An ein besonderes Ereignis der gesellschaftlichen Formierung der lange unterdrückten, ausgegrenzten und verfolgten Gruppe der Homosexuellen erinnert am Samstag, 26. August, um 19 Uhr das NS-Dokumentationszentrum München, Brienner Straße 34, im Rahmen eines Festakts. Vor 150 Jahren, am 29. August 1867, forderte Karl-Heinrich Ulrichs auf dem Deutschen Juristentag öffentlich eine reichseinheitliche Straffreiheit gleichgeschlechtlicher Beziehungen. Seine Rede war revolutionär und leistete einen wesentlichen Beitrag zum Bewusstsein einer rechtlichen und gesellschaftlichen Gleichstellung der Homosexuellen.
Im Rahmen des Festakts erinnert das NS-Dokumentationszentrum München an das historische Ereignis und an Karl-Heinrich Ulrichs (1825–1895), den „Urvater“ der Homosexuellenbewegung. Neben einer Theaterdarbietung wird Ulrichs Wirken im Rahmen von Vorträgen aus historischer und juristischer Sicht gewürdigt. Ergänzend zum Festakt findet ebenfalls am 26.August um 15.30 Uhr ein Stadtrundgang auf den Spuren von Karl-Heinrich Ulrichs statt. Treffpunkt ist der Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz im Glockenbachviertel.
Die Teilnahme an Festakt und Rundgang ist kostenlos. Für den Rundgang ist die Teilnehmerzahl begrenzt. Um Anmeldung wird gebeten per E-Mail an veranstaltungen.nsdoku@muenchen.de oder Telefon 233-67015.
Nach Ulrichs wegweisendem Auftritt dauerte es jedoch noch 30 Jahre, bis mit der Gründung des Wissenschaftlich Humanitären Komitees die Basis für eine verstetigte Homosexuellenvertretung geschaffen wurde. Vier Jahre nach der Rede wurde im Jahr 1871 der Paragraph 175 im Strafgesetzbuch verankert. Dessen Geschichte bis hin zur aktuellen Diskussion um eine Entschädigung der Opfer des bis 1994 gültigen Gesetzes wird in dem Festakt thematisiert.
Die Veranstaltungen werden vom forum homosexualität münchen e. V. in Kooperation mit dem NS-Dokumentationszentrum München realisiert.