Die Zuwanderung und die Folgen: ein neuer „Schülerberg“ – wie ist das zu schaffen?
Anfrage Stadtrat Karl Richter (BIA) vom 13.7.2017
Antwort Stadtschulrätin Beatrix Zurek:
Ihrer Anfrage vom 13.7.2017 haben Sie folgenden Sachverhalt vorausgeschickt:
„Die Massenzuwanderung von ‚Flüchtlingen‘ stellt die bundesdeutsche Aufnahmegesellschaft vor vielfältige Herausforderungen. Ein besonde- res Problemfeld ist der Bildungsbereich. In einem Interview mit dem ‚Donaukurier‘ sprach der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, jetzt von einem ‚Kraftakt‘ und mahnte massive Investitionen in den Bildungsbereich an. Auf Deutschland komme ein immenser ‚Schülerberg‘ zu. Meidinger: ‚Eine Lehrer-Planstelle kostet einschließlich der Rückstellungen für Pensionskosten rund 70 000 bis 90 000 Euro. Laut Bertelsmann-Stiftung werden bis 2030 rund 43 000 Vollzeit-Lehrkräfte zusätzlich benötigt. Darüber hinaus müssen zahlreiche Schulen saniert oder neu gebaut werden. Die Schätzungen für den Finanzbedarf liegen bei rund fünf Milliarden Euro jährlich zusätzlich.‘ (Quelle: http://www.donaukurier.de/nachrichten/topnews/Herr-Das-wird-ein-grosser-Kraftakt;art154776,3459716; zuletzt aufgerufen: 13.7.2017, 2.30 Uhr; KR). – Auch in München (wo laut Meidinger ‚mittlerweile sechs bis acht zusätzliche Gymnasien‘ fehlen) machen sich längst neue Belastungen im Schul- und Ausbildungsbetrieb bemerkbar. Für Fürstenfeldbruck berichtete kürzlich die Leiterin der örtlichen Berufsschule der ‚Süddeutschen Zeitung‘ gegenüber von vielfältigen Herausforderungen u.a. durch steigende Zahlen von Analphabeten, erforderliche zusätzliche Sprachförderkurse und andere schulbegleitende Maßnahmen wie ‚Drittkräfte‘, ‚die als Begleiter einzelner Schüler im Unterricht dabei sind‘. Problematisch sei auch, dass von den zu den obligaten Sprach-Einstufungstests eingeladenen jungen ‚Flüchtlingen‘ viele nicht erschienen (in FFB von 166 nur 78), von denen wiederum nur ein kleiner Teil als einschulungsfähig eingestuft werde. Zahlreiche ‚Sprachintensivklassen‘ müssten eingerichtet werden (alles nach: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/fuerstenfeldbruck/erfahrungsberichtderschulleiterin-andrea-reuss-unterricht-im-grenzbereich-1.3583258; zuletzt aufgerufen: 3.7.2017, 2.52 Uhr; KR). – Es stellen sich Fragen nach der Situation in München.“
Zu den im Einzelnen gestellten Fragen ist Folgendes mitzuteilen:
Frage 1:
Grundsätzlich: inwieweit trägt die bereits seit geraumer Zeit umgesetzte „Schuloffensive“ der LHM dem immensen zusätzlichen Bedarf an Ausbildungsangeboten für junge „Flüchtlinge“ bereits Rechnung?
Antwort:
Die Schulbauoffensive der Stadt München stellt die schulische Versorgung aller innerhalb der Stadtgrenzen lebenden Schülerinnen und Schüler sicher.
Frage 2:
Mit wie vielen schulpflichtigen und einzuschulenden jungen Flüchtlingen“ rechnet die LHM im neuen Schuljahr 2017/18? (Bitte tatsächliche Vergleichszahlen für die letzten drei Schuljahre 2014/15, 2015/16 und 2016/17 angeben!)
Antwort:
Die amtliche Schulstatistik unterscheidet nicht nach dem Aufenthaltstitel junger Menschen. Es wird lediglich nach dem Migrationshintergrund der Schülerinnen und Schüler unterschieden. Migrationshintergrund wird als das Vorliegen von mindestens einem der drei folgenden Merkmale definiert: Keine deutsche Staatsangehörigkeit, im Ausland geboren oder die überwiegend in der Familie gesprochene Sprache ist nicht Deutsch.
Frage 3:
Inwieweit gibt es bereits operable Prognosen zu Einzelbedarfen:
a) Etwa wie viele „Sprachintensivklassen“ veranschlagt die LHM für das Schuljahr 2017/18? (Bitte Vergleichszahl für das Schuljahr 2016/17 angeben!)
b) Mit welchem zusätzlichen Bedarf an Lehrkräften rechnet die LHM im Schuljahr 2017/18?
c) Inwieweit bzw. in welchem Umfang kommen an den Schulen in der LHM bereits im laufenden Schuljahr unterrichtsbegleitende „Drittkräfte“ zur individuellen Förderung junger „Flüchtlinge“ zum Einsatz? Mit welchem zusätzlichen Bedarf an „Drittkräften“ rechnet die LHM für das kommende Schuljahr?
d) Inwieweit ist eine Deckung des zusätzlichen Bedarfs an Lehrkräften und Drittkräften überhaupt realistisch? Welche zusätzlichen Anstrengungen unternimmt die LHM hierzu ggf.?
Antwort:
zu a) An den städtischen beruflichen Schulen werden keine Sprachintensivklassen geführt.
zu b) Bezugnehmend auf Ihre Anfrage besteht kein zusätzlicher Bedarf.
zu c) Die Einstellung und Zuteilung von unterrichtsbegleitenden Drittkräften ist Angelegenheit der Regierung von Oberbayern.
zu d) Siehe hierzu die Antworten 3b und 3c.
Frage 4:
Mit wie vielen strukturellen Analphabeten unter den schulpflichtigen bzw. einzuschulenden jungen „Flüchtlingen“ rechnet das Schulreferat im Schuljahr 2017/18?
Das entspricht – überschlägig – welchem Anteil am Gesamtaufkommen der im Schuljahr 2017/18 schulpflichtigen bzw. einzuschulenden jungen „Flüchtlinge“ an den Schulen in der LHM?
Antwort:
Die amtliche Schulstatistik unterscheidet nicht nach dem Aufenthaltstitel junger Menschen.
Frage 5:
Wie entwickeln sich die absoluten Zahlen der als nicht einschulungsfähig eingestuften jungen „Flüchtlinge“ generell an Münchner Schulen? Bitte absolute Zahlen für die letzten drei Schuljahre 2014/15, 2015/16 und 2016/17 angeben!)
Antwort:
Die amtliche Schulstatistik unterscheidet nicht nach dem Aufenthaltstitel junger Menschen.