadt entwickelt. Sein Lieblingsplatz war das Treppenhausfenster im 11. Stock des Hochhauses, mit seinem weiten Blick über die Altstadt auf die nördliche Stadt. „Von hieraus habe ich die Veränderungen der Stadtsilhouette, das Verschwinden der Kleinteiligkeit und die Veränderung der Dachlandschaft in der Altstadt beobachtet“, erzählt er. Später wurde seine Bildstelle aufgegeben und in den „Plantreff“, die Stelle für Öffentlichkeitsarbeit im Planungsreferat, eingegliedert. Diesen Wechsel im Jahr 2006 empfand Böer jedoch keineswegs als Unglück, im Gegenteil, er sah die neuen zusätzlichen Aufgaben in der Öffentlichkeitsarbeit als Bereicherung. Er hatte auch die Aufgabe, eine neue Mediendatenbank des Planungsreferates auf der Basis seines Bildarchivs aufzubauen. Für die laufende Pflege und Erweiterung des Datenbestandes durch seine Kolleginnen und Kollegen schrieb Böer ein Handbuch und führte Informationsveranstaltungen durch. Eine herausfordernde Aufgabe, die er heute als eines der Highlights in seiner beruflichen Tätigkeit ansieht.
Am 1. Februar 2016 wurde er in den Ruhestand versetzt. Doch mit der Ruhe ist es bisher nicht wirklich etwas geworden, neben vielen anfallenden Arbeiten in Haus und Garten plant Böer auch noch ein umfangreiches Projekt: die Digitalisierung seines privaten Fotoarchivs.
(Siehe auch unter Terminhinweise)