Vom 17. Oktober bis 20. Dezember zeigt das Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum, Sankt-Jakobs-Platz 1, eine vollständige Retrospektive mit allen Filmen des Regisseurs, Drehbuchautors und Schauspielers Roman Polanski, inklusive seiner frühen Kurzfilme.
Zu Beginn der Retrospektive ist am Donnerstag, 19. Oktober, um 19 Uhr der Dokumentarfilm „Roman Polanski: A Film Memoir“ (2011) von Laurent Bouzereau zu sehen, in dem Polanski in intensiven persönlichen Gesprächen seinem Freund, dem Produzenten Andrew Braunsberg, seinen Lebensweg erzählt, angefangen von seiner Kindheit im Krakauer Ghetto über seine ersten Filme in Polen, den Umzug nach Paris, seine Karriere in Europa und Amerika, den tragischen Mord an seiner schwangeren Frau Sharon Tate, die Kontroversen um seine Verhaftung im Jahr 1977 bis hin zum heutigen Schaffen und Leben in Frankreich mit seiner Frau Emmanuelle Seigner.
Roman Polanski, geboren 1933 in Paris, studierte an der Filmhochschule Łódz, wo er 1959 seinen Abschluss machte. Schon sein erster Spielfilm, das Ehedrama „Das Messer im Wasser“ (1962), das größtenteils auf einem Segelboot spielt, zeugt von Polanskis Vorliebe für Geschichten, die an einem bestimmten Ort innerhalb eines eng begrenzten Zeitraums spielen. In Filmen wie „Ekel“ (1965) und „Rosemaries Baby“ (1968), die beide überwiegend in Wohnungen spielen, nähert er sich seinen Protagonistinnen sehr emotional an und lässt klaustrophobische, surreale Bildgestaltungen zum Spiegel der zerstörten Seelen werden. In seinem dritten „Wohnungsfilm“, dem in Paris spielenden Psychothriller „Der Mieter“ (1976) spielt er schließlich selbst die psychisch deformierte Hauptfigur, den schüchternen Angestellten Trelkovsky polnischer Herkunft.
Polanski greift häufig Genrekonventionen auf und moduliert sie bis hin zur Parodie. Der Gangsterfilm dient zum Beispiel als Schablone bei „Wenn Katelbach kommt …“ (1965), „Tanz der Vampire“ (1967) parodiert den Horrorfilm und „Chinatown“ (1974) ist eindeutig vom amerikanischen film noir beeinflusst. Auch Literaturvorlagen hat Polanski verfilmt, etwa Shakespeares blutrünstiges Drama „Macbeth“ (1971), bei dem er das Hauptaugenmerk durch einen Voice-over-Kommentar auf die psychische Verfassung des angstgetriebenen Mörders legt. In „Der Pianist“ (2002), der auf der Autobiografie des polnischen Pianisten und Komponisten Władysław Szpilman basiert, weist Polanski auf seine eigene Lebensgeschichte als verfolgter Jude hin und kontrastiert die sensible Hauptfigur mit dem aggressiven Herrschaftssystem der Nationalsozialisten.
Weitere Informationen sowie alle Filme und Termine der Reihe findet man im Programmheft des Filmmuseums oder unter www.muenchner-stadtmuseum.de/film
Reservierungen sind möglich unter Telefon 233 96450. Der Eintritt kostet 4 Euro / 3 Euro für Mitglieder des Fördervereins MFZ. Aufschlag bei Überlänge.