Am Freitag, 15. September, ist der Realisierungswettbewerb für den Neubau von zwei Schulcampusstandorten auf dem Gelände der ehemaligen Bayernkaserne im Stadtbezirk Schwabing – Freimann entschieden worden. Gegenstand des Wettbewerbs war die Planung von insgesamt vier Schulen – zwei Grundschulen, einem Gymnasium und einem sonderpädagogischen Förder- und Kompetenzzentrum – für rund 4.000 Schülerinnen und Schüler, vier Mehrfachsporthallen sowie Freisportanlagen für den Schul- und Vereinssport, einem Schulschwimmbad, einem Haus für Kinder und einer Musikschule.
Im Oktober 2016 hatte der Stadtrat das Baureferat mit der Auslobung des nichtoffenen, zweiphasigen Realisierungswettbewerbs beauftragt. Dieser war in zwei Lose unterteilt: Schulstandort Süd (Los 1) und Schulstandort Nord (Los 2). In der ersten Phase bearbeiteten 31 Teams aus Architekturbüros und Landschaftsarchitekturbüros Los 1 sowie 30 Teams Los 2. Das Preisgericht wählte insgesamt 21 der eingereichten Arbeiten zur weiteren Bearbeitung aus. In der zweiten Phase vertieften die Teams die zuvor entwickelten Konzepte und schufen räumliche Lösungen für die Schul- und Sportbauten sowie Freiflächen.
Aufgabenstellung
Auf dem Gelände der ehemaligen Bayernkaserne entsteht von 2019 an ein neues Stadtquartier mit rund 4.000 Wohnungen. Außerdem sind auf dem 48 Hektar großen Areal mehrere Kindertagesstätten, Schulen und Sportstätten für den Schul- und Breitensport geplant. Zukünftig wird eine von Nord nach Süd verlaufende Haupterschließungsstraße mit Straßenbahntrasse („Magistrale“) das Areal gliedern. An ihren Enden befinden sich die beiden Schulstandorte, vis-à-vis von geplanten städtebaulichen Hochpunkten. Aufgrund dieser Lage sind die neuen Schul- und Sportbauten prägend für die beiden Quartierseingänge zum neuen Stadtteil.
Das 52.400 Quadratmeter große Baufeld des Schulstandorts Süd liegt nördlich einer öffentlichen Grünfläche entlang des Helene-Wessel-Bogens. Die Schulbauten grenzen im Westen und im Norden an die neu entstehenden Wohngebäude, den östlichen Abschluss bildet die Magistrale mit der Straßenbahntrasse. Der Standort umfasst ein sechszügiges Gymnasium mit einer Dreifachsporthalle und einem Schulschwimmbad, eine fünfzügige Grundschule mit einer Zweifachsporthalle, eine gemeinsame Mensa, eine Tiefgarage sowie die Freisportanlagen für beide Schulen. Zudem ist ein sechsgruppiges Haus für Kinder geplant. Die Grundschule soll im September 2021, das Gymnasium im September 2022 in Betrieb gehen.
Der Schulstandort Nord mit einem Planungsumgriff von rund 30.800 Quadratmetern liegt zwischen der Heidemannstraße im Norden, der neu entstehenden Wohnbebauung im Süden und Osten sowie der Magistrale im Westen. Hier werden eine fünfzügige Grundschule, ein 24-klassiges Sonderpädagogisches Förder- und Kompetenzzentrum, zwei Zweifachsporthallen, Freisportanlagen, eine Sing- und Musikschule sowie eine Tiefgarage errichtet. Die Inbetriebnahme der beiden Schulen ist für September 2023 geplant.
An beiden Standorten sind gemeinsame Bereiche mit Mensa und Bibliothek vorgesehen. Diese engen funktionalen Zusammenhänge erfordern einen starken räumlichen Bezug zwischen Grundschule und Gymnasium beziehungsweise Grundschule und Förderzentrum. Die Gestaltung der schulischen Freiflächen hatte aufgrund der Lage am Quartierseingang eine besondere Bedeutung, unter anderem war ein schlüssiger Übergang zu den öffentlichen Grünflächen aufzuzeigen. Der gebietsprägende Baumbestand war möglichst zu erhalten. Eine weitere Herausforderung bei der Wettbewerbsbearbeitung bestand in der planerischen Umsetzung des Münchner Lernhauskonzepts für die unterschiedlichen Schultypen.
Entscheidung des Preisgerichtes
Unter dem Vorsitz von Professor Tobias Wulf beurteilte das Preisgericht, bestehend aus Detlev Langer, Hauptabteilungsleiter Hochbau im Baureferat, externen Fachleuten und Vertretern der Stadtratsfraktionen sowie des Bezirksausschusses Schwabing – Freimann am 14. und 15. September 2017 die 21 eingereichten Arbeiten.
