Am Mittwoch, 13. September, 20 Uhr, lesen Thies Marsen vom Bayerischen Rundfunk und der Publizist Egon Günther im Foyer des Münchner Stadtmuseums, St.-Jakobs-Platz 1, aus der Autobiografie„Hilde Kramer: Rebellin in München, Moskau und Berlin. Autobiografisches Fragment 1900-1924“.
Hilde Kramer gehörte als 18-Jährige zum innersten Kreis der Akteure in den Münchner Revolutionsjahren 1918/1919. Sie nahm von Anfang an teil an den Münchner revolutionären Ereignissen und arbeitete später als Man- datsträgerin und Sekretärin unmittelbar in der Räteregierung Leviné mit. Im Januar 1919 wurde sie nach Berlin geschickt, wo sie an Beratungen mit Liebknecht, Jogiches und Luxemburg teilnahm. Sie erlebte Höhepunkte wie Niederlagen der Revolution aus nächster Nähe. Schließlich wurde sie als Stenografin 1920 für den zweiten Kongress der Kommunistischen Internationale angefordert, wo sie mit einer einzigen russischen Kollegin sämtliche Debatten der vierwöchigen Beratungen aufzeichnen musste.
Das Fragment ihrer Autobiografie, die in der Lesung ausschnitthaft präsentiert wird, umfasst die Jahre 1900 bis 1924. Es schildert ihre Kindheit unter anderem bei reformpädagogisch orientierten Stiefeltern bis in jene revolutionsschwangere Zeit nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. Es ist zugleich das Dokument eines selbstbestimmten Frauenlebens, dessen Wurzeln noch im wilhelminischen Deutschland liegen und dessen Radikalität in der Weimarer Republik nachhaltig beeindruckt. Hilde Kramer ist 1974 in England gestorben.
Der Eintritt ist frei.