Am Dienstag, 18. Juli, 19 Uhr, hält Wolfgang Benz im Auditorium des NS-Dokumentationszentrums München, Brienner Straße 34, den Vortrag „Der Münchner Schriftsteller Norbert Stern“.
Der jüdische Schriftsteller und Gelehrte Norbert Stern (1881–1964) wurde am 21. Juni 1942 aus seiner Wohnung in der Münchner Kunigundenstraße in das Barackenlager Knorrstraße und von dort aufgrund seiner jüdischen Herkunft in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Er hatte Philosophie studiert, in Bern promoviert und war Generalsekretär des Verbands der deutschen Moden-Industrie. Seine Erfahrungen dokumentierte er in einem Tagebuch, das, obwohl nur in einem Fragment überliefert, eine einzigartige Quelle zur deutsch-jüdischen Geschichte ist.
Norbert Stern war blind, aber er „sah“ vielleicht deshalb mehr als andere. Seine Aufzeichnungen aus Theresienstadt geben ein einmaliges Bild der inneren Widersprüche der jüdischen Zwangsgemeinschaft des Ghettos. Um die Gegensätze zwischen böhmischen und deutschen Juden auszugleichen, lernte der über 60-Jährige im Ghetto Tschechisch. Stern überlebte und kehrte im Juni 1945 nach München zurück.
Professor Dr. Wolfgang Benz lehrte bis 2011 an der Technischen Universität Berlin und leitete dort das Zentrum für Antisemitismusforschung. Er ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen zum Thema NS-Geschichte und Antisemitismus.
Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.