Den Weg in den Forst Kasten bei Gauting fanden vor kurzem etwa 20 Personen, darunter Landtagsabgeordneter Markus Ganserer
(Bündnis90/Die Grünen) und Stadtrat Herbert Danner (Fraktion Die Grünen/ Rosa Liste), um sich bei der städtischen Forstverwaltung des Kommunalreferats vor Ort über naturgemäßen Waldumbau zu informieren. Eingeladen hatte die Landesarbeitsgemeinschaft „Land und Leben“ der Grünen in Bayern.
„Wir sind Speerspitze bei naturgemäßer Waldbewirtschaftung“, sagte Axel Markwardt, Leiter des städtischen Kommunalreferats, bei dieser Gelegenheit. „Die städtische Forstverwaltung verantwortet zirka 5.000 Hektar Wald im Eigentum der Stadt München. Ein Teil des städtischen Waldgebietes ist der Stiftungswald Forst Kasten mit etwa 850 Hektar. Der Wald ist auf mehrere Standorte rund um die Landeshauptstadt verteilt und vom ökologischen Anbauverband Naturland zertifiziert.“
Leitziel der städtischen Forstverwaltung ist die Gewährleistung der Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen des Waldes auf höchstem ökologischen Standard. Ein weiteres wichtiges Ziel ist der Trinkwasserschutz und die Vorsorge. „Naturgemäße Waldbewirtschaftung heißt bei der städtischen Forstverwaltung ‚ohne Kahlschlag‘, dafür ‚oft im Wald und punktueller Einschlag wo nötig‘. Auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet der Naturland-zertifizierte städtische Forstbetrieb komplett“, erklärte Markwardt weiter. Die Klimakrise ist bereits im Stiftungswald Forst Kasten angekommen. Wie Jan Linder, Leiter der Städtischen Forstverwaltung, und Revierförster Josef Wöhrle bei dem Vor-Ort-Termin erläuterten, gibt es in der Münchner Schotterebene meterhohe Kiesschichten, die das Wasser durchlassen. Mit zunehmender Klimakrise werden extreme Dürresommer wie 2015 immer häufiger. Wenn wochenlang kein Regen fällt, dann leiden die Bäume. Flachwurzelnden Baumarten wie der Fichte täte das extrem weh. Linder: „Wenn wir in 100 Jahren auch noch Wald haben wollen, dann müssen wir jetzt mit dem Pflanzen anderer Baumarten beginnen und alles versuchen, um den Wald zu erhalten.“ Eine große Aufgabe, da der Stiftungswald Forst Kasten aus fast 95 Prozent Fichten bestand und erst langsam zu einem Mischwald umgestaltet wird.
Neben zunehmender Trockenheit in den Sommermonaten kommen Win-
terstürme hinzu – erst letztes Jahr hat der Sturm „Niklas“ die Bäume wie Streichhölzer umfallen lassen. Erschwerte Bedingungen für den Aufbau eines neuen Waldes – denn große Bäume schirmen natürlicherweise die kleinen Bäume als Frostschutz ab und sorgen für ein ausgeglichenes Klima. Wenn sie nicht mehr da sind, gestaltet sich die Neuanpflanzung und das „Durchbringen“ der Pflanzen als extrem schwer.
Eine kostenintensive Zäunung der Bäume ist im Wald der städtischen Forstverwaltung nicht nötig. Möglich wird dies durch eine Jagd nach ökologischen Gesichtspunkten. Im Münchner Stadtwald wird auf Rehwildfütterungen verzichtet. Da aber das Rehwild keine natürlichen Feinde mehr hat und bevorzugt die wichtigen Mischbaumarten Eiche, Buche und Tanne verbeißt, wäre ohne eine Rehwildbejagung der Waldumbau gefährdet. Die Wälder liefern nicht nur den nachwachsenden Rohstoff Holz. Sie dienen dem Grundwasserschutz, sind Erholungsraum für Menschen, dienen im Umgriff von Ballungsräumen der Frischluftzufuhr, und nicht zuletzt sind sie Lebensraum für eine Vielzahl von seltenen Tier- und Pflanzenarten. Der Umbau von Fichtenmonokulturen hin zu stabilen und naturgemäßen Mischbeständen ist der Städtischen Forstverwaltung daher enorm wichtig, damit die Wälder diese Funktionen auch optimal erfüllen können.