Am Freitag, 30. Juni, wurde die zweite Stufe des landschafts- und freiraumplanerischen Wettbewerbs für den Landschaftspark Freiham entschieden. Gegenstand der zweiten Wettbewerbsstufe, zu der sich die sechs Preisträger der ersten Wettbewerbsstufe qualifiziert hatten, war die Überarbeitung des in der ersten Stufe erarbeiteten Gesamtkonzeptes und die Realisierung des zirka 20 Hektar umfassenden ersten Bauabschnitts im Süden des Landschaftsparks.
Wettbewerbsverfahren mit prozessbegleitender Bürgerbeteiligung
Am 1. März 2016 beauftragte der Münchner Stadtrat das Baureferat, einen landschafts- und freiraumplanerischen Wettbewerb in zwei Stufen für den Landschaftspark Freiham auszuloben. Dieser wird Ausmaße von zirka zwei Kilometern in der Länge und 200 bis 400 Meter in der Breite haben: zwischen der A 99 im Westen, der künftigen Siedlungsgrenze im Osten, der S-Bahnlinie München-Geltendorf im Norden und der Bodenseestraße im Süden.
Auf Vorschlag des Baureferats hat der Stadtrat bereits im November 2014 entschieden, das Wettbewerbsverfahren für den Landschaftspark mit einer prozessbegleitenden Bürgerbeteiligung unter wissenschaftlicher Begleitung zu verknüpfen. Damit wird eine größtmögliche Akzeptanz der Planungen geschaffen und sowohl der stadtweiten Bedeutung des Landschaftsparks, als auch dem Umstand, dass das Neubauviertel Freiham erst in den kommenden Jahren entstehen wird, Rechnung getragen. Das zweistufige Vorgehen ermöglicht überdies, die Bürgerbeteiligung nicht nur im Vorfeld und nach Abschluss der beiden Wettbewerbe (Konzeptstufe und Realisierungsstufe) durchzuführen, sondern zusätzlich zwischen den beiden Stufen eine Phase der Bürgerbeteiligung anzubieten. Ziel war es, einerseits die gesamte interessierte Öffentlichkeit einzubinden und zu informieren und andererseits eine Gruppe von Münchnerinnen und Münchnern zusammenzustellen, die stellvertretend für die künftige Bewohnerschaft an verschiedenen Planungsdialogen mitwirken soll. So flossen bereits bei Planungsbeginn Empfehlungen aus der Bürgerschaft in die Auslobung ein. Vor Start der zweiten Wettbewerbsstufe wurden in einem moderierten Dialog mit der Bürgergruppe die sechs prämierten Arbeiten der ersten Stufe vorgestellt, diskutiert und weitere Empfehlungen für die Weiterbearbeitung abgegeben.
Aufgabenstellung
Am westlichen Rand des in Freiham entstehenden Wohngebiets soll der Landschaftspark auf einer Fläche von etwa 58 Hektar für die angrenzenden Stadtquartiere und -bezirke die Freiflächenversorgung übernehmen. Er dient der Naherholung sowie aktiver Freizeitgestaltung. Darüber hinaus wird er, wie alle anderen großen Münchner Parks, eine überörtliche Anziehungskraft entfalten und gezielt auch aus weiter entfernten Stadtquartieren und den Nachbargemeinden aufgesucht werden.
Die Stadt München hat eine bekannte Tradition der Parkentwicklung, obwohl sie heute eine der am dichtesten bebauten Großstädte Deutschlands ist. Der neue Landschaftspark Freiham soll diese Tradition fortsetzen und unter funktionalen, gestalterischen und ökologischen Gesichtspunkten zu einem zukunftsweisenden Landschaftspark entwickelt werden.
Ziel ist die Entwicklung einer Parklandschaft, die die an sie gestellten Nutzungsansprüche in einem schlüssigen landschaftsarchitektonischen Gestaltungskonzept vereint. Die Bürger wünschen sich eine natürliche und lebendige Gestaltung des Parks.
Gefordert war zum einen die Überarbeitung des Gesamtkonzeptes unter Berücksichtigung der Empfehlungen des Preisgerichts der 1. Wettbewerbsstufe, zum anderen die Landschafts- und Freianlagenplanung für den circa 20 Hektar umfassenden 1. Bauabschnitt im Süden des Landschaftsparks.
Entscheidung des Preisgerichts
Zur zweiten Wettbewerbsstufe hat das Baureferat die sechs Preisträger der ersten Stufe geladen. Unter dem Vorsitz von Professor Gerd Aufmkolk beurteilte das Preisgericht, bestehend aus Baureferentin Rosemarie Hingerl, externen Fachleuten und Vertretern der Stadtratsfraktionen sowie des Bezirksausschusses 22 die eingereichten Arbeiten.
