Das Sozialreferat hat heute in der gemeinsamen Sitzung des Sozial- und Kinder- und Jugendhilfeausschusses den Gesamtplan III München und Region vorgelegt. Er beschreibt die Strategie des Sozialreferats zur sozialen Wohnraumversorgung und zur Wohnungslosenhilfe für die kommenden Jahre und wird nun bereits zum zweiten Mal fortgeschrieben. „Seit 2002 gibt es in der Landeshauptstadt eine Gesamtstrategie zur Unterbringung und Unterstützung von Wohnungslosen“, erklärt Sozialreferentin Dorothee Schiwy. „So konnten wir in München mittlerweile ein System aufbauen, in dem die einzelnen Maßnahmen zur Unterbringung, Beratung und Unterstützung von Wohnungslosen sehr gut ineinandergreifen. Die Wohnungsmarktsituation hat sich allerdings durch die Bevölkerungsentwicklung in der Landeshauptstadt so zugespitzt, dass wir in Zukunft nicht nur deutlich mehr Plätze brauchen, sondern auch die Konzepte für Unterbringung und Betreuung anpassen müssen.“
Die Zahl akut wohnungsloser Personen hat sich seit 2008 mehr als verdreifacht. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Personen, die in dauerhaftes Wohnen vermittelt werden können. Das heißt, die Menschen bleiben im Schnitt zunehmend länger im Sofortunterbringungssystem. Außerdem sind immer mehr Haushalte mit Kindern auf eine Unterbringung durch die Stadt angewiesen.
Ein wichtiger Baustein sind die neu konzipierten Flexi-Heime, die in einer benötigten Anzahl von zirka 5.000 Plätzen in den nächsten acht Jahren in jedem Stadtbezirk geplant und gebaut werden sollen. Baulich sind alle Zimmer mit einer Kochnische sowie einer Nasszelle ausgestattet. Damit kann in der langen Wartezeit auf eine Wohnung in München eine Situation hergestellt werden, die den wohnungslosen Menschen Rückzug ermöglicht und sich weitgehend wie Wohnen anfühlt. Der verstärkte Zuwachs von Ausländerinnen und Ausländern und Menschen mit Migrationshintergrund in der aktuellen Wohnungslosigkeit erfordert zudem eine Neuausrichtung der Betreuung. Die Zielsetzungen werden für diese Menschen neben der Vermittlung in dauerhaftes Wohnen auch die Integration in Bildung, Ausbildung und Arbeit sein.
Um Mietverhältnisse dauerhaft zu sichern und Stabilität in die Wohnumgebung zu bringen, ist ein nachhaltiges Quartiersmanagement notwendig. Ein stabiles Quartier hat für die Mieterschaft einen hohen Wohnwert und verfügt über weniger gefährdete Mietverhältnisse und Räumungsfälle. Die nachhaltigste und wirtschaftlichste Maßnahme zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit ist nach wie vor der Erhalt von Mietverhältnissen und die Vermittlung in dauerhaftes Wohnen. Das Gesamtkonzept „Maßnahmen zum Erhalt von Mietverhältnissen“ hat sich nach langer Erprobungsphase bewährt und zeigt Wirkung. Die Anzahl der von der Fachstellen zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit jährlich abschließend bearbeiteten Fälle pendelt sich bei zirka 5.600 Haushalten ein. In den Jahren vor 2012 lag diese Fallzahl in der Regel deutlich über 6.000. Auch die absolute Zahl der Wiederholungsfälle geht zurück. Eine Säule des Gesamtkonzepts ist die aufsuchende Sozialarbeit, da sich die Chancen auf einen Erhalt der Wohnung bei einer Kontaktherstellung vor einer Räumungsklage deutlich erhöhen. Ein wichtiger Baustein zur Vermittlung mietfähiger Haushalte aus dem Wohnungslosensystem in dauerhaftes Wohnen ist das vom Stadtrat verabschiedete Wohnbauprogramm „Wohnen für Alle“, ein Konzept, das Flüchtlingen und anderen wohnungssuchenden Haushalten gleichermaßen zugute kommt. Es sollen zirka 3.000 neue Wohneinheiten geschaffen werden. Die ersten Objekte wurden bereits bezogen. 51 Prozent der Wohnungen des Projektes „Wohnen für Alle“ sind für anerkannte Flüchtlinge vorgesehen. Der Rest der Wohnungen wird über das Online-System der Stadt München für die Vergabe von Sozialwohnungen (SOWON) an einkommensschwächere Haushalte vergeben. Damit Nachhaltigkeit auch gelingt, unterstützen Sozialpädagoginnen und -pädagogen die Bewohnerinnen und Bewohner mit Migrationshintergrund in den ersten Jahren nach Einzug. Die Betreuerinnen und Betreuer binden darüber hinaus auch die Nachbarschaft mit ein. Zudem stehen die Gemeinschaftsräume auch den Anwohnerinnen und Anwohnern aus dem Viertel beispielsweise für Veranstaltungen zur Verfügung.
Um Wohnungssuchenden Zugang zu einem größeren Wohnungsmarkt zu ermöglichen, ist die Kooperation mit der Region ein wichtiger strategischer Anker. Gemeinsam mit den Umlandgemeinden sowohl bezahlbaren Wohnungsbau als auch Angebote für unterschiedliche Wohnformen zu erschließen, ist ein wichtiger Baustein zur Gewinnung von dringend benötigten Wohnressourcen.
In der Landeshauptstadt leben über 500 Personen dauerhaft auf der Straße. Diese Zahlen beruhen jedoch nur auf Schätzungen. Um eine aktuelle und genauere Zahl ermitteln zu können, soll 2018 die Studie „Obdachlose auf der Straße“ durchgeführt werden, die auch die Gründe für Obdachlosigkeit und die Problemlagen der Menschen untersuchen wird.