Der eine Architekt und Denkmalpfleger, der andere Politiker der Bayerischen Volkspartei und entschiedener Gegner des Nationalsozialismus: Nach zwei verdienstvollen Münchnern benennt die Stadt eine Straße und einem Platz in der bayerischen Landeshauptstadt. Dies hat der Kommunalausschuss des Stadtrats in seiner aktuellen Sitzung beschlossen. Die bislang namenlose Erschließungsstraße für das Baugebiet zwischen Naßlstraße, Kirchhoffweg und Franz-Albert-Straße in Allach – Untermenzing heißt ab sofort Erwin-Schleich-Straße. Der Münchner Schleich (1925 – 1992) hat sich als Architekt, Denkmalpfleger und Architekturhistoriker einen Namen gemacht. Er war für die Wiederherstellung und Rekonstruktion vieler im zweiten Weltkrieg zerstörter Münchner Baudenkmäler verantwortlich, darunter die Ludwigskirche, St. Peter, das Künstlerhaus am Lenbachplatz und des Ruffinihauses.
Die Erwin-Schleich-Straße ist eine Sackstraße. Sie verläuft von der Naßlstraße ungefähr 80 Meter nach Nordwesten, dann im rechten Winkel nach Nordosten.
Der Platz an der Sophienstraße im Stadtbezirk Maxvorstadt, weithin geprägt durch das zwölf Meter hohe rote Stahl-Kunstwerk „Der Ring“, war bislang inoffiziell als „Kunstplattform“ bekannt. Sein neuer offizieller Name lautet nun „Karl-Stützel-Platz“. Der ehemalige bayerische Innenminister Stützel (1872 – 1944) war entschiedener Gegner der NSDAP, verhängte 1925 ein Redeverbot gegen Hitler, erließ ein Uniformverbot und verbot zeitweise SA und SS. Nach der Machtübernahme durch die Nazis lebte er bis zu seinem Tod als persona non grata in München.
Der Karl-Stützel-Platz befindet sich nordöstlich der Kreuzung Luisenstraße und Elisenstraße.
„Mit diesen Benennungen ehrt der Stadtrat zwei Männer mit großer Lebensleistung und klarer Positionierung gegen die nationalsozialistischen Bewegungen ihrer Zeit. Beide sind daher auch Vorbilder für die heutige Zeit mit starkem München-Bezug“, erläutert Kommunalreferent Axel Markwardt. „Gleichzeitig stellen die neuen Namen eine wichtige kulturelle und geschichtliche Bereicherung des Münchner Straßenbildes dar.“