Der Kabarettist Claus von Wagner, unter anderem bekannt durch die ZDF-Reihe „Die Anstalt“, wird am Dienstag, 10. Mai, durch Oberbürgermeister Dieter Reiter mit dem zum ersten Mal verliehenen Dieter-Hildebrandt-Preis der Landeshauptstadt München ausgezeichnet. Der Preis wurde 2015 zur Erinnerung an den im November 2013 ver-
storbenen Kabarettisten Dieter Hildebrandt von der Stadt München auf Initiative von Oberbürgermeister Dieter Reiter eingerichtet. Er tritt an die Stelle des bisher biennal verliehenen städtischen Kabarettpreises. Mit dem mit 10.000 Euro dotierten Dieter-Hildebrandt-Preis soll künftig jährlich anspruchsvolles politisches bzw. dezidiert gesellschaftskritisches Kabarett ausgezeichnet werden. Preiswürdig sind Künstlerinnen und Künstler aus dem gesamten deutschsprachigen Raum für ihre Einzel- oder Ensembleleistung, reine Wortprogramme oder Musikkabarett.
Die Verleihung findet vor geladenen Gästen statt.
Jurybegründung:
„In einem Interview vier Jahre vor seinem Tod nannte Dieter Hildebrandt auf die Frage, wen er als seine Nachfolger im politischen Kabarett sähe, als ersten Claus von Wagner. Freilich war der in Miesbach als Sohn preu- ßischer Eltern Aufgewachsene, eine Fremdheitserfahrung, die er mit dem schlesischen Münchner Dieter Hildebrandt teilte, zu dieser Zeit schon kein Nachwuchs mehr. Parallel zu seinem Geschichts-, Kommunikationswis- senschafts- und Medienrecht-Studium, das er fast prophetisch mit einer Magisterarbeit zum Thema „Kabarett im deutschen TV“ abschloss, hatte er mit seinem fulminanten Debüt „Der Rest ist Schweigen“ Aufsehen erregt und etliche Preise gewonnen. Dies baute er mit dem jugendlichen Furor, den sich Dieter Hildebrandt bis zu seinem Tod bewahrte, zu einer Trilogie aus, die aus individuellem Erleben ein kritisches Generationenporträt rund ums Erwachsenwerden entwarf. Gleichzeitig päppelte er mit seinen Freun- den und Kollegen Matthias Tretter und Phillip Weber als „Erstes Deutsches Zwangsensemble Mach 3“ das verkümmernde Genre des Ensemblekaba- retts wieder auf. Und selbst der zumeist trägen Radio-Comedy verschaffte er mit seinem „Tagebuch des alltäglichen Wahnsinns“ neuen Glanz. Retrospektiv wirkt all dies trotzdem nur wie ein Aufgalopp: Zum einen für sein immer noch aktuelles Solo „Theorie der feinen Leute“: ein glänzend recherchiertes, wuchtig dargestelltes und wie alle seine Programme in einen theatralischen Erzählungsrahmen eingebundenes Stück zur Wirt- schafts- und Finanzkrise, über das die Süddeutsche Zeitung befand, dass es in die „Annalen der Kabarettgeschichte eingehen“ werde. Und dann für den großen Fernseh-Auftritt auf den Spuren von Dieter Hildebrandts „No- tizen aus der Provinz“ oder dem legendären „Scheibenwischer“: An der Seite von Max Uthoff und zusammen mit dem Co-Autor Dietrich Krauß hat Claus von Wagner die ZDF-Reihe „Neues aus der Anstalt“ in der Nachfolge von Frank-Markus Barwasser und Urban Priol noch populärer gemacht, satirisch zugespitzt und obendrein zur Renaissance eines Ensemble-Ka- baretts neuer Form genutzt. Wie Hildebrandt hat er sich damit Feinde erspielt, aber auch viel Ehr und viele Fans. Die Jury ist sich einig, dass der
verdiente und perfekte erste Preisträger des Dieter-Hildebrandt-Preises Claus von Wagner heißt.“
Informationen zum Dieter-Hildebrandt-Preis unter www.muenchen.de/kul- turfoerderung, Stichwort„Preise“. (Siehe auch unter Terminhinweise)