Die Jury vergab folgende Preise:
1.Preis: Lützow 7 C.Müller J.Wehberg Garten- und Landschaftsarchitekten
2.Preis: Franz Reschke Landschaftsarchitektur
3.Preis: hutterreimann Landschaftsarchitektur GmbH
Jury-Beurteilung des 1. Preises:
Am Übergang von der Landschaft in den neu entstehenden Stadtraum von Freiham schaffen die Verfasser mit einer Abfolge aus unterschiedlichen Wäldchen, Gehölzgruppen, Lichtungen, Streuobstwiesen und offenen Wiesen eine vielfältig gestaltete und angenehm proportionierte Parklandschaft. Die vorgeschlagene Zunahme der Nutzungsintensität von West nach Ost hin zu den künftigen Baugebieten ist stringent. Die Verfasser beziehen sich bei der Gestaltung der Parklandschaft auf vorhandene landschaftliche Motive aus Moosschwaige und Aubinger Lohe und entwickeln ein überzeugendes Vegetationskonzept. Im Westen öffnen sich naturnah zusammengesetzte Wälder in Fortsetzung der Grünfinger zu Lichtungen, die überzeugend zwischen dem Park und der offenen Landschaft vermitteln. Sehr gut gelungen sind auch die Übergänge vom Park zur angrenzenden Wohnbebauung und zum Sportpark. Dem Sportpark ist ein „Foyer“ aus Bäumen vorgelagert, das die Freihamer Allee einbindet und Spiel- und Aufenthaltsangebote aufnimmt. Der Wohnbebauung direkt vorgelagert ist ein Obstbaumfilter, der wie selbstverständlich auf die unterschiedliche Höhenlage der Baufelder zu reagieren vermag. Das westlich angrenzende, teils baumüberstandene Band nimmt mit respektvollem Abstand zur Wohnbebauung eine Vielfalt öffentlicher Einrichtungen und Spielbereiche auf, ohne dass Konflikte mit der Bebauung zu erwarten wären. Das vielfältige Wegenetz führt die Freihamer Allee geschickt weiter. Neben dieser neuen Parkpromenade werden geschwungene Fußwege und eine Vielzahl von Querungen vorgeschlagen, die den Park sehr gut an den neuen Stadtteil und an die Umgebung anbinden, abwechslungsreiche Raumerlebnisse im Park vermitteln und unterschiedliche Geschwindigkeiten der Fortbewegung konfliktfrei erlauben. Die Anforderungen an Barrierefreiheit und Inklusion erfüllt der Entwurf wie selbstverständlich. Angesichts des zu erwarteten Nutzungsdrucks macht die Arbeit eine Vielzahl von Angeboten. Unterstützt durch Erdmodellierungen entwickeln die Verfasser differenziert gestaltete, besondere Orte. Begrüßt werden die Aussichtspunkte, insbesondere der „Alpenblick“, der sich geschickt aus der Landschaftsbrücke heraus entwickelt.
Bereits der erste Bauabschnitt verspricht als vollwertiger Park mit vielfälti- gen Raum- und Nutzungsangeboten gut zu funktionieren. Dies gilt auch für das Gesamtkonzept, das mit seiner differenzierten Haltung einen gelunge- nen Beitrag im Wettbewerbsverfahren darstellt.
Baureferentin Rosemarie Hingerl äußert sich sehr zufrieden zum Ergebnis des Realisierungswettbewerbs: „Durch die abwechslungsreiche Gestaltung von Landschaftsbestandteilen und Wegebeziehungen entsteht ein lebendiger Park in bester Münchner Tradition. Der Siegerbeitrag erfüllt mit seinen Raum- und Nutzungsangeboten die Erwartungen, die im Rahmen der Bürgerbeteiligung formuliert wurden. Auch das zentrale Thema Inklusion wird konzeptionell sehr gut gelöst.“
Ausstellung
Das Wettbewerbsergebnis wird vom 20. Juli bis 10. August im Neubaugebiet Freiham in der Halle des medicare Gesundheitszentrums, Hans-Stützle-Straße 20, ausgestellt. Die Öffnungszeiten sind von Montag bis Freitag 6 bis 22 Uhr und Samstag von 8 bis 20 Uhr.
Am Donnerstag, 27. Juli, findet um 17 Uhr in der Halle des des medicare Gesundheitszentrums an der Hans-Stützle-Straße 20 eine Informations- veranstaltung statt. Der Jury-Vorsitzende Professor Gerd Aufmkolk stellt bei einem Rundgang durch die Ausstellung interessierten Bürgerinnen und Bürgern die prämierten Arbeiten vor.
(Siehe auch unter Terminhinweise)