Die Jury vergab folgende Preise:
Schulstandort Süd (Los 1)
1. Preis: Ackermann+Raff Architekten mit Glück Landschaftsarchitektur;
3. Preis: Schilling Architekten mit Wirtz International Landscape Architects; sowie gleichrangig Numrich Albrecht Klumpp Architekten mit ST Raum a. Landschaftsarchitekten;
Auszug aus der Jury-Beurteilung des 1. Preises:
„Es ist interessant, wie sich die Teilnehmer – auf Grundlage eines städte- baulichen Wettbewerbs – mit der Aufgabe für zwei Schulneubauten auseinandersetzen. Einerseits tauchen sie in die Geschichte des Schulbaus in Holland und Skandinavien der 30-er Jahre ein, andererseits schaffen sie durch eine Auseinandersetzung zwischen Geschichte und Zukunft eine unverwechselbare, klare Typologie. Mit der Erschließung schaffen sie ein klares Entree für beide Schulen. Diese Erschließung leiten sie in die Hallen bzw. in beide Schulen über. Im Erdgeschoss sind die beiden Sporteinrich- tungen sinnvoll angeordnet, schulintern gut erreichbar und für die Externen gut erschlossen. Die Mensa wie auch die Aula sind zum Foyer sinnvoll an- geordnet und auch zum „Foyer-Platz“ ideal angebunden. Die Außenräume – beide Pausenhöfe und die Sportanlagen für beide Schulen – sind, was die funktionalen Zusammenhänge und die Ausbildung betrifft, richtig entwickelt. ...
Insgesamt eine überzeugende Gesamtanlage des Städtebaus, der Funktionen, der Gliederung der Fassaden und der vom Thema her richtig verstandenen Typologie.
Die Zugänge über Foyers bei beiden Schulen führen jeweils zu einer großzügigen Freitreppe. Die öffentlichen Nutzungen liegen richtig zur Straße orientiert und bieten vielfache Blickbeziehungen zur Öffentlichkeit. … Das geforderte Bauprogramm ist vollumfänglich erfüllt. Die Anordnung und Ausrichtung der Sportfunktionsflächen in Nord-Südrichtung ist aus sportfachlicher Sicht grundsätzlich ansprechend.“
Schulstandort Nord (Los 2)
1. Preis: Arge Spreen–Köhler Architekten mit Fischer Heumann Landschaftsarchitekten,
2. Preis: Ackermann+Raff Architekten mit Glück Landschaftsarchitektur
3. Preis:CODE UNIQUE Architekten mit herrburg Landschaftsarchitekten Anerkennungen: Atelier 30 Architekten mit GTL Landschaftsarchitekten sowie gleichrangig Schulz und Schulz Architekten mit Rehwaldt Landschaftsarchitekten
Auszug aus der Jury-Beurteilung des 1. Preises:
„Der Entwurf füllt konzeptionell den vorgegebenen Bauraum zur städtebaulichen Blockausbildung vollständig aus. Er setzt in der Höhenentwicklung auf eine für das gesamte Gebäude einheitliche Gebäudehöhe mit vier pavillonartigen Obergeschossen auf einem ruhigen massiven Sockelgeschoss. Damit passt er sich gleichmäßig in die Blockquartiersstruktur ein. Im Gebäudeblock bildet er drei Hauptbaukörper aus, die im EG die Sporthallen am Kopf nach Norden und in den OGs die einzelnen Lernhäuser aufnehmen und klar ablesbar machen. Im Erdgeschoss öffnet sich mittig von Süden aus zurückgesetzt das Gebäude mit einem gemeinsamen Eingang und erschließt über zwei Süd-Nord ausgerichtete Flure klar die Gebäudeteile. Dazwischen liegt die Mensa und öffnet sich zu dem großzügig hereingeholten Außenbereich. Die darüberliegenden Lernhäuser werden mit vier Treppenhäusern eindeutig erschlossen. … Funktional löst der Entwurf klar und transparent die geforderten Nutzungseinheiten. Die beiden Schultypen verschmelzen dadurch harmonisch zu einem großen Ganzen. … Die großzügige gemeinsame Zugangssituation bietet ein einladendes Entree. ... Die Sporthallen sind sowohl für die schulische als auch für die außerschulische Nutzung richtig situiert. … Der langgestreckte Pausenhof entwickelt sich konsequent aus der inneren Gebäudestruktur und nimmt alle geforderten Funktionen auf. Zusätzlich ergänzen die beiden kleineren Innenhöfe das Freiraumangebot.“
Detlev Langer, Hauptabteilungsleiter Hochbau im Baureferat, äußert sich sehr zufrieden zum Ergebnis des Wettbewerbs: „Beide Entwürfe zeigen eine intensive Auseinandersetzung mit dem Münchner Lernhauskonzept. Am Standort Süd überzeugen besonders die gemeinsame Adressbildung für beide Schulen und der Übergang der Gebäude zu den Freiflächen. Der Entwurf für den Standort Nord hat eine klare Gebäudestruktur und bildet eine einladende Zugangssituation aus.“
Ausstellung
Das Wettbewerbsergebnis wird vom 9. bis 20. Oktober in der Halle des Technischen Rathauses, Friedenstraße 40, ausgestellt. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag von 8 bis 20 Uhr.
Detlev Langer, Hauptabteilungsleiter Hochbau im Baureferat, eröffnet in Vertretung von Baureferentin Rosemarie Hingerl am Freitag, 6. Oktober 2017, 14 Uhr, die Ausstellung. Im Anschluss spricht Stadtschulrätin Beatrix Zurek und der Jury-Vorsitzende Professor Tobias Wulf erläutert für Fachpublikum und Medien das Wettbewerbsergebnis.
Achtung Redaktionen: Modellfotos der Sieger-Arbeiten können per E-Mail an presse.bau@muenchen.de sowie telefonisch unter 2 33-6 00 12 angefordert werden.
(Siehe auch unter Terminhinweise)